Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
Vom Netzwerk:
Irrtum möglich - die Herde wurde gerade gestohlen. Abasard konnte es nicht glauben. Er drehte sich um, ging den Weg zurück, den er gekommen war. Zwanzig leise Schritte später fing er an zu rennen - zurück zum Lager.
     
    Rotmaskes Peitsche schlängelte sich zischend durch die Luft und legte sich um den Hals des Schäfers - der alte Letherii, der einfach dagestanden und stumm die sich jetzt bewegende Herde angestarrt hatte, war vor dem dunklen Hintergrund gut zu erkennen gewesen. Ein kräftiger Ruck - und der Kopf des Schäfers rollte von seinen Schultern, während der Körper - mit kurz zuckenden Armen - zur Seite fiel.
    Das war der letzte von ihnen gewesen, wie Rotmaske wusste, während er sich vorwärts bewegte. Außer einem, der so klug gewesen war zu fliehen, auch wenn ihn das am Ende nicht retten würde. Nun, Eindringlinge setzten sich eben einer gewissen Gefahr aus - schließlich waren sie ebenfalls Diebe, oder? Diebe, die in ihrem unverdienten Reichtum schwelgten, auf Land hockten, das ihnen nicht gehörte, und dabei noch so arrogant waren zu verlangen, dass es sich zu verändern hatte, um ihren Zwecken zu dienen. Das war dasselbe wie auf die Geister in der Erde zu pissen - für diese Art Frechheit und Blasphemie musste man immer bezahlen.
    Er schob den letzten Gedanken als unwürdig beiseite. Die Geister konnten auf sich selbst aufpassen, und sie würden sich auf ihre Weise rächen, wenn der rechte Zeitpunkt gekommen war - denn sie waren ebenso geduldig wie unerbittlich. Es war nicht an Rotmaske, im Namen dieser Geister zu handeln. Nein, diese Art von Rechtschaffenheit war sowohl unnötig wie unaufrichtig. Die Wahrheit war einfach: Rotmaske genoss es, die rächende Hand zu sein. Aus persönlichen Gründen, und entsprechend köstlich schmeckte das Gefühl.
    Er hatte bereits in Drene damit begonnen, Letherii zu töten.
    Mit dem Messer in der Hand kauerte er sich über den abgetrennten Kopf des alten Mannes, zog dem Letherii die Gesichtshaut ab, rollte sie zusammen und steckte sie zu den anderen in den salzverkrusteten Beutel an seiner Hüfte.
    Die meisten Hirtenhunde hatten sich der Herausforderung des Zughunds unterworfen - sie folgten jetzt dem größeren, gefährlicheren Tier, das sich daran machte, die ganze Herde zu wecken und dann sogleich nach Osten zu treiben.
    Als im Lager der Treiber die ersten Schreie ertönten, richtete Rotmaske sich auf und drehte sich um.
     
    Abasard war noch vierzig Schritt vom Lager entfernt, als er sah, wie eines der Zelte zur Seite hin umfiel - Zeltstangen brachen und Halteseile rissen, als eine riesige, zweibeinige Kreatur darauf sprang, deren Krallen die Leinwand durchstießen und die sich windenden Gestalten darunter verletzten. Schreie erfüllten die Luft. Den Kopf zur Seite drehend, trottete der Dämon auf merkwürdig staksige Weise weiter. In seinen Händen hatte er große Schwerter.
    Ein zweiter kreuzte seinen Weg, schnell, geduckt bewegte er sich auf das Haus des Vorarbeiters zu. Abasard sah, wie eine Gestalt vor dem zweiten Tier zu fliehen versuchte - aber nicht schnell genug, denn der Kopf schoss etwas geneigt vor, so dass sich die Kiefer um den Kopf des Mannes schlossen. Woraufhin das Reptil den Körper mit knochenbrechender Wucht in die Höhe schleuderte. Der schlaffe Körper segelte durch die Luft, kam hart auf dem Boden auf und rollte weiter in ein Kochfeuer. Funken stoben auf.
    Abasard stand einfach nur da, wie gelähmt von dem entsetzlichen Gemetzel, das er vor sich sah. Er hatte den Mann erkannt. Ein weiterer Schuldner, ein Mann, der eine seiner Tanten umworben hatte, ein Mann, der immer zu lachen schien.
    Und dann fiel ihm eine andere Gestalt ins Auge. Seine kleine, zehn Jahre alte Schwester rannte aus dem Lager - weg von einem Zelt, dessen Bewohner unter hackenden Schwerthieben starben - unser Zelt. Vater …
    Das Reptil hob den Kopf, sah das wegrennende Mädchen, und raste hinter ihm her.
    Plötzlich merkte Abasard, dass er rannte … dass er genau auf die monströse Kreatur zurannte.
    Wenn sie ihn herankommen sah, kümmerte sie sich nicht darum - bis zum allerletzten Augenblick, als Abasard seinen Stab hob, und weit ausholte; er hoffte, eines der Hinterbeine des Tiers zu treffen, stellte sich vor, wie Knochen brachen …
    Das nähere Schwert schlug zu, so schnell, so …
    Und dann lag Abasard im feuchten Gras, spürte, wie eine Seite seines Körper Hitze verströmte, und während er die Hitze verströmte, wurde er immer kälter. Er starrte, sah aber

Weitere Kostenlose Bücher