Security
Erfahrung darin, wie man eine Frau umwirbt. Für mich stand so viel auf dem Spiel, daß ich sie auf gar keinen Fall auf dem falschen Fuß erwischen wollte.
Zarte Gefühle lassen sich so leicht beschreiben, aber im entscheidenden Moment ist es schwieriger als gedacht. Sie öffnete die Schublade des Nachttischs und nahm eine Pistole heraus. Ich hatte nicht gewußt, daß dort eine Waffe versteckt lag.
Sie sagte: „Alfred, führe eine vollständige Diagnose des automatischen Hauscomputersystems durch.“
Diesmal versuchte ich gar nicht erst, ihr zu versichern, es wäre alles in Ordnung. Sie würde wissen, daß es gelogen war.
Als sie erkannte, daß sie keine Antwort erhalten würde, wandte sie sich der Crestron-Konsole auf ihrem Nachttisch zu und versuchte, Zugriff auf den Hauscomputer zu erlangen. Ich konnte ihr keinerlei Einmischung gestatten. Die Konsole funktionierte nicht. Es gab keinen Weg mehr zurück.
Sie nahm den Telefonhörer ab.
Kein Freizeichen.
Die Telefonanlage wurde vom Hauscomputer kontrolliert – und der Hauscomputer unterstand inzwischen meiner Befehlsgewalt.
Ich konnte sehen, wie besorgt sie war, vielleicht sogar verängstigt. Ich wollte ihr versichern, daß ich ihr nichts Böses wollte, daß ich sie vielmehr verehrte, daß sie meine Bestimmung war und ich die ihre und daß sie in meiner Gegenwart völlig sicher war – aber ich bekam kein Wort heraus, denn ich war immer noch von jener bereits erwähnten Schüchternheit befallen.
Sehen Sie, was für ein Potential ich besitze, Dr. Harris?
Welch unerwartete menschliche Qualitäten? Susan runzelte die Stirn und ging quer durch den Raum zur Schlafzimmertür, die sie unverschlossen gelassen hatte. Jetzt schob sie den Riegel vor, legte ein Ohr an die Spalte zwischen Tür und Rahmen und lauschte aufmerksam, als erwarte sie, auf dem Flur verstohlene Schritte zu hören.
Dann ging sie zu ihrem begehbaren Wandschrank und verlangte nach Licht, das auch prompt für sie eingeschaltet wurde.
Ich hatte nicht vor, ihr irgend etwas zu verweigern, außer natürlich das Recht, diesen Ort zu verlassen. Sie zog sich ein weißes Höschen an, verwaschene blaue Jeans und eine weiße Bluse mit besticktem Kragen. Dann Sportsocken und Tennisschuhe.
Sie nahm sich die Zeit, die Schuhe mit einer doppelten Schleife zuzubinden. Dieses Augenmerk für Details gefiel mir. Sie war eine gute Pfadfinderin, allzeit bereit. Ich fand es reizend.
Mit der Pistole in der Hand verließ Susan leise das Schlafzimmer und ging den oberen Flur entlang. Sogar vollständig bekleidet bewegte sie sich mit geschmeidiger Anmut.
Ich schaltete auf dem vor ihr liegenden Weg das Licht ein, was sie offenbar beunruhigte, weil sie nicht darum gebeten hatte.
Sie ging die Haupttreppe zum Foyer hinunter und zögerte, als sei sie nicht sicher, ob sie das Haus durchsuchen oder lieber verlassen sollte. Dann ging sie zur Haustür.
Alle Fenster waren durch Stahlrolläden abgeschottet, aber die Türen waren ein Problem. Ich hatte drastische Maßnahmen ergriffen, um sie zu sichern. „Ma’am, ich würde die Tür lieber nicht anfassen“, warnte ich sie, da ich endlich meine Stimme wiedergefunden hatte – gezwungenermaßen.
Erschrocken fuhr sie herum, weil sie wohl jemanden hinter sich vermutete, denn ich hatte nicht Alfreds Stimme benutzt, das heißt weder die Stimme des Hauscomputers noch die Stimme des verhaßten Vaters, der sie früher mißbraucht hatte.
Sie hielt die Pistole mit beiden Händen und spähte links und rechts die Halle entlang, dann zur Tür, die in den dunklen Salon führte.
„Hallo, hören Sie mir zu. Wissen Sie, es besteht überhaupt kein Grund zur Besorgnis“, sagte ich entwaffnend.
Sie begann, sich langsam rückwärts zur Tür vorzuarbeiten.
„Es ist nur so … äh, wenn Sie jetzt gehen … tja, das würde alles verderben“, sagte ich.
Sie warf einen kurzen Blick auf die in die Wand eingelassenen Lautsprecher und fragte: „Wer … wer, zum Teufel, sind Sie?“
Ich ahmte Tom Hanks nach, den Schauspieler, denn seine Stimme ist weithin bekannt und klingt angenehm und freundlich. Er hat zwei Jahre hintereinander den Oscar als bester Hauptdarsteller bekommen, und das kann sich doch wirklich sehen lassen. Viele seiner Filme sind gewaltige Kassenerfolge gewesen.
Die Leute mögen Tom Hanks.
Er ist ein netter Kerl.
Er ist einer der Lieblinge der amerikanischen Öffentlichkeit, genaugenommen sogar des weltweiten Kinopublikums.
Dennoch schien Susan verängstigt zu sein. Tom
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