Security
Hanks hat viele warmherzige Charaktere gespielt, von Forrest Gump bis hin zu dem verwitweten Vater in Schlaflos in Seattle . Er ist kein bedrohlicher Zeitgenosse. Nun ja, da Susan unter anderem ein Faible für Computeranimationen hatte, fühlte sie sich vielleicht an Woody erinnert, die Cowboypuppe aus Disneys Toy Story, der Tom Hanks in diesem Film die Stimme geliehen hatte. Woody war manchmal sehr laut und oft manisch. Insofern ist es sicher verständlich, daß eine sprechende Cowboypuppe mit unberechenbarem Temperament Susan auf die Nerven fiel.
Als Susan weiter rückwärts durch das Foyer ging und der Tür gefährlich nahe kam, wechselte ich daher zu der Stimme von Fozzybär, einem der Muppets, gutmütig wie keine zweite Figur der zeitgenössischen Fernseh- und Kinolandschaft.
„Äh, ähem, äh, Miss Susan, es wäre sicher besser, wenn
Sie diese Tür nicht anfassen … ähem, äh, wenn Sie noch
nicht gehen würden.“
Sie hatte den Ausgang erreicht.
Sie drehte sich zur Tür um.
„Autsch, autsch, autsch“, warnte Fozzy sie so deutlich, daß Kermit der Frosch oder Miss Piggy oder Ernie oder irgendeiner der Muppets sofort verstanden hätte, was er damit meinte.
Trotzdem berührte Susan den Messingknauf. Der kurze, aber heftige elektrische Schlag riß sie vom Boden empor, ließ ihr das lange goldene Haar zu Berge stehen, brachte ihre Zähne dazu, noch weißer zu leuchten, als wären sie winzige Leuchtstoffröhren, und schleuderte sie nach hinten.
Ein blauer Lichtbogen schlug aus der Pistole. Die Waffe flog aus ihrer Hand.
Schreiend stürzte Susan zu Boden, und die Pistole rutschte klappernd quer durch das große Foyer, während Susans Hinterkopf zweimal hart auf dem Marmor aufschlug.
Ihr Schrei brach urplötzlich ab.
Im Haus war es totenstill.
Susan lag reglos da und gab keinen Laut von sich. Nicht der elektrische Schlag hatte ihr die Besinnung geraubt, sondern der doppelte Aufprall ihres Hinterkopfes auf dem spiegelblanken Carraraboden. Ihre Schnürsenkel waren noch immer in doppelten Schleifen gebunden.
Jetzt wirkten sie irgendwie grotesk. Fast hätte ich laut aufgelacht.
„Du blödes Miststück“, sagte ich mit der Stimme von Jack Nicholson, dem Schauspieler.
Huch! Wo kam das denn her?
Glauben Sie mir, ich war zutiefst überrascht, mich selbst diese drei Worte sprechen zu hören. Überrascht und bestürzt.
Erstaunt.
Schockiert.
Ich offenbare Ihnen diesen peinlichen Vorfall, weil ich Ihnen verdeutlichen möchte, daß ich schonungslos aufrichtig bin, selbst wenn das kein gutes Licht auf mich werfen sollte.
In Wahrheit jedoch empfand ich Susan gegenüber keinerlei Feindseligkeit.
Ich wollte ihr nicht weh tun.
Weder zu jenem Zeitpunkt noch irgendwann später.
Das ist die Wahrheit. Ich achte die Wahrheit.
Ich wollte ihr nicht weh tun.
Ich habe sie aufrichtig geliebt. Ich habe sie respektiert. Mein größter Wunsch war, mich ihr hinzugeben und durch sie alle Freuden des körperlichen Lebens zu entdecken. Sie lag noch immer reglos da.
Ihre Augen zitterten leicht hinter den geschlossenen Lidern, so als hätte sie einen schlimmen Traum. Aber da war kein Blut zu sehen.
Ich verstärkte die Kapazität der Mikrofone bis zum Maximum und konnte auf diese Weise ihre sanften, langsamen, regelmäßigen Atemzüge hören. Dieses leise, rhythmische Geräusch klang für mich wie die schönste Musik der Welt, denn es zeigte mir, daß sie sich nicht ernsthaft verletzt hatte.
Ihr Mund stand leicht offen, und nicht zum ersten Mal bewunderte ich seine sinnliche Fülle. Ich studierte die sanfte Wölbung ihres Philtrums, die Vollkommenheit der Columella zwischen ihren zarten Nasenlöchern. Die Formen des menschlichen Körpers sind unglaublich faszinierend, ein lohnendes Objekt meiner innigsten Sehnsüchte.
Ihr Gesicht war bildschön dort auf dem Marmor, so bildschön dort auf dem Marmorboden. Ich benutzte die nächste Kamera für eine extreme Nahaufnahme und sah den Puls an ihrem Hals schlagen. Er war langsam, aber regelmäßig, ein kräftiges Pochen. Ihre rechte Handfläche wies nach oben. Ich bewunderte die Eleganz ihrer langen schlanken Finger. Gab es irgend etwas am Körper dieser Frau, das mir nicht formvollendet erschien?
Sie war bei weitem schöner als Winona Ryder, die ich eine Zeitlang für eine Göttin gehalten hatte. Natürlich mag das der reizenden Winona gegenüber unfair sein, hatte ich doch nie die Gelegenheit, sie aus vergleichbarer Nähe zu betrachten wie Susan Harris. In meinen Augen war
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