Seelen
sollen.«
Ich starrte meine Hände an, die ineinander verkrallt in meinem Schoß lagen.
»Du musst keine Angst vor mir haben.«
Ich nickte, ohne ihn anzusehen.
Er grunzte. »Hast du nicht gesagt, du würdest dich mit mir unterhalten?«
Ich zuckte mit den Schultern. Angesichts seiner Ablehnung, die zwischen uns in der Luft lag, brachte ich kein Wort heraus.
Ich hörte, wie er sich bewegte. Er rutschte die Matte entlang, bis er direkt neben mir saß - ganz wie Melanie es gehofft hatte. Zu nah - es war schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, schwer, richtig zu atmen, aber ich war nicht in der Lage, von ihm wegzurücken. Komischerweise war Melanie plötzlich gereizt, obwohl sie doch genau das gewollt hatte.
Was ist denn los? , fragte ich sie, erschrocken über die Intensität ihrer Gefühle.
Ich will nicht, dass er so dicht neben dir sitzt. Es fühlt sich nicht richtig an. Mir gefällt es nicht, dass du ihn gerne da neben dir hast. Zum ersten Mal, seit wir gemeinsam die Zivilisation verlassen hatten, spürte ich, wie Wellen der Feindseligkeit von ihr ausgingen. Ich war schockiert. Das war nicht fair.
»Ich habe nur eine einzige Frage«, unterbrach uns Jared.
Ich sah ihn an und schreckte zurück - sowohl vor seinem kalten Blick als auch vor Melanies Groll.
»Du kannst dir vermutlich denken, worum es geht. Jeb und Jamie haben mich die ganze Nacht bequatscht…«
Ich wartete auf die Frage und starrte durch den dunklen Gang auf den Sack Reis mir gegenüber - mein Kissen von letzter Nacht.
Aus den Augenwinkeln sah ich, wie er die Hand hob, und ich presste mich an die Wand.
»Ich tu dir nichts«, sagte er noch einmal ungeduldig. Er nahm mein Kinn in seine raue Hand und drehte mein Gesicht so, dass ich ihn ansehen musste.
Mein Herz stotterte, als er mich berührte, und plötzlich war da zu viel Feuchtigkeit in meinen Augen. Ich versuchte sie wegzublinzeln.
»Wanda.« Er sprach meinen Namen langsam aus - widerwillig, wie ich bemerkte, obwohl seine Stimme gleichmäßig und tonlos war. »Ist Melanie noch am Leben - noch ein Teil von dir? Sag mir die Wahrheit.«
Melanie griff mit der brutalen Kraft einer Abrissbirne an. Dort, wo sie versuchte, sich freizukämpfen, tat es körperlich weh wie der plötzliche Stich einer Migräne.
Hör auf. Siehst du es denn nicht?
Es war so offensichtlich an der Art, wie er die Lippen zusammenkniff, an den strengen Falten unter seinen Augen. Es spielt keine Rolle, was ich oder sie sagte.
Er hält mich sowieso für eine Lügnerin, erklärte ich ihr. Die Wahrheit interessiert ihn doch überhaupt nicht - er sucht nur nach einem Beweis, nach irgendeiner Möglichkeit, Jeb und Jamie davon zu überzeugen, dass ich eine Lügnerin bin, eine Sucherin, damit er die Erlaubnis bekommt, mich umzubringen.
Melanie weigerte sich, mir zu antworten oder auch nur zu glauben; es kostete mich viel Kraft, sie ruhigzuhalten.
Jared sah, wie mir der Schweiß auf die Stirn trat und mich ein seltsamer Schauder durchlief, und zog die Augen zusammen. Er hielt noch immer mein Kinn fest, so dass ich mein Gesicht nicht vor ihm verbergen konnte.
Jared, ich liebe dich, versuchte sie zu schreien. Ich bin hier.
Meine Lippen rührten sich nicht, aber es überraschte mich, dass er die Worte nicht Buchstabe für Buchstabe in meinen Augen lesen konnte.
Die Minuten verstrichen langsam, während er auf meine Antwort wartete. Es war qualvoll, ihm in die Augen blicken zu müssen, den Abscheu dort zu sehen. Als wäre das nicht schon genug, nagte Melanies Wut weiterhin von innen an mir. Ihre Eifersucht schwoll zu einer bitteren Flut an, die meinen Körper durchströmte und ihn beschmutzt zurückließ.
Weitere Minuten verstrichen und mir stiegen Tränen in die Augen, bis ich sie nicht mehr zurückhalten konnte. Sie liefen mir lautlos über die Wange bis in Jareds Handfläche. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich nicht.
Schließlich hatte ich genug. Ich schloss die Augen und riss meinen Kopf nach unten. Bevor er mir wehtun konnte, ließ er die Hand sinken.
Er seufzte - frustriert.
Ich nahm an, er würde gehen. Ich starrte erneut auf meine Hände, während ich darauf wartete. Mein Herzschlag maß die verstreichenden Minuten. Er rührte sich nicht. Ich rührte mich nicht. Er saß neben mir, als wäre er aus Stein gemeißelt. Diese eherne Unbeweglichkeit passte zu ihm. Sie passte zu seinem neuen, harten Gesichtsausdruck, zu seinem steinernen Blick.
Melanie dachte über diesen Jared nach und verglich ihn mit dem Mann,
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