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S.E.C.R.E.T. 1

S.E.C.R.E.T. 1

Titel: S.E.C.R.E.T. 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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geht’s gut, Cassie. Und noch eins«, flüsterte Kit und winkte mich mit dem Finger noch etwas näher zu sich heran. Ich beugte mich zu ihrem grell geschminkten Mund herab. »Akzeptierst du … den letzten Schritt?«
    »Ob ich … was ? Mit dir ? Ich meine, du siehst wunderbar aus und alles, Kit, aber …«
    Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie sich aufsetzte. »Entspann dich. Ich bin keine Teilnehmerin. Aber man hat mich gebeten, dich ein bisschen anzustoßen. Du bist fast am Ziel, Mädchen. Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt, um den Schwanz einzuziehen. Nicht, wo es jetzt doch richtig Spaß machen soll!«
    Als wir Angela aus der Küche kommen hörten, brach Kit wieder auf dem Boden zusammen und stöhnte theatralisch vor sich hin.
    »Jetzt haben wir ein Problem«, sagte Angela und stemmte die Hände in die Hüften.
    »Ich weiß. Wer kann an meiner Stelle tanzen?«, fragte Kit und warf in dramatischer Geste den Arm über die Augen. »Wen können wir so kurzfristig noch dazu bewegen?«
    »Keine Ahnung«, sagte Angela.
    Ich fragte mich, ob sie mit Kit unter einer Decke steckte.
    »Ich meine, wer hätte denn heute Abend überhaupt Zeit? Und sieht auch noch süß aus? Und wem passt dieses Kostüm ?«, fragte Kit.
    »Schwer zu sagen«, antwortete Angela, wobei sie mich keine Sekunde lang aus ihren mutwillig blitzenden Augen ließ.
    Ich kannte Kit jetzt schon viele Jahre. Ich hatte angenommen, dass sie immer so gewesen war wie jetzt: selbstbewusst, dynamisch, stark. Aber wenn sie S.E.C.R.E.T. angehörte, hatte sie wohl eine Zeit großer Angst und starker Selbstzweifel durchgemacht. Davon merkte man jetzt nichts mehr. Und dann war da Angela, ein atemberaubendes Beispiel physischer Perfektion par excellence. Ich kannte S.E.C.R.E.T. und wusste, wie die Organisation ihre Mitglieder auswählte. Dennoch war ich überrascht, als die pinkfarbene Federboa von Angelas Armen herabrutschte und ich entdeckte, dass auch sie ein Armband trug.
    »Na gut«, sagte Angela und streckte die Hand aus, um mir vom Boden aufzuhelfen, wo ich neben Kit hockte. »Hoch mit dir, Kleine. Wir müssen ein paar neue Schritte proben.«
    »Aber … eure Armbänder? Seid ihr beide –«
    »Später haben wir noch jede Menge Zeit, derlei Fragen zu klären. Jetzt heißt es tanzen!«, sagte sie und schnippte mit den Fingern wie eine Flamenco-Tänzerin.
    »Und wo wir gerade davon reden, wo ist dein Armband?«, fragte Kit und rieb sich den Schmutz von der Haut. Sie trug immer noch nur ihren trägerlosen BH und Unterwäsche, sodass ein paar vereinzelte Fußgänger draußen anhielten und durch das Fenster des Cafés spähten.
    »In meiner Handtasche«, antwortete ich.
    »Gut, das ist das Erste, was du anziehen solltest. Dann folgt mein Kostüm.«
    Ich musste schlucken.
    Angela drehte mich um und schob mich energisch die Treppe hinauf. Als sie dem Rest der Mädchen verkündete, dass ich an Kits Stelle auf der Revue tanzen würde, erwartete ich eine enttäuschte oder ungeduldige Reaktion. Immerhin würde ich die Qualität der Choreographie nicht gerade steigern. Stattdessen klatschten alle in die Hände, pfiffen und nahmen mich in ihrer Reihe auf. Dann zeigten sie mir hilfsbereit und langsam die ersten Tanzschritte. Kit, deren Rücken eine Wunderheilung erfahren zu haben schien, mutierte spontan zur Choreographin. In ihren Dessous stand sie da, schnippte mit den Fingern und zählte. Es war wie die Übernachtungsparty, zu der ich nie eingeladen worden war, aber in Unterwäsche. Wenn ich nicht mitkam, schimpfte niemand. Alle lachten nur und gaben mir das Gefühl, dass mein Amateurstatus ohnehin schon für Pluspunkte in der Zuschauermenge sorgen würde, egal, ob ich die Aufführung behinderte oder nicht. Die Großzügigkeit, die aufrichtige Unterstützung und Ermutigung der Mädchen trieben mir die Tränen in die Augen. Ich versuchte jedoch krampfhaft sie zurückzuhalten, um nicht die sechs Schichten Mascara zu verschmieren, die Angela bei mir aufgetragen hatte. Das Verhalten der Frauen nahm der Sache etwas von ihrem Schrecken. Etwas.
    Zwei Stunden später – von denen ich eine damit verbracht hatte, die Choreographie der Gruppe zu erlernen und während der anderen mit Angela eine eigene entwickelt hatte – stand ich im Blue Nile hinter der Bühne, während die Menge, die vornehmlich aus Männern bestand, hineinströmte und sich um die wackligen Tische versammelte. Zwischen Übungsphasen und heftigen Panikattacken half mir eines der Mädchen dabei, mich

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