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S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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verdunkelt worden waren. Was ging hier vor?
    Claudette drückte die Tür auf. Unvermittelt trafen mich die Beats der Musik sowie der Duft nach warmer Suppe, Meeresfrüchten, vielleicht auch Tomaten und Gewürzen. Ich wandte mich zu Claudette um, um sie zu fragen, wen ich hier treffen würde. Aber sie war fort. Die Türen schwangen nur noch leise hinter ihr hin und her.
    Ich sah mich in der großen Küche um, die wie eine alte Spülküche eingerichtet war. Die glänzend lackierten Wände waren bis zur Mitte weiß, dann schwarz. Dutzende fleckiger Kupfertöpfe hingen hoch über der Kücheninsel. Die Gerätschaften waren groß wie Kleinwagen, aber modern, nur auf alt getrimmt. Der Tiefkühlschrank war der gleiche wie der, den wir im Café hatten, nur neuer und makelloser. Der gusseiserne Ofen hatte acht stolze Flammen. Diese Art von Küche fand man sonst nur in Schlössern.
    Dann tauchte er auf, vor dem Ofen, den nackten Rücken mir zugewandt. Er hatte sich nach vorn gebeugt, regelte die Gaszufuhr. Dann rührte er etwas, das in einem großen Topf vor sich hinkochte, während er laut in ein an seinem Nacken angebrachtes Headset sprach. Er war athletisch gebaut, aber kein Bodybuilder. Seine braune Haut war makellos. Die Baggypants Jeans hingen gerade niedrig genug, um eine lächerlich schmale Taille zu enthüllen.
    »Entschuldigung?«, rief ich über die Musik hinweg – offenbar nicht laut genug, denn er drehte sich nicht um.
    »Ich sage ja nicht, dass mir die ganze Aufnahme nicht gefällt«, sagte er. »Nur die Überleitung. Hör zu.« Er hielt das Telefon in die Luft und wartete auf einen bestimmten Takt. »Hast du gehört? Das ist nicht das richtige Sample. Hast du ihn gefragt, ob ich Hep dafür gewinnen kann, es mir aufzunehmen? Ich weiß, dass er es auch bei seinem Album einsetzt, aber das hier wäre ein persönlicher Gefallen, den er mir tun könnte.«
    Dann wandte er sich um und sah mich. Erschrocken zuckte er zusammen, als er feststellte, dass ich die ganze Zeit dort gestanden hatte, ohne dass er es bemerkt hatte. Dann begutachtete er mich von Kopf bis Fuß, während er die freie Hand in die Hüfte stemmte. Seine Armmuskulatur arbeitete. Ich versuchte, ihn nicht anzustarren, aber das war schwierig. Er war die personifizierte Perfektion. Ich warf einen Blick zurück auf die doppelten Eichentüren. Er lauschte noch immer der Stimme am anderen Ende, warf mir aber gleichzeitig ein Lächeln zu, wie es nur Menschen mit angeborenem Charisma zustandebringen. Es veränderte buchstäblich die Raumtemperatur. Dann hielt er einen Finger in die Höhe und bedeutete mir: Nur noch eine Minute . Irgendwie kam er mir bekannt vor: das breite Lächeln, die sanften, braunen Augen.
    »Sag ihm, dass ich ihm das Doppelte zahle, wenn er die Single mit mir aufnimmt«, fuhr er fort, das Telefon wieder an seinen Hals geklemmt. Seine Augen ruhten weiterhin auf mir, sodass ich wieder ganz befangen wurde. Er war zwar nicht besonders groß, hatte aber die Körperhaltung eines Riesen. Fast, als ob er berühmt wäre oder so etwas – was natürlich unmöglich war. »Wir lassen ihn im Ritz wohnen. Es muss Frankreich sein. Dort schneiden wir das Album.« Er legte die Hand über den Hörer und flüsterte. »Tut mir leid. Noch eine Minute. Mach es dir bequem, Cassie.« Er kannte meinen Namen! Dann fuhr er fort: »Ich weiß nicht. Vielleicht zwei Tage. Ich besuch noch meine Oma in New Orleans. Dann gehen wir nach New York, dann nach Frankreich. Die Tour dauert acht Wochen, aber ich will zwei Singles aufnehmen. Wir arbeiten weiter an diesem Album.«
    Ihm fiel wieder ein, dass er noch einmal im Topf rühren musste. Also wandte er mir erneut den Rücken zu und probierte etwas von dem vor sich hin köchelnden Gericht. Er schien sich absolut zu Hause zu fühlen und wusste genau, welches Hilfsmittel sich in welcher Schublade befand. Mit jeder Prise, die er hinzufügte, und jedem Umrühren traten seine Schulter-, Rücken- und Armmuskeln deutlich hervor. Der Rhythmus der Musik übte eine geradezu hypnotische Kraft auf ihn aus. Ich beobachtete, dass er immer wieder davon gepackt wurde, als ob er sich nicht dagegen wehren konnte, weil sie ihn von innen heraus antrieb. Immer noch klemmte das Telefon zwischen Ohr und Schulter, als er sich umdrehte und einen Schritt auf mich zukam, diesmal mit einem Löffel Suppe in der einen Hand, während er die andere schützend darunterhielt, um etwaige Tropfen aufzufangen. »Ich probier grad das Rezept meiner Oma aus. Ich

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