Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
was geschah, wußte es, bis die Hirnrinde voll erfaßt wurde und den Betroffenen zuerst in ein Tier, dann in eine Pflanze verwandelte, die einfach dalag und verhungerte. Eine Lobotomie in Zeitlupe.
Der Schwamm war nicht die Droge, sondern das Gegenmittel. Kein wirksames, da er immer wieder gegeben werden mußte, aber die Absonderungen der Schwämme hielten das Wachstum des Mutationsstammes auf. Wenn man Schwamm brauchte, wurde man zum Sklaven des Syndikats. Der Stoff war für die Kom-Welten zu gefährlich, als daß man ihn herumliegen lassen durfte; der Schwamm selbst enthielt das suchterregende Material. Aber habgierige, ehrgeizige Politiker besaßen ihn, züchteten ihn und herrschten damit.
Angesichts einer solchen Zukunft schlang der Aufseher den Schwamm aus dem Plastikbeutel gierig hinunter. Die Dosis reichte nicht aus, aber sie würde überzeugend wirken.
»Es ist echt!« rief der Aufseher, offensichtlich erstaunt. »Es ist der echte Stoff!«
»Ein Kilogramm im Tausch für eure Waffen!« schrie Trelig. »Jetzt – oder wir warten ab!«
»Die Nachricht ist nach oben gegangen«, meldete sich eine neue, tiefere Stimme aus dem Lautsprecher. »Okay, wir kommen herüber – vier von uns. Die anderen sorgen dafür, daß ihr uns nicht abknallt. Ihre Waffen bekommt ihr, wenn wir das Kilo haben und ihr herauskommt. Nicht früher.«
Trelig wartete eine Weile und grinste bösartig.
Drei weitere Aufseher traten zu dem ersten und blickten erwartungsvoll auf den Eingang.
»Okay, hier ist das Kilo!« rief Trelig, als er das Päckchen hinauswarf.
Sie stürzten sich darauf, und einer lief damit zurück, während die anderen Trelig nervös die Sicht versperrten.
»Wenn sie es nun nicht sofort nehmen?« flüsterte Yulin.
»Sie tun es«, sagte Trelig zuversichtlich. »Sie sind überfällig. Wie wirksam ist der Stoff denn?«
»Fünf oder sechs Minuten lang wird er ein grandioses Gefühl vermitteln«, erwiderte Ben. »Danach, nun, sie sollten eigentlich alle schwere Herzanfälle bekommen und umkippen.«
Trelig sah ihn besorgt an.
» Sollten? Sie meinen, es bestehen Zweifel?«
»Nein, nein, eigentlich nicht, das habe ich nicht gemeint. Nein, das Zeug könnte eine ganze Armee töten. Lassen Sie ihnen zehn Minuten Zeit, nicht länger.«
»Glauben Sie, daß sie nach oben laufen?« fragte Trelig. »Oder daß einer lange genug am Leben bleibt und die Nachricht durchgibt?«
Yulin überlegte.
»Nein, ich bezweifle, ob sie sich die Zeit nehmen, nach oben zu gehen. Wie Sie selbst sagen, sind sie überfällig.«
»Und woher wissen wir, wann sie umgefallen sind? Wollen Sie die erste Zielscheibe abgeben? Oder vielleicht der Doc hier?«
»Nicht nötig. Obies Sensoren sind noch aktiv.« Er ging zur Konsole. »Obie, leben die Aufseher noch?«
»Nein, Ben«, erwiderte der Computer. »Jedenfalls kann ich in ihrem alten Bereich kein Leben feststellen. Sie sind ganz plötzlich weggewesen. Sie haben sie glatt gemordet.«
»Spar dir den Sarkasmus«, knurrte Yulin. »Hast du den Sprechverkehr mit der Oberfläche mitgehört?«
»Ich habe da keine großen Möglichkeiten. Ich weiß es nicht.«
Ben Yulin nickte und wandte sich Trelig zu.
»Nun, Hindernis eins bis sechs wären geschafft. Aber auf der Oberfläche wird es viel schwieriger werden. Irgendwelche Ideen?«
Trelig überlegte. Seine Augen funkelten.
»Fragen Sie die Maschine, ob an der Oberfläche jemand weiß, wer mit dem ersten Schiff entkommen ist«, sagte er.
»Woher soll Obie das wissen? Ich meine, wenn er nicht einmal den Sprechverkehr überwachen kann. Warum? Woran denken Sie?«
»In meiner Position muß man an alles denken«, erwiderte Trelig. »Zum Beispiel waren beide Schiffe in der Lage, mindestens die Hälfte der Gäste aufzunehmen. Das Weite gesucht haben aber nur Mavra Tschang, Nikki Zinder und der Aufseher. Warum?«
Yulin überlegte.
»Weil sie hinausgeschlichen sind. Tschang sollte das Mädchen herausholen, nicht die Leute oben retten. Je mehr Leute von einer Verschwörung wissen, desto größer ist die Gefahr, entdeckt zu werden.«
»Jetzt fangen Sie an, zu begreifen. Es sind ziemlich viele, und sie kennen einander kaum. Ich möchte auch vermuten, daß sie sich mit den Aufsehern nur schlecht verstehen. Kurz nachdem das Schiff startete, war der Teufel los. Wollen wir wetten, daß manche sogar nicht einmal vom Verschwinden des Schiffes wissen?«
»Die Wachen –«, begann Yulin.
»Wissen nur, daß das Schiff fort ist. Sie wissen auch, daß ohne den Code
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