Sechseckwelt 03 - Entscheidung in der Sechseck-Welt
Kommt, wir gehen zu den Kais.«
Die niedrigen Hügel der Stadt brachen an der Küste abrupt ab; eine Klippe war mechanisch abgeschrägt worden, und sie stiegen ein letztes, steiles Gefälle zum Hafen hinunter.
»Da!« sagte Renard. »Rauch. Ein Schiff kommt.«
»Es wird wohl eher ausfahren«, erwiderte die Yaxa. »Man sieht, daß es sich entfernt. Möchte nicht an Bord sein – der Himmel sieht sehr bedrohlich aus.«
»Es verschwindet wirklich«, sagte Vistaru. »Man sieht den Rauch schon gar nicht mehr. Sie Fahren schnell.«
»Zanti ist hoch-technisch«, sagte die Yaxa. »Sie verfügen über vollen Antrieb.«
Gewöhnlich lagen zwei Hoch-tech-Hexe nicht aneinander, aber es gab Ausnahmen. Die Wuckl etwa schwammen sehr schlecht und ertrugen nicht mehr als zehn, zwölf Meter Tiefe; die Zanti, nahezu unbewegliche Pflanzen, konnten Tiefen von weniger als hundertfünfzig Metern nicht ertragen. In diesem Fall war das Gleichgewicht zwischen den beiden Sechsecken ausgewogen; keines besaß etwas, das man im anderen benötigte, und in den wenigen Fragen, die Zusammenarbeit erforderten – wie die Fischereirechte –, kamen sie gut miteinander aus.
Renard hatte plötzlich ein merkwürdiges Gefühl.
»Hört mal«, sagte er dumpf, »wäre es nicht furchtbar, wenn das die ›Toorine Trader‹ wäre und sie sich an Bord befänden?«
Sie eilten, angestachelt von diesem Gedanken, den Berg hinunter.
An den Kais fanden sie Dockarbeiter, die müde ihre Sachen zusammenpackten. Die Wuckl waren von dem sonderbaren Quartett fasziniert, reagierten aber freundlich.
»Entschuldigen Sie – war das die ›Toorine Trader‹, die eben abgefahren ist?« fragte Renard beklommen.
Die Wuckl nickten.
»Richtig. Sie haben sie um eine halbe Stunde verpaßt. Das nächste Schiff geht in drei Tagen.«
Für die drei Wesen gab es keinen Zweifel, daß Mavra Tschang sich an Bord befand.
»Wir können hinausfliegen und sie einholen«, sagte Vistaru.
»Würde ich nicht empfehlen«, meinte ein Wuckl. »Da draußen braut sich ein fürchterlicher Sturm zusammen. Wenn Zanti nicht ein Hoch-tech-Hex wäre, hätten sie die Fahrt wohl gar nicht angetreten. Das Schiff hält es aus. Aber die Winde erreichen über achtzig Stundenkilometer, und es gibt Graupelschauer. Das Wasser ist kalt – tauchen Sie den Fuß ein, wenn Sie wissen wollen, wie kalt. Deshalb gibt es hier fast jede Nacht Nebel.«
»Wie lange dauert es, bis der Sturm abflaut?« fragte Wooly.
»Schwer zu sagen. Der Wetterdienst in der Hafenbehörde kann es Ihnen vielleicht verraten. Aber nicht vor morgen vormittag, möchte ich meinen.«
Die Yaxa überlegte kurz.
»Haben Sie eine Ahnung, wie schnell das Schiff in einem Hoch-tech-Hex fährt?«
Der Wuckl legte den Kopf auf die Seite.
»Bei ruhiger See mit voller Kraft vielleicht fünfundzwanzig, dreißig Kilometer in der Stunde. Den Sturm haben sie im Rücken, also bestimmt dreißig.«
Renard sah die beiden anderen an.
»Wenn der Sturm so lange dauert, wie unser Freund hier meint, sind das ungefähr vierzehn Stunden. Vierhundertzwanzig Kilometer Vorsprung.« Er wandte sich wieder an den Wuckl. »Das ist in der Nähe der Hex-Grenze, nicht? Ich meine, Zanti und das nächste Wasser-Hex.«
Der Dockarbeiter nickte.
»Ja. Aber sie werden nicht nach Simjim fahren, wenn sie es vermeiden können. Es ist nicht-technisch. Sie sind unterwegs nach Mucrol und werden auf der hoch-technischen Seite bleiben, bis der Sturm zu heftig wird. Der gerade Weg ist immer der beste, wissen Sie.«
Sie bedankten sich bei dem Wuckl, und Renard holte die Karte aus Domarus Satteltasche.
»Also, hier müßten sie in Mucrol landen«, sagte Renard. »Dort ist Gedemondas, möglicherweise zwei Hexagons über Land. Wenn wir annehmen, daß sie blinder Passagier ist, wird sie im Hafen von Mucrol von Bord gehen müssen. Dahin führt also unser Weg. Wenn es ihr gelungen ist, sich mit der Besatzung zu verständigen, und wenn diese mitmacht, wette ich, daß sie sie so weit nördlich wie möglich in Mucrol absetzen, so daß sie nur ein Hex durchqueren muß, hier bei Alestol. Wenn wir im Hafen von Mucrol nichts finden, müssen wir da hin.«
Vistaru starrte besorgt auf die Karte.
»Ich kenne mich in Mucrol nicht aus, aber ich hoffe, daß sie nicht nach Alestol geht. Die abscheulichen, faßförmigen Gaspflanzen machen einem im Nu den Garaus.«
»Die Yaxa haben freundschaftliche Beziehungen zu Alestol«, sagte Wooly. »Wenn wir irgendwo ein Zone-Tor erreichen, kann ich veranlassen,
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