Sechseckwelt 02 - Exil Sechseck-Welt
»Geschafft«, sagte er zu Yulin.
»Das ist erst der Anfang«, erwiderte Ben. »Wir müssen hinauf und das Schiff in unsere Gewalt bringen. Gibt es eigentlich genug Wasser und Nahrung an Bord?«
»Gewiß. Wir sehen uns erst einmal den sonderbaren Planeten an, und wenn die Schwammsüchtigen tot sind, können wir über Funk mit den überlebenden Vertretern ein Geschäft abschließen.«
Und was dann? dachte Yulin.
»Sorgen wir dafür, daß Obie nicht befragt wird, solange wir oben sind«, schlug Trelig vor, und sie kehrten in den Kontrollraum zurück.
»Obie?« sagte Yulin, nachdem er auf eine Taste gedrückt hatte.
»Ja, Ben?«
»Sobald wir hinauffahren, speicherst du alle Bewegungen für meinen Zugriff. Verstanden?«
»Ja, Ben.«
»Wie kommen wir dann wieder herein?« fragte Trelig. »Er erkennt uns nur als Renard und Mavra Tschang. Und wenn Tschang überlebt hat, öffnet Obie sich ihr, wenn sie hierher zurückkommen sollte. Wir wissen nicht, ob es auf dieser Welt nicht irgendein Raumfahrzeug gibt.«
Yulin überlegte kurz.
»Wie wäre es mit einem Codewort oder einer Sequenz?« sagte er. »Dann müßte einer von uns hier sein, egal, in welcher Form.«
Trelig nickte.
»Aber welches?«
Yulin lächelte.
»Ich glaube, ich weiß etwas. Aber was ist mit Zinder? Außer uns sollte niemand es kennen.«
Trelig stellte seine Pistole auf Betäubung und feuerte sie auf Nikki Zinders Duplikat ab.
»Wieder nur fünf Minuten«, warnte Trelig. »Los!«
Yulin wandte sich der Konsole zu.
»Obie?«
»Ja, Ben?«
»Offener Speicher, kein beschränkter Zugriff«, sagte er. »Alle Systeme stillegen, Status Abwehr. Du tötest jeden, der von der Mitte der Brücke aus hier einzudringen versucht. Kannst du auf der Brücke Geräusche hören?«
»Ja. Ihr müßt aber vielleicht schreien.«
»Gut. Dann bleibst du im Abwehrzustand, bis jemand mit hocherhobenen Armen, die Handflächen nach außen gerichtet, auf die Mitte der Brücke tritt. Ich schieße eine kleine Markierung in den Boden dort, wenn wir gehen. Dort muß die Person sagen: ›Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet.‹ Hast du das?«
Trelig lachte leise.
»Alte Gewohnheiten wird man schwer los, wie?« sagte er glucksend, aber es gefiel ihm. Leicht zu merken, und trotzdem würde niemand das je sagen und die entsprechenden Bewegungen dazu machen, der nicht Bescheid wußte.
Als Zinder zu sich gekommen war, gingen sie hinaus über die Brücke. Auf halbem Weg stellte Yulin seine Pistole auf volle Stärke und schoß auf die Schachtwand. Der Strahl hinterließ eine deutliche Narbe, die aber anderen als eine der Spuren von der Schießerei gelten mochte.
Sie gingen weiter, stiegen in die Kabine. Trelig drückte auf die Taste, die Tür schloß sich, und die Kabine fuhr hinauf.
Währenddessen öffneten sich in Obie Schaltungen, andere schlossen sich, Energie tanzte, und Obie ging in den Abwehrzustand über, konnte sich aber nicht erinnern, was er dagegen zu tun vermochte. Das beunruhigte ihn. Als letztes erinnerte er sich an Yulin an der Konsole und an den Tod der Aufseher.
Es war ein unauflösbares Rätsel. Er kehrte schnell zu seiner Hauptaufgabe zurück, sich von dem großen Schachtwelt-Computer zu lösen oder, wenn das nicht gelang, eine Art Partnerschaft mit ihm zu bilden.
Es würde mühsam werden und lange dauern.
Schacht-Welt, südliche Halbkugel, Teliagin
Mavra Tschang hatte wider Willen ein wenig gedöst. Sie wurde aber plötzlich ruckartig wach und schaute sich dumpf um. Nikki und Renard schliefen noch im Gras und schienen sich zu erholen. Sie schaute sich nervös um, versuchte mit allen Sinnen zu erfassen, was vorging.
Ein warmer Wind wehte flauschige weiße Wolken über einen blauen Himmel, und sie konnte Baumwipfel rauschen und fremde Vögel und Insekten schnattern und summen hören. Auf dem Grasland waren Tiere in Aufregung. Sie kannte die Anzeichen; jemand kam. Sie schüttelte Renard, der stöhnte und sagte: »Hm? Was?«
»Aufwachen!« zischte sie. »Wir bekommen Besuch!«
Sie weckten beide Nikki, die langsamer wach wurde als Renard, und Mavra überlegte, was zu tun sei.
»Wir müssen weg von hier«, sagte sie, »und zwar sofort. Ich möchte sehen, womit wir es zu tun haben, bevor man uns findet.«
Sie standen auf und folgten ihr in den Wald.
»Wenn jemand weiß, was die Kapsel dort drüben ist, wird man uns suchen«, sagte sie. »Aber ich will wissen, was uns erwartet. Bleibt hier und versteckt euch im Dickicht. Ich
Weitere Kostenlose Bücher