Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
musste fast lachen. Was Toklo wohl von diesem Gespräch gehalten hätte? »Ja. Kompliziert.«
»Aha, okay.« Sally sah wieder weg. »Du kannst mir ja morgen alles erzählen.«
Morgen bin ich nicht mehr da, dachte er. Er wünschte, er könnte ihr die Wahrheit sagen.
»Tja, gute Nacht dann«, meinte er lahm. Sie ging zum Eingang des Zeltes und er folgte ihr. Draußen blieben sie stehen und sahen einander einen Moment lang verlegen an.
»Ich muss hier lang«, erklärte sie schließlich und deutete auf eins der Schlafzelte.
»Alles klar«, erwiderte er. »Und ich muss hier lang.« Er deutete auf die Ölplattform.
»Bis morgen.« Sie winkte ihm zu und ging.
»Tschüs.« Er sah ihr hinterher, bis sie im Zelt verschwunden war. Am liebsten wäre er direkt zu Toklo und Kallik gelaufen, doch Craig stand in der Nähe und unterhielt sich mit jemandem in einem Feuerbiest. Auch Erica war noch vor dem Hauptzelt und schaufelte Schnee in einen Eimer. Er winkte beiden zu und ging dann Richtung Ölplattform.
Nun, nach Einbruch der Nacht, war es viel kälter als am Tag. Ein blasser Mond stand über Ujurak und beschien seinen Weg zu dem düsteren Turm draußen auf dem Wasser. Ujurak sah sich noch mehrmals um, bis Craig und Erica wieder ins Zelt gegangen waren. Es waren nur noch wenige Leute zu sehen. Er hoffte, dass er weit genug weg war und niemand bemerkte, wenn er wieder umkehrte.
Ujurak beschrieb, sich vorsichtig umblickend, einen großen Halbkreis um die Zelte. Von Toklo und Kallik war nichts zu sehen. Hoffentlich warteten sie in ihrem Versteck auf ihn.
Er schlich sich hinter die Zelte, wo zwei große Feuerbiester geparkt waren. Beide waren unverschlossen. Vorsichtig öffnete er die erste Tür und krabbelte hinein. Er durchwühlte die Sachen auf dem Rücksitz nach Werkzeugen, die ihm bei Lusas Befreiung helfen konnten. Natürlich war es möglich, dass sie lieber nicht mitkam, aber er musste es wenigstens versuchen.
Er fand einen langen schwarzen Stock. Als er an der Seite auf einen Knopf drückte, kam Licht aus dem einen Ende des Stocks. Erschrocken ließ Ujurak ihn fallen und musste ihn wieder unter dem Sitz hervorfischen.
Taschenlampe, dachte er, als er ihn wieder in die Hand nahm. Es war merkwürdig, dass ihm das richtige Wort dafür einfiel, obwohl er so überrascht gewesen war, was es mit dem Ding auf sich hatte. Als er wieder auf den Knopf drückte, ging das Licht aus. Die Lampe war vielleicht nützlich, da er mit seinen schwachen Flachgesichteraugen in der Dunkelheit so schlecht sah.
Außerdem fand er ein Werkzeug, das Zangen wie ein Krebs hatte. Er öffnete es und fuhr sanft über die Schneide, um zu prüfen, wie scharf sie war. Bestimmt war Lusas Käfig mit einem Schloss verriegelt, für das man einen Schlüssel brauchte. Vielleicht konnte er es mit diesem Werkzeug öffnen. Als er es in die Hand nahm, merkte er erst, wie schwer es war. Er musste vorsichtig sein, wenn er es mit sich herumtrug.
Nun wartete er, bis er sicher war, dass alle schliefen. Der Mond stand hoch am Himmel, der mit glitzernden Sternen übersät war. Als er ausstieg, empfing ihn Eiseskälte. Ujurak zitterte. Er konnte es gar nicht erwarten, sein Fell wiederzubekommen.
Der Schnee knirschte unter seinen Stiefeln, egal, wie vorsichtig er auftrat. Doch aus den Schlafzelten kam kein Geräusch und die Lichter im Hauptzelt waren erloschen. Ujurak schlich zum Vordereingang und schlüpfte durch die Zeltklappe.
Ein paar Tiere bewegten sich im Schlaf. Im Zelt war es sehr dunkel, und Ujurak wünschte, er hätte seine Bärenaugen. Er zog die Taschenlampe heraus, richtete sie auf den Boden und drückte auf den Knopf.
Der winzige Lichtstrahl wies ihm den Weg zwischen den Käfigen und Tischen, bis er Lusa fand. Sie wachte auf, als er sich näherte, und blinzelte, vom Licht geblendet.
»Tut mir leid«, flüsterte Ujurak und richtete die Lampe wieder zu Boden. »Lusa, ich bin es, Ujurak. Du erkennst mich, nicht wahr?« Er erinnerte sich daran, dass er das letzte Mal, als er ein Mensch gewesen war, mit seinen Bärenfreunden in ihrer Sprache gesprochen hatte. Doch das Knurren und Brummen, das er dafür brauchte, schien tiefer in ihm verborgen zu sein als das letzte Mal, und er hatte keine Zeit, es erst wieder auszugraben. Lusa verstand ihn bestimmt auch ohne Bärensprache.
Die Schwarzbärin krallte sich an den Gitterstäben fest und sah Ujurak mit ihren funkelnden Augen an. Er streckte die Hand herein und kraulte sie hinter den Ohren.
»Ich hole dich
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