SdG 12 - Der Goldene Herrscher
kastrierten Männern wie Triban Gnol.
»Leider ist es mir nicht gestattet, mit meinem Imperator zu sprechen«, sagte der Krieger.
Sie blieb stehen und blickte ihn an. »Seid Ihr in Ungnade gefallen?«
»Ich habe keine Ahnung.«
Jetzt war Nisall wirklich neugierig geworden. Sie schaute den Edur ein paar Herzschläge lang an und fragte dann: »Wollt Ihr etwas Wein?«
»Danke, nein. Wusstet Ihr, dass Karos Invictad die Anweisung erteilt hat, Beweise zusammenzutragen, die zu Eurer Verhaftung wegen Aufwiegelung führen sollen?«
Sie blieb ganz still stehen. Eine Hitzewelle durchströmte sie, dann wurde ihr plötzlich kalt, und die Schweißtropfen auf ihrer Stirn fühlten sich an wie Eis. »Seid Ihr hier«, flüsterte sie, »um mich zu verhaften?«
Er zog die Brauen hoch. »Nein, nicht deshalb. Genauer gesagt, ganz im Gegenteil.«
»Dann wollt Ihr also bei meinem Verrat mitmachen?«
»Erste Konkubine, ich glaube nicht, dass Ihr Euch an irgendwelchen aufrührerischen Handlungen beteiligt. Und falls doch, bezweifle ich, dass sie sich gegen Imperator Rhulad richten.«
Sie runzelte die Stirn. »Aber wenn sich meine Taten nicht gegen den Imperator richten, gegen wen dann? Und wie könnte man sie für verräterisch halten, wenn sie nicht gegen Rhulad gerichtet sind? Glaubt Ihr, ich ärgere mich über die Vorherrschaft der Edur? Gegen wen genau habe ich mich verschworen?«
»Wenn ich gezwungen wäre, eine Vermutung zu wagen … Kanzler Triban Gnol.«
Sie schwieg einen Augenblick und fragte dann: »Was wollt Ihr?«
»Verzeiht mir. Ich heiße Bruthen Trana. Ich wurde beauftragt, die Aktionen der Patriotisten zu überwachen, obwohl der Imperator diesen speziellen Auftrag inzwischen wahrscheinlich vergessen hat.«
»Das überrascht mich nicht. Ihr habt ihm noch keinen Bericht erstattet.«
Er verzog das Gesicht. »Das stimmt. Dafür hat der Kanzler gesorgt.«
»Er besteht darauf, dass Ihr stattdessen ihm Bericht erstattet, oder? Ich fange allmählich an zu verstehen, Bruthen Trana.«
»Vermutlich sind Triban Gnols Beteuerungen, dass er besagte Berichte an Rhulad weitergeleitet hat, falsch.«
»Die einzigen Berichte, die der Imperator im Hinblick auf die Patriotisten bekommt, sind die des Beaufsichtigers - nachdem der Kanzler sie überprüft hat.«
Er seufzte. »Genau wie ich vermutet habe. Erste Konkubine, es heißt, dass Eure Beziehung zum Imperator mittlerweile mehr ist als eine zwischen Herrscher und erwählter Hure - verzeiht mir, dass ich diesen Begriff benutze. Rhulad wird von seinem eigenen Volk isoliert. Er nimmt täglich Bittgesuche entgegen, aber die stammen alle von Letherii, und die Bittsteller werden von Triban Gnol und seinen Leuten sorgfältig ausgewählt. Seit die Flotten davongesegelt sind, ist alles noch schlimmer geworden, denn an Bord jener Schiffe waren Tomad Sengar und Uruth und noch viele andere Hiroth, darunter auch Rhulads Bruder Binadas. Alle, die sich den Machenschaften des Kanzlers wirksam hätten entgegenstellen können, wurden aus Rhulads Umfeld entfernt. Sogar Hanradi Khalag …«Er verstummte, starrte sie an. Dann zuckte er die Schultern. »Ich muss mit dem Imperator sprechen, Nisall. Unter vier Augen.«
»Wenn ich demnächst gefangen genommen werde, kann ich Euch wahrscheinlich nicht helfen«, sagte sie.
»Nur Rhulad kann verhindern, dass das geschieht«, sagte Bruthen Trana. »In der Zwischenzeit kann ich Euch einen gewissen Schutz gewähren.«
Sie legte den Kopf schräg. »Wie das?«
»Ich werde Euch zwei Leibwächter aus meinem Volk zuteilen.«
»Oh, dann seid Ihr also doch nicht ganz allein, Bruthen.«
»Der einzige Edur, der hier wirklich allein ist, ist der Imperator. Und vielleicht Hannan Mosag, obwohl der immer noch seine K’risnan hat - aber es ist alles andere als gewiss, dass der einstige Hexenkönig Rhulad gegenüber loyal ist.«
Nisall lächelte, aber es war ein humorloses Lächeln. »Und so stellt sich heraus«, sagte sie, »dass sich die Tiste Edur letztlich nicht von den Letherii unterscheiden. Wisst Ihr, Rhulad würde wollen, dass es … anders wäre.«
»Dann können wir ihm vielleicht zusammen dabei helfen, dass seine Vision wahr wird.«
»Eure Leibwächter sollten sehr geschickt sein, Bruthen. Die Spione des Kanzlers beobachten mich ohne Unterlass.«
Der Edur lächelte. »Wir sind die Kinder des Schattens, Nisall …«
Einst, in längst vergangenen Zeiten, war sie eine Zeit lang durch die Sphäre des Vermummten gewandert. In der Sprache der Eleint
Weitere Kostenlose Bücher