SEAL Team 12: Bittere Vergangenheit (German Edition)
Geschichten geteilt und brenzlige Situation überstanden hatten, nun tot waren.
»Sie waren auch meine Männer«, konterte Joe und hielt dem stechenden Blick des anderen nur mit Mühe stand. »Und es tut mir leid, Sean«, ergänzte er, woraufhin das Kinn des Chiefs leicht zu beben begann. »Es tut mir so verdammt leid, dass es so ausgegangen ist.«
Resigniert nahm Harley einen entspannteren Gesichtsausdruck an. Schweigen stellte sich ein, wirkte tief und verheerend wie eine tödliche Wunde. »Ich hoffe, Ihre Verbrennungen heilen gut, Sir«, sagte der Chief, wobei er nickend auf Joes Verletzung deutete.
»Danke.«
Dann straffte der Mann sich und salutierte zackig.
Trotz seines bleischweren Arms schaffte Joe es, den Gruß zu erwidern.
Harley machte auf dem Absatz kehrt und verließ ohne ein weiteres Wort die Waschräume.
Drei Sekunden verstrichen, dann ließ Joe sich auf eine der Bänke vor den Spinden sinken.
Himmel, was, wenn es wirklich sein Fehler war?
Er vergrub das Gesicht in den Händen und erschauerte.
Es vergingen weitere drei Tage, während der er an Einsatzbesprechungen teilnahm, Papierkram erledigte, packte und die Rückreise antrat, bis er endlich wieder zu Hause ankam. Joe lenkte seinen schwarzen Jeep mit Verdeck in die Auffahrt seines Sechszimmerhauses in einem Vorort von Virginia Beach, stellte den Motor ab und starrte vor sich hin.
Früher hatte er Urlaub als ein notwendiges, ärgerliches Übel zwischen seinen Einsätzen betrachtet. Doch diesmal gab es keinen neuen Auftrag, auf den er sich freuen konnte. Er würde nicht in sein Team zurückkehren.
Sie sind zu lange dabei, um Operations Officer zu bleiben , hatte Captain Lucas erklärt. Es wird Zeit, dass Sie das Kommando über eine Einheit übernehmen. Fahren Sie heim und warten Sie auf den Anruf der Einsatzleitung .
Doch sein Zuhause kam ihm seltsam fremd vor. Als er im Mai aus Virginia aufgebrochen war, hatte noch der Hartriegel geblüht. Jetzt war Ende Oktober, und der zehn Jahre alte Ahorn in seinem Vorgarten trug bereits orange verfärbte Blätter. Das leuchtende Laub des Baums und die Blumenbeete unterschieden sein Haus von den anderen. Er hatte einen Jungen dafür bezahlt, den Sommer über seinen Rasen zu mähen. Und von irgendjemandem war offenbar Laub geharkt worden, denn sein Vorgarten sah tadellos aus.
Zu teilnahmslos, um dafür dankbar zu sein, stieg Joe aus seinem Wagen aus und verzog angesichts der Schmerzen das Gesicht. Inzwischen war herausgekommen, dass er sich bei dem Sturz nach der Explosion eine Rückenverletzung zugezogen hatte. Doch er verzichtete auf die verschriebenen Medikamente. Die Schmerzen lenkten ihn von der Tragödie ab.
Er hatte gerade die Autotür zugeworfen, da nahm er das Geräusch schneller, vom Gras gedämpfter Schritte wahr und blickte auf. Seine Nachbarin – wie hieß sie noch gleich? – kam mit seinem schwarz-weißen Kater auf dem Arm über den Rasen auf ihn zugeeilt.
»Sir!«, rief sie mit freundlicher Stimme. Ihr schüchternes Lächeln gefror auf ihren Lippen, als sie die scheußlichen Verbrennungen bemerkte, im nächsten Moment fasste sie sich jedoch wieder. »Sie sind wieder da«, bemerkte sie und blieb auf Höhe des Vorderrads seines Wagens stehen.
»Ja«, gab er schroff zurück. Er freute sich, seinen Kater zu sehen, hatte aber keine Lust auf einen Plausch.
Ihre wasserblauen Augen zogen ihn in ihren Bann. »Ich war in Sorge«, erklärte sie, dann schienen ihre nächsten Worte regelrecht über ihn hereinzubrechen. »Ich habe in den Nachrichten von dem schrecklichen Vorfall gehört. Es tut mir furchtbar leid. Sie haben bestimmt einige sehr gute Freunde verloren.«
Ihre Aufrichtigkeit war zu viel für ihn. »Danke.« Joe musste den Blick auf seinen Kater senken. »Na, Felix, mein Dicker. Wie kannst du der Dame bloß ihre Zeit stehlen?« Er trat näher und tätschelte dem Tier den Kopf.
»Oh, das ist kein Problem«, versicherte ihm die Nachbarin. »Felix hat bloß gemerkt, dass er regelmäßig gefüttert wird, wenn er zu mir kommt. Ihre, äh, Katzensitterin ist nicht besonders zuverlässig.«
Joe sah auf, als sie in so kühlem Tonfall über seine Freundin Barbara sprach. Er bemerkte, dass die Frau den Schorf und die Schrammen an seiner Hand musterte, und zog den Arm zurück. Dann wandte er sich ab, um seinen Seesack von der Rückbank des Jeeps zu nehmen. Unter dem Gewicht stöhnte er auf. Er drehte sich wieder um und griff mit seiner freien Hand nach dem Kater. »Danke fürs Aufpassen«,
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