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Sebastian

Sebastian

Titel: Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Bishop
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die nicht länger leer waren. Sie waren erfüllt von Erschrecken, Unglauben und einer ängstlichen Sehnsucht.
    Ephemera zog sie fort. In einem Augenblick würde es zu spät sein.
    Mit aller Kraft, die ihr zu Verfügung stand, sprang sie.
    Das Letzte, was sie sah, war Sebastian, der die Hände ausstreckte, um sie zu aufzufangen. Das Letzte, was sie fühlte, war, wie er seine Arme um sie schlang.
    Dann trug die Welt sie fort … und sie sah nur noch Dunkelheit.
     Glorianna schwankte, kaum in der Lage, sich auf den Beinen zu halten. Sie fühlte sich ausgehöhlt und leer.
    Wahnsinn. Ein Wahn musste sie dazu veranlasst haben, zu glauben, sie könne das Urteil des Herzens über eine ganze Landschaft sprechen. Aber …
    Die Stadt war erfüllt von Dunklen Strömungen, die ihrer Dunklen Resonanz nicht entsprachen. Und die Herzen in der Stadt, die sich nach dem Licht gesehnt hatten …
    Waren fort. Alle fort. Frei von diesem Ort.
    Sie sah sich um. Sebastian und Lynnea waren verschwunden, und sie hoffte aus ganzem Herzen, dass sie das Richtige für beide getan hatte.
    Alle waren verschwunden … außer einem Zauberer mit verbundenem Fuß. Stöhnend lag er auf dem Boden.
    Sie blickte hinauf zur Stadt, dann zu dem Mann. Er war keiner von ihnen, aber ihnen doch zu ähnlich. Hatte es einen Moment gegeben, in dem sein Herz eine Wahl getroffen hatte? Lag er deshalb immer noch vor der Stadt?
    Mitleid regte sich in ihr, und sie fragte sich, ob es etwas - irgendetwas - gab, das sie tun konnte, außer ihn elendig an diesem Ort liegen zu lassen.
    Dann erblickte der Zauberer sie und bemühte sich, aufzustehen.
    »Glorianna«, sagte Lee mit leiser Stimme. »Geh einfach rückwärts. Ich bin genau hinter dir, auf der Insel. Verschwinde, bevor der Bastard die Chance hat, dir etwas anzutun.«
    Sie ging zwei Schritte zurück, dann blieb sie stehen. »Ich muss es zu Ende bringen. Wenn ich es nicht tue, waren all die Gefahren, die wir auf uns genommen haben, vergebens.«
    »Glorianna.«
    Sie griff nach aller Macht in ihrem Innern, die sie noch übrig hatte - und veränderte die Landschaft, nahm den Teil Ephemeras, der die Stadt der Zauberer festhielt, aus der Welt.
    So erschöpft, dass sie kaum noch stehen konnte, machte Glorianna noch einen Schritt auf Lee und die Insel zu. Beinahe hatte sie es geschafft. Beinahe.
    »Du dummes Luder!«, schrie der Zauberer. »Was hast du dem Rat angetan?«
    »Ich habe das Urteil des Herzens über sie gesprochen«, antwortete sie, obwohl ihre Stimme so kraftlos war, dass sie bezweifelte, dass er sie hören konnte.
    Wut verzerrte sein Gesicht. Er hob eine Hand.
    Sie starrte ihn an, wusste, was geschehen würde, aber sie war zu erschöpft, um sich zu bewegen.
    Dann packte Lee sie und zog sie auf die Insel, gerade als der Blitz des Zauberers den Boden traf, auf dem sie einen Moment zuvor noch gestanden hatte.
    »Das war zu knapp«, sagte er. Er klang gleichzeitig wütend, ängstlich und erleichtert.
    »Ich weiß.« Ihre Stimme schien aus weiter Ferne zu kommen. »Lee?«
    Dann verschwand alles im Nichts.
     Unkraut wächst in jedem Garten.
     - Das Buch der Lektionen
     Was man in einem Garten für Unkraut hält,
    ist eine höchst nützliche Pflanze in einem anderen.
     - Belladonna
     

Kapitel Sechundzwanzig
    Noch immer verängstigt und wütend.
    Das war Gloriannas erster Gedanke, als sie die Augen aufschlug und in Lees Gesicht blickte. »Was ist passiert?«
    »Du bist ohnmächtig geworden. Mach das nie wieder.«
    »Mir hat es auch nicht besonders gut gefallen«, murrte sie. Er sah zornig genug aus, um sie zu schlagen, aber in dem Moment, in dem sie versuchte, sich aufzusetzen, war er da und half ihr. Dann saß sie da, fest an seine Brust gedrückt, und er hielt sie im Arm, während er sie beide sanft vor und zurückwiegte.
    Er zittert. »Lee«, sagte sie und schlang die Arme um ihn.
    »Es hat mir Angst gemacht, Glorianna. Als ich gesehen habe, wie dieser Bastard die Hand gehoben hat, war ich mir nicht sicher, ob ich bei dir sein könnte, bevor …« Er schluckte trocken. »Es hat mir Angst gemacht.«
    »Mir auch.« Aber gemeinsam mit dem Klang des Wassers, das plätschernd in den Brunnen rann, begann die Melodie seines Herzschlags, der sich beruhigte und wieder seinen normalen, stetigen Rhythmus aufnahm, sie fortzutragen. »Lee?«
    »Hm?«
    »Ich bin so müde. Können wir uns später anschreien?«
    Er antwortete so lange nicht, dass sie schon fast eingeschlafen war. Dann sagte er später: »In Ordnung. Wir

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