Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
der Computer. »Es gibt hier Vorräte für eine Woche, und ich kann mehr als genug für euch beschaffen. In etwa drei Wochen werden alle Aufseher tot sein, schon in zwei Wochen wären sie nicht mehr in der Lage, euch aufzuhalten.«
»Das nützt nichts!« rief Trelig. »Da oben sind zwei Schiffe, die wir unter Kontrolle bekommen müssen – sonst sitzen wir in der Falle! Vergeßt nicht, es gibt eine Reihe von Agenten und Diplomaten, die nicht davon betroffen sind, daß die Schwammwirkung nachläßt! Da die Aufseher rebellieren, könnten einige davon schon bewaffnet sein, um die Schiffe zu erobern! Wenn sie entkommen, sitzen wir für immer fest!«
»Ich stelle richtig«, sagte Obie sofort. »Es gibt ein Schiff. Mit dem anderen sind Mavra Tschang, Nikki Zinder und ein Aufseher namens Renard entkommen.«
Gil Zinder schien wieder lebendig zu werden.
»Nikki? Fort von hier? Haben sie es geschafft, Obie? Sind sie wieder zu Hause?«
»Bedaure, Dr. Zinder«, entgegnete Obie bedrückt. »Der vorzeitige Test hat mich zum Handeln gezwungen. Sie wurden mit uns in den Strudel gerissen und sind inzwischen auf der Schacht-Welt abgestürzt.«
Der alte Wissenschaftler schien in sich zusammenzusinken. Trelig ging auf einen ganz anderen Punkt ein.
»Was heißt, dich zum Handeln gezwungen?« fauchte er wütend. »Du hast uns verraten!«
»Ich bin ein Wesen mit eigenem Bewußtsein, Rat«, erwiderte er verwundert. »Ich tue, was ich tun muß, und trotzdem habe ich außerhalb dieser Begrenzungen eine gewisse Handlungsfreiheit. Genau wie die Menschen.«
»Wie hast du die Welt genannt, auf der sie abgestürzt sind, Obie?« fragte Ben.
»Die Schacht-Welt«, antwortete der Computer. »Das ist ihr Name.«
»Die Schacht-Welt«, murmelte Ben Yulin und starrte die Konsole an, während Trelig und seine Gegner wieder aufeinander feuerten.
»Obie«, sagte Yulin beinahe flüsternd, »erzähl mir von dieser Schacht-Welt. Ist sie nur ein riesiger Markovier-Computer oder was sonst?«
»Ich muß interpolieren, Ben«, entschuldigte sich Obie. »Ich erhalte diese Informationen schließlich stückweise, und alles auf einmal. Nein, ich glaube aber nicht, daß dem so ist. Der Computer – der Schacht – ist der gesamte Kern des Planeten. Der Planet selbst scheint in weit mehr als tausend verschiedene und deutlich abgesonderte Biosphären aufgeteilt zu sein, jede ausgestattet mit ihrer eigenen beherrschenden Lebensform, mit eigener Flora, Fauna, Atmosphäre und so weiter. Es ist wie eine riesige Zahl kleiner Planeten. Ich stelle mir diese als Prototyp-Kolonien für spätere Einpflanzung ins Universum in ihre wahre, mathematisch exakte Umwelt vor. Sie sind lebendig, sie sind aktiv, sie existieren.«
Die beiden anderen hörten gebannt zu.
»Die drei, die abgestürzt sind«, sagte Zinder stockend. »Haben sie… haben sie – überlebt?«
»Unbekannt«, erwiderte Obie wahrheitsgemäß. »Da sie nicht Teil der Schachtwelt-Matrix sind, hat der Computer sie nicht im Speicher. Selbst wenn sie es wären, würde man sie wohl nicht unterscheiden können. Es gibt zu viele denkende Wesen da unten.«
»Warum fragt ihr ihn nicht etwas Praktisches, etwa wie, zum Teufel, wir hier herauskommen?« fauchte Trelig plötzlich. »Die Tatsache, daß nur noch ein Schiff da ist, macht die Sache nur noch dringender!«
Yulin nickte. Er dachte eine Weile angestrengt nach und hieb plötzlich mit der rechten Faust in die linke Handfläche.
»Ich bin ein Narr!« rief er. »Natürlich. Obie, funktioniert dein kleiner Spiegel noch?«
»Ja, Ben, aber nur innerhalb seiner alten Grenzen. Der große ist starr auf den Schacht-Computer eingestellt, bis ich oder jemand anderer dahinterkommt, wie wir ihn loslösen können, und im Augenblick habe ich da überhaupt keine Vorstellung.«
»Okay. Der kleine ist alles, was ist jetzt brauche. Obie, du hast die Formel für den Schwamm, nicht?«
»Selbstverständlich«, kam die Antwort. »Aus dem Blut einer Reihe früherer Versuchspersonen.«
»Mhm«, sagte Yulin. »Aktivieren und Energie zuführen. Ich brauche eine kleine Menge Schwamm, sagen wir fünf Gramm, in einem dichten Plastikbehälter. Und ich brauche zusätzlich ein Kilogramm des Stoffes mit den folgenden chemischen Ersatzbestandteilen…«
Er ratterte eine lange chemische Formel herunter. Die anderen sahen ihn erstaunt an.
Zinder begriff als erster, was Yulin vorhatte, und stöhnte auf.
»Aber – das können Sie nicht tun !«
Aber Yulin konnte es, hatte es verlangt, und
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