S.E.C.R.E.T. 1
bring dir auch was vorbei. In der nächsten Stunde bin ich beschäftigt«, sagte er ins Telefon, pustete auf den Löffel und führte ihn mir dann an die Lippen.
Vorsichtig probierte ich. Ich schmeckte einen würzigen Eintopf mit Sellerie, Paprika, Zwiebeln und Huhn. Einen Gumbo. Oh Gott, der war besser als Dells. Eigentlich sogar besser als jeglicher Gumbo, den ich in New Orleans je gegessen hatte.
»Oder setz zwei Stunden dafür an. Ich ruf dich an, wenn ich wieder im Hotel bin. Jo. Tschüss.«
Er legte auf und wandte sich mir zu. Und so blieb er stehen, sagte kein Wort. Mindestens zehn Sekunden lang. Unfassbar selbstsicher stand er nur da, schweigend, nahm meine Gestalt in sich auf, während die Beats immer noch pulsierten. Dieser Mann war jemand. Das war sicher.
Ich beschloss, das Eis zu brechen. »Hoffentlich war es nichts Wichtiges, bei dem ich gestört habe«, rief ich über die Musik hinweg. Er griff nach einer Fernbedienung und zielte über meinen Kopf hinweg. Die Musik wurde leiser. Er antwortete nicht. Ich fragte: »Wer bist du?«
Er wollte gerade etwas sagen, aber dann lachte er nur und schüttelte den Kopf. »Ich bin der, den du dir wünschst – wer immer das ist, meine Süße.«
»Aber … diese Bodyguards da draußen. Die sind deinetwegen hier, stimmt’s?«
Und da war es wieder: das Kopfschütteln und jenes fast scheue, jungenhafte Lächeln. »Kein Kommentar«, antwortete er. »Wir sind nicht hier, um über mich zu reden. Wir sind hier, um darüber zu reden … was du anhast. Erzähl mir etwas über die Klamotten, die du trägst«, sagte er, verschränkte die Arme vor der Brust und ließ einen Daumen auf den Lippen ruhen. Er stand drei Meter von mir entfernt und betrachtete mich abschätzig. Ich kam mir vor wie bei einem Casting. Beim Anblick seiner tief sitzenden Gürtelschnalle wurden mir die Knie weich. Ich versuchte, ihn nicht anzustarren, aber er war verdammt verführerisch. Ich kam mir in meinen dämlichen Yoga-Hosen dumm und alt vor.
»Äh, man hat mich gebeten, das hier anzuziehen«, sagte ich und sah auf meine idiotischen Sneakers herab.
»Hübsch. Als ich ihnen ›Fußball-Mama‹ sagte, meinte ich das nicht wörtlich. Aber ich muss zugeben, dass es ziemlich genau das ist, was ich im Sinn hatte. Nur dass das Paket, das sich unter dieser Kleidung verbirgt, deutlich sexier ist, als ich erwartet hatte.«
»Darf ich?«, fragte ich und deutete auf einen Hocker vor der Kochinsel. Ich zitterte so sehr, dass ich Angst hatte, zusammenzubrechen, wenn ich mich nicht sofort hinsetzte.
»Klar. Magst du Gumbo?« Er wandte sich dem Herd zu, um wieder im Topf zu rühren.
»Ich liebe es. Es ist … wirklich köstlich. Äh … Kochst du etwa für mich? Ich kann mich gar nicht erinnern, dass ich mir das in einer meiner Fantasien gewünscht hätte.«
»Ich koche in der Tat für dich. Und du tust etwas für mich«, sagte er und deutete mit dem Löffel auf mich.
»Tatsächlich?«
»Ganz sicher.«
»Ich dachte, das hier sei meine Fantasie.«
»Haben wir da etwa ein kleines Problem?«, fragte er mit einer Arroganz, bei der mir ganz schwindlig wurde. Er schien das Wort »Nein« nicht gewohnt zu sein.
»Verrätst du mir deinen Namen?«, fragte ich und spürte, dass mein Selbstvertrauen langsam zurückkehrte.
»Ich benutze bei der Arbeit einen anderen Namen, aber mein richtiger Name ist Shawn.«
Er stellte die Herdplatte aus und stellte sich neben mich, sodass er mich, die ich auf einem kleinen, roten Höckerchen saß, deutlich überragte. Er trug das Haar kurz geschoren. An seinem Handgelenk baumelten unzählige Lederarmbänder, Gummibänder und eine Goldkette, die dicker und glänzender war als meine. Keine Charms. Ein Hauch von Moschus stieg mir in die Nase, ein ziemlich teuer wirkendes Parfüm.
Ich biss die Zähne zusammen. Sein Draufgängertum bewirkte was, brachte etwas Neues und Leidenschaftliches in mir hervor. »Sagst du mir jetzt, wer du bist?«
»Das kannst du selbst herausfinden. Später. Im Augenblick bin ich für dich nur deine Sex-mit-einer-berühmten-Persönlichkeit-Fantasie. Aber das alles ist geheim, S.E.C.R.E.T. , erinnerst du dich? Derlei Dinge funktionieren in beide Richtungen, wie du so langsam sicher verstehst. Also, akzeptierst du den Schritt?«
»Du meinst, meine Fantasie ist tatsächlich in gewisser Weise auch deine?«
»Ja.«
»Und ich muss dich beim Wort nehmen, dass du ein Promi bist?«
»Das kann man wohl sagen.« Er legte einen seiner starken Arme auf den
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