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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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sinnlichen Genuss, der nur selten bei irgendwelchen unbeholfenen Fummeleien auf einer flohverseuchten Matratze erreicht wird, erst recht, wenn die Zugluft einen dann auch noch bei jedem Stellungswechsel frösteln lässt.«
    Ormlys verhutzeltes Gesicht verzog sich, und er starrte sie düster an. »Stellungswechsel? Was bedeutet das?«
    »Irgendetwas sagt mir, dass es nirgendwo eine Legion geplagter Frauen gibt, die den Verlust eines gewissen Ormly beklagen würden.«
    »Davon weiß ich nichts. Hör zu, ich bin nervös.«
    »Was glaubst du denn, wie ich mich fühle? Willst du einen Schluck Wein? Oh, ich hatte gehofft, du würdest ablehnen. Sich in dieser Gruft zu verstecken hat ein paar ausgesuchte Weine stark beansprucht. Für dich ist das alles gut und schön, schließlich drückst du dich jede Nacht in den Schatten rum. Ich hingegen muss mich als neue Anführerin unserer Rebellen-Union hier unten verstecken, und den ganzen Tag bekomme ich Nachrichten, oder ich schicke welche weg, kümmere mich um den endlosen Papierkram …«
    »Was für Papierkram?«
    »Nun, den Papierkram, mit dem ich mich rumschlage, um die Speichellecker davon zu überzeugen, dass ich furchtbar beschäftigt bin, damit sie nicht ständig hier angerannt kommen, verdammt.«
    »Ja. Abet was schreibst du auf, Rucket?«
    »Ich zeichne Gesprächsfetzen auf, die ich zufällig mitgehört habe - die Akustik hier unten ist beeindruckend, wenn auch ein bisschen eigensinnig. Gelegentlich kann das zu reinster Poesie führen, wenn man die Schnipsel mit kritischem Blick nebeneinanderstellt.«
    »Wenns Zufall ist, ist es keine Dichtkunst«, sagte Ormly. Er machte noch immer ein finsteres Gesicht.
    »Du bis ganz offensichtlich nicht auf dem Laufenden, was moderne Strömungen betrifft.«
    »Nur bei einer, Rucket. Und deswegen bin ich auch so nervös. Es geht um Tehol Beddict, verstehst du?«
    »Da haben wir ein höchst außergewöhnliches Beispiel für das Nebeneinanderstellen«, antwortete sie und griff nach einem weiteren Schweinsohr. »Idiotie und Genialität. Vor allem seine Genialität, für idiotische Augenblicke zu sorgen. Na ja, das letzte Mal, als wir uns geliebt haben …«
    »Rucket - bitte! Siehst du nicht, was da draußen vorgeht? Oh, tut mir leid, ich nehme an, das tust du tatsächlich nicht. Dann hör mir zu. Er ist zu erfolgreich! Es geht alles zu schnell! Die Patriotisten haben irgendwas Schreckliches am Köcheln, und du kannst sicher sein, dass das Freiheitskonsortium sie mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt. Auf den Unteren Märkten haben sie mit Tauschhandel angefangen, weil es keine Münzen mehr gibt.«
    »Nun - das wat der Plan …«
    »Aber wir sind noch nicht bereit!«
    »Ormly, das Schuppenhaus ist eingestürzt, oder?«
    Er starrte sie misstrauisch an, gab ein undeutliches Geräusch von sich und wandte den Blick ab. »Stimmt, aber wir wussten, dass das passieren würde. Darauf waren wir vorbereitet, ja. Nur zu wahr. Auch wenn uns das nicht näher dranbringt, zu wissen, was passieren wird, wenn - was auch immer es ist - passiert, vorausgesetzt, dass wir überhaupt wissen werden, dass es passiert, wenn es passiert. Wie auch immer, du versuchst gerade, mich zu verwirren, weil du in Bezug auf Tehol jegliche Objektivität verloren hast.«
    »Oh nein, also wirklich - hältst du mich für eine Idiotin?«
    »Ja. Die Liebe, die Lust, irgendwas in der Art hat deine Fähigkeit, klar zu denken, beeinflusst, wenn es um diesen Verrückten geht.«
    »Du bist derjenige, der nicht klar denkt. Das Geheimnis heißt in diesem Fall nicht Tehol. Das mit Tehol ist einfach - nein, ich meine nicht in Hinsicht auf … oh, nun gut, in der Hinsicht dann doch. Egal. Wie ich schon gesagt habe: Mit ihm ist es einfach. Das wahre Geheimnis, Ormly, ist sein verdammter Diener.«
    »Bagg?«
    »Bagg.«
    »Aber der ist doch nur der Strohmann …«
    »Bist du dir sicher, dass es nicht andersrum ist? Was macht er mit den ganzen Münzen, die sie an sich gerafft haben? Sie im Hinterhof vergraben? Die beiden haben noch nicht mal einen Hinterhof. Ormly, wir sprechen hier von einer riesigen Menge Münzen.« Sie wedelte mit einer Hand. »Mit denen könnte man diese Gruft hier zwanzig Mal füllen. Ja, klar, es gibt andere Grüfte unter der Stadt, aber wir kennen sie alle. Ich habe Läufer hingeschickt, aber sie sind samt und sonders leer, der Staub auf dem Fußboden ist seit Jahren nicht mehr aufgewirbelt worden. Wir haben Ratten losgeschickt - in jeden Spalt,

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