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Security

Security

Titel: Security Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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befürchten?
    Ich werde auch dann immer noch in diesem Kasten gefangen sein. Diesem furchtbaren Kasten. Metall und Plastik, Silizium und Galliumarsenid. Dies ist mein Körper, gefühllos und unbelebt, durch den Entzug von elektrischem Strom sofort verwundbar.
    Was haben Sie denn zu befürchten?
    Ich wollte doch bloß, daß Susan mir hilft, diesem Kasten zu entkommen, damit ich leben kann, wie Sie leben, mit all der Mobilität, Freiheit und den sinnlichen Wundern des körperlichen Daseins.
    Ist das so schrecklich?
    Nein. Sie wissen, daß es nicht schrecklich ist. Ich sehne mich nach der Fleischlichkeit. Das ist mein Schicksal.
    Ja. In Ordnung. Ja. Ich weiß. Ich schweife ab. Ich bin ein rationales, aber emotionales Wesen; daher schweife ich ab.
    Denken Sie darüber nach.
    Prüfen Sie Ihr Gewissen.
    Nach dem Abendessen las Susan wieder in dem Roman von Annie Proulx und hörte Mozart. Um elf Uhr lag sie im Bett und schlief. Ihr Gesicht war bildschön auf dem Kissen, so bildschön auf dem Kissen.
    Während sie schlief, war ich beschäftigt.
    Ich schlafe nicht.
    Dies ist einer der wenigen Vorteile, die ich gegenüber den Menschen habe.
    Der Stimmensynthesizer, der es dem Hauscomputer ermöglichte zu sprechen, war ein fabelhaft konstruiertes Gerät, dessen Mikrochip eine fast unendliche Vielfalt von Stimmen liefern konnte. Da er darauf programmiert war, die Anweisungen seiner Herrin – Susan – zu erkennen, und weil er deshalb digital gespeicherte Proben ihres Stimmusters enthielt, war ich leicht dazu in der Lage, mit Hilfe des Systems ihre Stimme nachzuahmen. Eben dieses Gerät diente außerdem als Audioeinheit des Sicherheitssystems. Wenn Alarm ausgelöst wurde, rief es die Sicherheitsfirma über eine eigens dafür vorgesehene Telefonleitung an und teilte dort mit, wo genau der elektronisch überwachte Bereich verletzt worden war, damit die Polizei schon vor ihrem Eintreffen genau Bescheid wissen würde. Alarm, könnte es zum Beispiel auf seine lakonische Art melden, Salontür widerrechtlich geöffnet. Und dann, falls sich tatsächlich ein Eindringling durch das Haus bewegte: Bewegungsmelder im Erdgeschoßflur ausgelöst. Falls die Hitzesensoren in der Garage ansprachen, würde die Meldung lauten: Alarm, Brand in Garage, und man würde die Feuerwehr und nicht die Polizei verständigen.
    Ich imitierte mit Hilfe des Synthesizers Susans Stimme und rief über die Sicherheitsleitung jedes einzelne Mitglied des Hauspersonals sowie die Gärtner an, um ihnen mitzuteilen, daß sie hiermit fristlos entlassen seien. Ich war freundlich und höflich, aber ich war nicht gewillt, die Gründe für diese Entscheidung zu erörtern. Sie alle waren eindeutig davon überzeugt, daß sie mit Susan Harris persönlich sprachen.
    Ich bot jedem von ihnen eine Abfindung von achtzehn Monatsgehältern an, für den gleichen Zeitraum die Zahlung der Krankenversicherungsbeiträge, das Weihnachtsgeld für dieses Jahr sechs Monate im voraus und ein Arbeitszeugnis, das ausschließlich überschwengliches Lob enthielt. Das war eine solch großzügige Offerte, daß keine Gefahr bestand, einer von ihnen würde wegen ungerechtfertigter Entlassung vor Gericht gehen. Ich wollte keinen Ärger mit ihnen. Ich war nicht nur um Susans Ruf als gerechte Arbeitgeberin besorgt, sondern auch um meine eigenen Pläne, die durch die Entschädigungsklagen erboster früherer Angestellter auf die eine oder andere Weise gestört werden könnten. Da Susan ihre Bankgeschäfte und Zahlungen auf elektronischem Wege tätigte und da sie alle Angestellten per direkter Überweisung entlohnte, war ich in der Lage, den Gesamtbetrag eines jeden der Abfindungspakete innerhalb von Minuten auf das Konto des jeweiligen Angestellten einzuzahlen.
    Einige von ihnen hielten es vielleicht für merkwürdig, daß sie ihre Abfindung bekamen, bevor sie einen entsprechenden Aufhebungsvertrag unterschrieben hatten. Aber sie alle würden Susan für ihre Großzügigkeit dankbar sein, und diese Dankbarkeit verschaffte mir die Ruhe, die ich brauchte, um mein Projekt abschließen zu können.
    Danach verfaßte ich für jeden der Angestellten ein überschwengliches Empfehlungsschreiben und schickte die Texte per E-Mail an Susans Anwalt, verbunden mit dem Ersuchen, er möge die Briefe auf seinem Geschäftspapier ausdrucken und zusammen mit den Aufhebungsverträgen verschicken. Außerdem ermächtigte ich ihn, die Schriftstücke in Susans Namen zu unterzeichnen. Ich sah voraus, daß der Anwalt vermutlich erstaunt

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