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S.E.C.R.E.T.

S.E.C.R.E.T.

Titel: S.E.C.R.E.T. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. Marie Adeline
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konnte schlimmstenfalls passieren? Dass sie mein vollkommenes Ungeschick auf sexuellem Gebiet entdeckten und mich hinauswarfen?
    Nach diesem befreienden Gedanken machte das Beantworten der restlichen Fragen albernerweise sogar Spaß. Ich hatte nichts zu verlieren. Immerhin war mein Mangel an Erfahrung ja der Grund, warum ich hier war.
    Ich begann mit der einfachsten Frage, Nummer eins. Das war leicht zu beantworten: einer . Ich hatte nur einen Geliebten gehabt. Scott. Einen. Einen einzigen. Was meinen Typ anging – nun, da dachte ich an die ganzen Filmstars und Musiker, die ich attraktiv fand, und überraschte mich selbst, als ich den gesamten freien Raum auf der Seite mit Namen und Idealvorstellungen füllte.
    Nächste Frage: vaginaler Orgasmus? Ich ließ sie aus. Keine Ahnung.
    Bei der Frage nach den erogenen Zonen wanderten meine Augen unwillkürlich zum Bücherregal hinüber – auf der Suche nach einem Wörterbuch. Das konnte ich einfach nicht beantworten. Auch die nächste nicht, und auch die nicht, in der sexuelle Erfahrungen mit Frauen angesprochen wurden.
    Den Rest beantwortete ich so gut ich konnte. Schließlich widmete ich mich der letzten Seite, wo es Raum für eigene Gedanken gab.
    Ich habe mich wirklich bemüht, die Fragen zu beantworten, aber bisher habe ich nur mit meinem Mann geschlafen. Meistens bevorzugten wir die Missionarsstellung. Nach unserer Hochzeit schliefen wir vielleicht zweimal pro Woche miteinander. Danach so einmal im Monat. Meist machten wir das Licht aus. Manchmal hatte ich einen Orgasmus … glaube ich. Ich bin nicht sicher, vielleicht habe ich auch nur so getan. Scott hat es mir niemals mit dem Mund gemacht. Ich habe mich hin und wieder selbst berührt. Aber das ist schon lange her. Scott wünschte sich immer, dass ich ihn in den Mund nehme. Das tat ich auch eine Weile. Aber nachdem er mich geschlagen hatte, brachte ich es einfach nicht mehr fertig. Eigentlich konnte ich mich danach gar nicht mehr auf ihn einlassen. Er ist vor fast vier Jahren gestorben. Es ist noch länger her, seit ich zum letzten Mal Sex hatte. Es tut mir leid, dass ich diesen Test nicht beenden kann. Ich habe mein Bestes gegeben.
    Ich legte den Stift nieder und schloss das Büchlein. Selbst diese wenigen Worte aufzuschreiben, hatte mich etwas erleichtert.
    Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Matilda wieder ins Zimmer geschlüpft war. »Wie hat es geklappt?« fragte sie, während sie zum Schreibtisch zurückkehrte und sich setzte.
    »Nicht allzu gut, fürchte ich.«
    Sie nahm das Buch. Plötzlich hätte ich es ihr am liebsten aus den Händen gerissen und an die Brust gedrückt.
    »Wissen Sie, das hier ist kein Test, bei dem man durchfallen kann«, sagte sie, und ein trauriges Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie meine Antworten überflog. »Gut, Cassie, kommen Sie mit mir. Es wird Zeit, dass Sie das Komitee kennenlernen.«
    Ich hatte das Gefühl, an meinem großen, gemütlichen Sessel festzukleben. Ich wusste: Sobald ich die Schwelle dieses Zimmers überschritt, würde ich ein neues Kapitel in meinem Leben aufschlagen. War ich bereit dazu?
    Ja, seltsamerweise war ich das. Mit jedem Augenblick hier glaubte ich, dass mehr möglich war. Vielleicht war es das, was es mit den zehn Schritten auf sich hatte. Ich rief mir immer wieder ins Gedächtnis, dass mir nichts Schlimmes widerfahren würde. Ganz im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, dass die Eisschichten, die mich umgaben, langsam dahinschmolzen.
    Wir verließen das Zimmer und durchschritten den Empfangsbereich, wo Danica wieder auf einen Knopf unter ihrem Schreibtisch drückte. Die riesigen weißen Türen am Ende teilten sich und enthüllten einen großen, ovalen Glastisch, an dem etwa ein Dutzend laut durcheinanderredender Frauen saßen. Das ebenfalls in Weiß gehaltene Zimmer hatte keine Fenster. Ein paar bunte Bilder, denen in der Lobby ähnlich, lockerten das Ganze auf. An der hinteren Wand entdeckte ich über einem breiten Pult ein Porträt. Es zeigte eine wunderschöne, schwarze Frau, der ein langer Zopf vorn über die Schulter fiel.
    Als wir das Zimmer betraten, verstummten die Frauen.
    »Meine Damen, das ist Cassie Robichaud.«
    »Hi Cassie«, sangen sie im Chor.
    »Cassie, das ist das Komitee.«
    Ich öffnete den Mund, um etwas zu sagen, brachte aber keinen Ton heraus.
    »Setzen Sie sich neben mich, meine Liebe«, sagte eine kleine indianisch aussehende Frau von etwa Anfang sechzig.
    »Danke«, antwortete ich und ließ mich auf den Stuhl sinken.

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