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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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der er früher gewesen war. Sie erinnerte sich an einen ganz normalen Tag auf der Flucht …
    »Uhh!«, stöhnen Jared und Jamie gleichzeitig.
    Jared lümmelt auf dem Ledersofa und Jamie hat sich auf dem Teppich davor ausgestreckt. Sie schauen auf dem großen Fernsehbildschirm ein Basketballspiel. Die Parasiten, die hier wohnen, sind bei der Arbeit und wir haben den Jeep bereits so voll geladen, wie es geht. Wir haben noch stundenlang Zeit, uns auszuruhen, bevor wir wieder verschwinden müssen.
    Im Fernsehen haben zwei Spieler eine höfliche Meinungsverschiedenheit. Der Kameramann steht ganz in der Nähe; wir können ihr Gespräch mithören.
    »Ich glaube, ich habe den Ball als Letzter berührt. Du bist dran.«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich möchte nicht unrechtmäßig bevorzugt werden. Die Schiedsrichter sollten sich besser noch mal die Aufzeichnung ansehen.«
    Die Spieler schütteln sich die Hände und klopfen sich gegenseitig auf die Schulter.
    »Das ist doch lächerlich«, knurrt Jared.
    »Nicht auszuhalten«, pflichtet Jamie ihm bei und imitiert Jareds Tonfall perfekt; er klingt täglich mehr wie Jared, eine der vielen Formen, die seine Heldenverehrung angenommen hat. »Kommt nicht noch was anderes?«
    Jared zappt durch ein paar Sender, bis er auf einen Leichtathletikwettkampf stößt. In Haiti finden gerade die Olympischen Spiele der Parasiten statt. Offenbar sind die Außerirdischen ganz aufgeregt deswegen. Viele von ihnen haben vor ihren Häusern Olympiaflaggen gehisst. Aber es ist trotzdem nicht wie früher. Jetzt bekommt jeder Teilnehmer eine Medaille. Erbärmlich.
    Aber den Hundertmeterlauf kriegen sie nicht kaputt. Die Einzelsportarten sind bei den Parasiten unterhaltsamer als Wettkämpfe, bei denen sie direkt gegeneinander antreten. In getrennten Bahnen geben sie eine bessere Figur ab.
    »Mel, komm her und entspann dich«, ruft Jared.
    Ich stehe einfach bloß aus alter Gewohnheit an der Hintertür, nicht, weil ich damit rechne, jeden Moment wegrennen zu müssen. Nicht, weil ich Angst habe. Eine sinnlose Gewohnheit, sonst nichts.
    Ich gehe zu Jared hinüber. Er zieht mich auf seinen Schoß und legt sein Kinn auf meinen Kopf.
    »Ist das bequem so, fühlst du dich wohl?«, fragt er.
    »Ja«, sage ich, weil ich mich wirklich und wahrhaftig rundum wohl fühle. Hier, im Haus eines Außerirdischen.
    Dad hat immer lustige Sachen gesagt, als würde er seine eigene Sprache sprechen: die Fliege machen, grün hinter den Ohren, Wunderfitz, wie aus dem Ei gepellt, ein hohes Tier, Fisch ohne Fahrrad und irgendwas über Kohlen, die nach Newcastle verkauft werden. Einer seiner Lieblingsausdrücke war ›so sicher wie ein Haus‹ .
    Zum Beispiel als er mir Fahrradfahren beibrachte und meine Mutter besorgt in der Tür stand: »Beruhig dich, Linda, diese Straße ist so sicher wie ein Haus.« Oder als er Jamie davon überzeugte, ohne Nachtlicht zu schlafen: »Das ist hier so sicher wie ein Haus, es ist weit und breit kein Monster in Sicht.«
    Dann verwandelte sich die Welt über Nacht in einen entsetzlichen Albtraum und der Ausdruck wurde für Jamie und mich zu einem makabren Witz. Häuser waren jetzt die gefährlichsten Orte, die wir uns vorstellen konnten.
    Während wir uns zwischen einer Handvoll struppiger Kiefern versteckten, beobachteten, wie ein Auto aus der Garage eines abgeschiedenen Hauses fuhr, und überlegten, ob wir es wagen sollten, Lebensmittel zu rauben, oder ob es zu riskant war: »Glaubst du, die Parasiten werden lange wegbleiben?« - »Auf keinen Fall, der Ort hier ist so sicher wie ein Haus. Lass uns besser verschwinden.«
    Und jetzt sitze ich hier und sehe fern wie vor fünf Jahren, als wären Mom und Dad nebenan und ich hätte nie eine Nacht mit Jamie und einer Handvoll Ratten in einem Abwasserkanal verbracht, während Bodysnatcher mit Scheinwerfern nach den Dieben suchten, die eine halbe Tüte getrocknete Bohnen und eine Schüssel kalte Spaghetti erbeutet hatten.
    Selbst wenn Jamie und ich zwanzig Jahre allein überlebt hätten, hätten wir bestimmt nie wieder dieses Gefühl gehabt. Dieses Gefühl von Sicherheit. Mehr als Sicherheit, sogar Glück. Sicherheit und Glück, zwei Dinge, von denen ich gedacht hatte, dass ich sie nie wieder empfinden würde.
    Jared hat es mühelos geschafft, uns das zu geben, einfach weil er Jared ist.
    Ich atme den Geruch seiner Haut ein und spüre die Wärme seines Körpers unter meinem.
    Jared macht alles sicher, alles glücklich. Sogar Häuser.
    Ich fühle mich immer

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