Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seehunde in Gefahr

Titel: Seehunde in Gefahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luisa Hartmann
Vom Netzwerk:
die sehen anders aus. Der hier ist viel zu bunt.«
    Lukas starrte dem Hubschrauber nach, der plötzlich Richtung Hafen abdrehte. Für einen Momentsah er eine offene Tür an der Seite des Helikopters; ein Mann in weißem Hemd hing halb heraus und filmte.
    »Ein Fernsehteam«, bestätigte Hinnerk Lukas’ Verdacht. »Die haben uns gerade noch gefehlt.«
    In diesem Moment rief jemand: »Da sind Boote unterwegs.«
    Alle wandten sich wie auf Kommando dem Meer zu und schauten angestrengt hinaus. Aufgeregt beobachtete Lukas kleine weiße Punkte,
     die auf den Wellen tanzten. Mit angehaltenem Atem sah er zu, wie sie sich den großen Schiffen näherten. Endlich tat sich was!
    »Was ist diese
Deutsche Gemeinschaft
… wie heißen die noch mal?«, fragte Viola.
    Onno grinste. »Die DGzRS.   Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger. Die wurde im 19.   Jahrhundert gegründet und ist dazu da, Schiffbrüchige zu retten.«
    »Hätte ich jetzt nicht gedacht«, warf Lukas ein.
    »Du solltest ihnen mal den Friedhof zeigen«, sagte Opa Hinnerk zu seinem Enkel.
    Lukas wurde neugierig. »Welchen Friedhof?«, wollte er wissen. Den an der alten Inselkirche hatten sie bereits gesehen.
    »Der Drinkeldodenkarkhof«, sagte Onno und schaute sie erwartungsvoll an.
    »Ja, der Friedhof der Ertrunkenen«, rief Viola. »Den hat mir Papa schon gezeigt. Der ist spannend.«
    »Kennst du auch die Geschichte?«, wollte Opa Hinnerk wissen.
    Viola schüttelte den Kopf.
    »Im Jahr 1854 fuhr das Auswandererschiff
Johanne
von Bremen nach New York«, begann Hinnerk zu erzählen. »Es kenterte vor Spiekeroog und es gab viele Tote, weil die Rettungsboote
     kaputt waren.«
    »Und warum haben die Insulaner nicht geholfen?«, fragte Viola.
    »Sie hätten gerne, aber sie waren selbst so arm, dass sie sich kein Boot leisten konnten. Sie haben aber den Toten die letzte
     Ruhestätte gegeben.«
    »Und dann wurde die DGzRS gegründet«, rief Onno dazwischen.
    »Na ja, so schnell ging das nicht«, korrigierte ihn sein Großvater. »Gerechterweise muss man dazu sagen, dass die Insulaner
     damals vor allem an sich selbst gedacht haben«, fuhr sein Großvater fort. »Wenn ein Schiff vor der Insel kenterte, haben sie
     es geplündert und die Menschen liegen lassen.« Erbeugte sich vor und flüsterte: »Man munkelt auch, dass sie falsche Leuchtfeuer angezündet haben, um die Schiffe mit Absicht
     auflaufen zu lassen.«
    Viola gab einen leisen Quiekser von sich und auch Lukas schüttelte sich. Das waren einst finstere Zeiten und so lange war
     das noch gar nicht her.
    Plötzlich kam Bewegung in die Menge und die vier wandten sich dem Geschehen draußen auf dem Meer zu. Opa Hinnerk schaute durchs
     Fernglas, aber Lukas konnte auch so erkennen, dass ein Flugzeug über der Unglücksstelle kreiste. War das ein gutes oder ein
     schlechtes Zeichen?
    »Das ist die
Pollution Control
«, sagte Hinnerk. »Also das Ölüberwachungsflugzeug«, ergänzte er.
    Onno stöhnte. »Dann ist also Öl ausgelaufen«, sagte er düster.
    Lukas schluckte.
    »Nein, nein«, gab sein Großvater zurück. »Das muss nicht sein. Sie wollen es sich einfach mal von oben ansehen.« Er schaute
     wieder durchs Fernglas. »Ganz schön was los da draußen«, sagte er dann und reichte das Fernglas den Kindern.
    Als Lukas an der Reihe war, sah er die beiden großen Ozeanriesen, die immer noch ineinander verkeilt schienen. Deutlich konnte
     er die Containersehen und den Namen des Schiffes:
Sea Pride
. Doch so stolz sah das Schiff nicht mehr aus.
    Alle anderen Schiffe wirkten wie Spielzeug. Das größere musste die
Mellum
sein, die kleineren gehörten der DGzRS.   Über allem kreiste ein blauweißes Propellerflugzeug.
    Lukas reichte das Fernglas an Viola weiter, als Onno sagte: »Seht mal«, und nach hinten zeigte. Das Fernsehteam war aufgetaucht
     und versuchte, eine Kamera aufzubauen. Da der Sand ständig nachgab, war das kein leichtes Unterfangen. Ein Kabelträger stolperte
     über seine eigenen Füße und rutschte eine Düne hinunter.
    »Die richten vermutlich mehr Schaden an als die da draußen«, schimpfte Hinnerk.
    Ein Mann mit Kamera auf der Schulter war aufgetaucht; neben ihm stöckelte eine Blondine durch den Sand und hielt den Leuten
     ein Mikrofon vors Gesicht.
    »Dann können die ganzen Wichtigtuer ja endlich ihren Senf loswerden«, sagte Hinnerk und wandte sich wieder dem Meer zu. Er
     hielt die flache Hand über seine Augen und bat Viola dann um das Fernglas.
    »Da bewegt sich doch was«,

Weitere Kostenlose Bücher