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SdG 12 - Der Goldene Herrscher

SdG 12 - Der Goldene Herrscher

Titel: SdG 12 - Der Goldene Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steven Erikson
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unterstützen uns gegenseitig, wie es zu besagter Überschneidung passt; und über die vor uns liegende Aufgabe hinaus wird es keinerlei gegenseitige Verpflichtungen geben.«
    »Damit bin ich einverstanden.«
    »Ihr beide«, sagte der Vermummte und wandte sich ab, »seid schlimmer als Advokaten. Und ihr wollt ganz bestimmt nicht wissen, was ich mit den Seelen von Advokaten mache.« Einen Herzschlag später war der Lord des Todes verschwunden.
    Menandore runzelte die Stirn. »Schattenthron, was sind Advokaten?«
    »Ein Berufsstand, der sich der Untergrabung von Gesetzen verschrieben hat, um dadurch Gewinne zu erzielen«, antwortete er, während er zurück in den Wald schlurrte, wobei sein Gehstock unerklärlicherweise klackende Geräusche machte. »Als ich Imperator war, habe ich daran gedacht, sie alle umzubringen.«
    »Und warum hast du es nicht getan?«, fragte sie. Er begann bereits, zwischen den Bäumen zu einem Miasma aus Düsternis zu verblassen.
    Seine Antwort kam schwach: »Der Königliche Advokat hat gesagt, es wäre ein schrecklicher Fehler.«
    Menandore war wieder allein. Sie schaute sich um, brummte dann: »Bei den Göttern - ich hasse diesen Ort.« Einen Augenblick später war auch sie verschwunden.
     
    Janall, die einstige Herrscherin des letherischen Imperiums, war kaum noch als Mensch zu erkennen. Brutal als Kanal für die chaotische Macht des Verkrüppelten Gottes benutzt, war ihr Körper zu einem bösartigen Alptraum verformt worden - die Knochen gekrümmt, die Muskeln überdehnt und verklebt - und jetzt hingen Fettwülste von ihrem missgestalteten Körper. Sie konnte nicht gehen, konnte noch nicht einmal den linken Arm heben, und die Zauberei hatte ihren Verstand gebrochen. In ihren Augen, die in der Düsternis böswillig glitzerten, loderte der Wahnsinn, wie Nisall feststellte, als sie - eine Laterne in der Hand - im Türrahmen stehenblieb.
    Das Zimmer stank nach Schweiß, Urin und den Absonderungen der zahllosen eiternden Wunden auf Janalls Haut; dazu kamen noch andere Gerüche, von denen einer süßlich war - wie nach verdorbenem Essen -, während der andere, stechende, die Konkubine des Imperators an verfaulende Zähne erinnerte.
    Janall zog sich mit einer merkwürdigen, asymmetrischen Verlagerung ihrer Hüften vorwärts, drehte sich dabei auf ihrem rechten Arm. Die Bewegung wurde von einem feuchten Geräusch begleitet, und Nisall sah Speichel aus dem missgestalteten Mund der einst schönen Frau strömen. Der ganze Fußboden war mit diesem Schleim bedeckt, der, wie ihr klar wurde, die Quelle des stechenden Geruchs war.
    Die Konkubine kämpfte gegen die aufsteigende Übelkeit an und trat ein paar Schritte vor. »Imperatrix.«
    »Nicht mehr!« Die Stimme war rau - Worte, die durch eine verformte Kehle gepresst worden waren -, und mit jeder Bewegung ihres verunstalteten Kiefers spuckte sie Sabber aus. »Ich bin Königin! Königin seines Hauses, seines honigsüßen Hauses - oh, wir sind eine zufriedene Familie, oh, ja, und eines Tages, eines baldigen Tages - du wirst es erleben, oh, ja - wird das Hündchen auf dem Thron hierherkommen. Zu mir, seiner Königin. Du, Hure, du bist niemand - das Haus ist nicht für dich. Du machst Rhulad blind für die Wahrheit, aber seine Sicht wird sich klären, sobald wir«, ihre Stimme sank zu einem Flüstern herab, und sie beugte sich vor, »dich los sind.«
    »Ich bin gekommen«, sagte Niall, »um nachzusehen, ob Ihr irgendetwas braucht …«
    »Lügnerin. Du bist gekommen, weil du Verbündete suchst. Du hast vor, ihn zu rauben. Mir. Unserem wahren Herrn. Du wirst scheitern! Wo ist mein Sohn? Wo ist er?«
    Nisall schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich weiß noch nicht einmal, ob er noch am Leben ist - manche bei Hofe behaupten, dass er noch lebt, während andere mir erzählen, er sei schon lange tot. Aber ich werde versuchen, es herauszubekommen, Imperatrix. Und wenn ich es weiß, werde ich wieder hierher kommen. Mit der Wahrheit.«
    »Ich glaube dir nicht. Du warst nie meine Verbündete. Du warst Ezgaras Hure, nicht meine.«
    »Hat Turudal Brizad Euch besucht, Imperatrix?«
    Einen Augenblick lang schien es, als würde sie nicht antworten. Dann brachte sie so etwas wie ein Schulterzucken zustande. »Er traut sich nicht. Der Herr sieht durch meine Augen - sag das Rhulad, und er wird wissen, was geschehen muss. Durch meine Augen - schau genauer her, wenn du einen Gott kennenlernen willst. Den Gott. Den einzigen Gott, der jetzt noch wichtig ist. Die anderen

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