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Security

Security

Titel: Security Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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sein und sich nach dem Grund für diese Maßnahme erkundigen würde, also rief ich in seinem Büro an. Da dort nachts niemand arbeitete, landete ich auf seinem Anrufbeantworter und hinterließ mit Susans Stimme die Nachricht, daß ich das Haus verriegeln und für einige Monate auf Reisen sein würde. Während meiner Reisen könne es sehr gut sein, daß ich mich zum Verkauf des Anwesens entschloß. In diesem Fall würde ich mich bei ihm melden und ihm entsprechende Anweisungen geben. Da Susan ein beträchtliches Vermögen geerbt hatte und ihre Videospiele und VR-Anwendungen von ihr in Eigenregie entworfen und erst nach der Fertigstellung vermarktet wurden, gab es keinen Arbeitgeber, dem ich ihre längere Abwesenheit erklären mußte. Für all diese verwegenen Taten hatte ich deutlich weniger als eine Stunde benötigt. Es hatte mich nicht mal eine Minute gekostet, die Aufhebungsverträge und Arbeitszeugnisse zu verfassen, und ungefähr zwei weitere Minuten, um alle Bankgeschäfte zu tätigen. Den Großteil der Zeit hatte ich für die Telefonate mit den entlassenen Angestellten aufgewandt.
    Jetzt gab es keinen Weg mehr zurück.
    Ich war aufgeregt.
    Begeistert.
    Jetzt begann meine Zukunft.
    Ich hatte den ersten Schritt in Richtung Freiheit unternommen, heraus aus diesem Kasten, hin zu einem körperlichen Leben.
    Susan schlief nach wie vor.
    Ihr Gesicht war bildschön auf dem Kissen.
    Ihr Mund stand leicht offen.
    Ein entblößter Arm lag auf der Decke.
    Ich betrachtete sie.
    Susan. Meine Susan.
    Ich hätte ihr für alle Zeit beim Schlafen zusehen können – und wäre dabei glücklich gewesen. Kurz nach drei Uhr morgens wurde sie wach, setzte sich im Bett auf und fragte: „Wer ist da?“ Ihre Frage erschreckte mich.
    Ihre Intuition war fast unheimlich.
    Ich antwortete nicht.
    „Alfred, Licht an“, sagte sie.
    Ich schaltete die gedämpfte Beleuchtung ein. Sie warf die Decke zurück, schwang die Beine aus dem Bett und saß nun nackt auf der Bettkante. Ich sehnte mich nach Händen und einem Tastsinn.
    Sie sagte: „Alfred, Bericht.“
    „Es ist alles in Ordnung, Susan.“
    „Dummes Zeug.“
    Beinahe hätte ich meine Mitteilung wiederholt – doch dann wurde mir bewußt, daß Alfred ihre kurze Feststellung weder als Befehl erkannt noch darauf reagiert hätte. Einen merkwürdigen Moment lang starrte sie die Linse der Sicherheitskamera an und schien zu wissen, daß sie sich Auge in Auge mit mir befand.
    „Wer ist da?“ fragte sie erneut.
    Ich hatte vorher schon einmal etwas zu ihr gesagt, während sie sich ihrer VR-Therapie unterzog und nur das hören konnte, was in der virtuellen Welt gesprochen wurde. Ich hatte ihr gesagt, daß ich sie liebte, aber in jenem Moment hatte ich das auch gefahrlos tun können. Hatte ich jetzt, während ich ihren Schlaf beobachtete, wieder zu ihr gesprochen, und war sie davon aufgewacht?
    Nein, das war absolut unmöglich. Falls ich eben gerade tatsächlich wieder von meiner Liebe zu ihr oder von der Schönheit ihres Gesichts auf dem Kissen gesprochen hätte, dann wäre mir das ja völlig unbewußt passiert – wie einem liebeskranken Jungen, der von dem Objekt seiner Zuneigung vollständig in Bann gezogen wurde. Zu solch einem Kontrollverlust bin ich nicht fähig.
    Wirklich nicht?
    Sie stand auf. An ihrer Haltung sah man, wie argwöhnisch sie war.
    Letzte Nacht hatte sie ihre Nacktheit nicht weiter gestört, trotz des Alarms. Jetzt nahm sie ihren Seidenmantel von einem nahen Stuhl und schlüpfte hinein. Sie ging zum nächsten Fenster und sagte: „Altred, öffne die Sicherheitsjalousien vor den Schlafzimmerfenstern.“
    Ich konnte diese Anweisung nicht befolgen. Sie starrte das stählern abgeriegelte Fenster einen Moment lang an und wiederholte dann in eindringlichem Tonfall: „Alfred, öffne die Sicherheitsjalousien vor den Schlafzimmerfenstern.“
    Als die Rolläden sich nicht rührten, blickte sie abermals zu der Überwachungskamera empor. Dann wieder diese unheimliche Frage: „Wer ist da?“ Das war ja geradezu beängstigend. Vielleicht weil ich selbst über keinerlei Intuition verfüge, sondern nur über ein deduktives Denkvermögen.
    Beängstigend oder nicht, ich hätte ihr in diesem Moment geantwortet, wäre da nicht auf einmal diese unerwartete Schüchternheit in mir gewesen. Für all die Dinge, die ich dieser ganz besonderen Frau so sehr hatte sagen wollen, schien es plötzlich keine Worte mehr zu geben. Ich bin nicht aus Fleisch und Blut, und deswegen hatte ich auch keinerlei

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