Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
lächelte sie ihn an.
»Ich schätze, du musst zu deinem Vater zurück«, sagte sie.
»Meinem Vater?«, fragte Ujurak verwirrt, riss sich aber schnell zusammen. »Oh, natürlich. Zur Ölplattform. Genau. Aber nur für die Nacht. Morgen komme ich wieder.« Er blickte auf den Raum voller Tiere. Viele schliefen, erschöpft von dem anstrengenden Tag oder unter der Einwirkung der Betäubung. Lusa war eine der wenigen, die noch wach waren. Sie legte den Kopf zur Seite, als er sie ansah.
Er hätte ihr gern gesagt, dass er nur so tat, als ginge er. In der Nacht würde er zurückschleichen und sie befreien.
Es sei denn … Konnte er nicht noch einen Tag als Flachgesicht verbringen? Er drohte ja nicht zu vergessen, dass er ein Bär war. Und es gab immer noch so viel zu tun. Er konnte Sally, Craig und den anderen noch ein wenig helfen. Und Lusa war hier in Sicherheit, hatte es warm und bekam Futter. Es würde ihr nicht schaden, wenn sie noch einen Tag im Zelt verbrachte.
Aber er musste Toklo und Kallik Bescheid geben, damit sie nicht unvermittelt hier hereinplatzten.
Während er sich noch die Hände wusch, überlegte er, wie er ihnen eine Nachricht zukommen lassen konnte. »Ich bin froh, dass du morgen wiederkommst«, sagte Sally. »Es ist bestimmt viel los, weil unser Schiff eintrifft. Wir müssen die Vorräte abladen und die Tiere, die zum Festland gebracht werden, an Bord bringen.«
Ujurak drehte sich der Magen um. »Zum Festland?«, wiederholte er.
»Ja. Die, denen es gut geht, bringen wir möglichst weit weg von hier.« Sie nickte zu Lusa. »Zum Beispiel unsere kleine Freundin da. Sie wird zurück in den Wald kommen, wo sie hingehört. Da freust du dich sicher, nicht wahr?«, fragte sie an Lusa gewandt. »Armes kleines Ding. Sie würde jetzt wahrscheinlich am liebsten ihren Winterschlaf halten.«
»Ja, genau so ist es«, murmelte Ujurak nachdenklich. Der überraschte Ausdruck auf Sallys Gesicht fiel ihm gar nicht auf. In Ujurak wirbelten die Gefühle wild durcheinander – Gewissensbisse, Beklemmung, Ratlosigkeit. Die Sorgen, die er den Tag über bei der Arbeit hatte vergessen können, waren mit einem Schlag wieder da.
In dieser Nacht hatte er die letzte Chance, Lusa zu befreien. Aber tat er damit auch das Richtige? Die freundlichen Flachgesichter waren bereit, sie zurück aufs Festland zu bringen, wo sie in Sicherheit war. Vielleicht war es das, was Lusa wirklich wollte? Würde sie es ihm übel nehmen, wenn er sie zwang, auf dem Eis zu bleiben?
Dann fielen ihm die Zeichen am Himmel wieder ein, die Wolkenstreifen und die blinkenden Sterne. Sie mussten die Suche zu viert beenden. Bestimmt wusste Lusa das auch. Wenn er mit ihr reden könnte, wäre sie bestimmt einverstanden. Aber solange Sally ihn ständig beobachtete, hatte er dazu keine Gelegenheit.
Als er aufblickte, merkte er, dass Sally ihn verwirrt ansah. »Stimmt was nicht?«, fragte sie. »Du siehst aus, als wärst du mit den Gedanken auf einem anderen Stern.«
»Tut mir leid«, erwiderte er, obwohl er ihre Worte nicht richtig verstanden hatte. »Ich gehe jetzt wohl besser.«
»Ja, klar.« Zu seiner Überraschung nahm sie seine Hand und drückte sie. »Danke für deine Hilfe. Du bist ein echtes Naturtalent. Irgendwie habe ich das Gefühl, als könntest du die Tiere verstehen.«
Ujurak blickte verlegen zu Boden. »Ich rate nur«, murmelte er.
Sally grinste. »Na ja, du solltest jedenfalls darüber nachdenken, ob du damit nicht weitermachen willst. Wir könnten durch die Welt ziehen und Tiere retten. So eine Art Helden der Wildnis. Wäre das nicht klasse?«
Er betrachtete ihre Hand, die noch auf seiner lag. »Ja. Aber … ich kann nicht.«
»Oh.« Sally wirkte verletzt. Sie zog die Hand zurück und schob sich, ohne ihn anzusehen, eine Haarsträhne hinter die Ohren. »Gut. Ich meine … ist es wegen deinem Vater? Hätte er was dagegen?«
»Sozusagen.« Ujurak hatte ein schlechtes Gewissen, weil er sie anlog, aber was sollte er sagen? Tut mir leid, in Wirklichkeit bin ich ein Bär? Ihre Reaktion darauf konnte er sich lebhaft vorstellen.
Sally schüttelte den Kopf. »Na ja, er kann dir nicht bis in alle Ewigkeit vorschreiben, was du zu tun hast.«
»Es ist nicht nur das«, druckste Ujurak herum. »Ich habe … Freunde, die mich brauchen. Wir sind … ich habe da so eine Art … äh … Verantwortung. Das ist schwer zu erklären.«
»Ach so.« Sally lächelte traurig. »Es ist kompliziert, stimmt’s? Das kenne ich von irgendwo her.«
Ujurak
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