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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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war weich, freundlich, fast so, wie Melanie es in Erinnerung hatte. Ich spürte, wie meine Kontrolle nachließ; meine Lippen zitterten. Meine Arme festzuhalten kostete mich meine gesamte Kraft. Ich wollte sein Gesicht berühren. Ich wollte es. Melanie gefiel das nicht.
    Wenn du mich schon nicht reden lässt, dann behalte wenigstens deine Hände bei dir, zischte sie mich an.
    Ich gebe mir Mühe. Es tut mir leid. Es tat mir wirklich leid. Ich fügte ihr Schmerzen zu. Wir hatten beide Schmerzen, auf unterschiedliche Weise. Es war schwer zu sagen, wer von uns beiden im Moment stärker litt.
    Jared sah mich neugierig an, während sich meine Augen erneut mit Tränen füllten.
    »Warum?«, fragte er sanft. »Weißt du, Jeb hat ja diesen irren Gedanken, dass du wegen mir und Jamie hier bist. Ist das nicht verrückt?«
    Mein Mund öffnete sich; schnell biss ich mir auf die Lippe. Jared beugte sich vor und nahm mein Gesicht zwischen beide Hände. Ich schloss die Augen.
    »Willst du es mir nicht sagen?«
    Mein Kopf verneinte einmal kurz. Ich war mir nicht sicher, wer das gewesen war. Hatte ich damit gesagt, ich wolle nicht, oder Melanie, sie könne nicht?
    Seine Hände schlossen sich fester um meinen Unterkiefer. Ich öffnete die Augen und sah sein Gesicht dicht vor mir. Mein Herz raste, mein Magen kribbelte - ich versuchte zu atmen, aber meine Lungen gehorchten mir nicht.
    Ich sah seinen Augen an, was er vorhatte; ich wusste genau, wie er sich bewegen und wie sich seine Lippen anfühlen würden. Und doch war es absolut neu für mich - ein erstes Mal, das mich so viel stärker durcheinanderbrachte als alle anderen -, als er seinen Mund auf meinen drückte.
    Ich glaube, er hatte eigentlich vorgehabt, meine Lippen nur ganz kurz und sanft zu berühren, aber das veränderte sich, als seine Haut auf meine traf. Sein Mund war plötzlich hart und fordernd, seine Hände hielten mein Gesicht an seins gedrückt, während sich seine Lippen auf drängende, fremde Art auf meinen bewegten. Es war so anders, als sich nur zu erinnern, so viel intensiver. Mir schwirrte der Kopf.
    Der Körper rebellierte. Ich hatte ihn nicht länger unter Kontrolle - er hatte die Kontrolle über mich übernommen. Es war nicht Melanie - der Körper war jetzt stärker als wir beide. Das Geräusch unseres Atems wurde von den Wänden zurückgeworfen; meiner heftig und keuchend, seiner ungestüm, beinahe ein Knurren.
    Meine Arme befreiten sich aus meiner Kontrolle. Meine linke Hand streckte sich nach seinem Gesicht aus, nach seinem Haar, um meine Finger darin zu vergraben.
    Meine rechte Hand war schneller. War nicht meine.
    Melanies Faust landete unter seinem Kiefer, schlug sein Gesicht mit einem dumpfen, leisen Geräusch von meinem weg. Fleisch auf Fleisch, hart und wütend.
    Der Schlag war nicht kräftig genug, um uns ganz zu trennen, aber sobald unsere Lippen nicht mehr verbunden waren, fuhr er zurück und starrte fassungslos in mein schreckensstarres Gesicht.
    Voller Abscheu sah ich auf die Hand hinab, die immer noch zur Faust geballt war, als hätte ich einen Skorpion entdeckt, der mir aus dem Arm wuchs. Ein entsetztes Keuchen kam aus meiner Kehle. Ich packte das rechte Handgelenk mit meiner linken Hand, verzweifelt entschlossen, Melanie davon abzuhalten, meinen Körper noch einmal für eine Gewalttat zu missbrauchen.
    Ich blickte zu Jared auf. Er sah ebenfalls die Faust an, die ich zurückhielt, wobei das Entsetzen in seinem Blick wich und Erstaunen an seine Stelle trat. In diesem Augenblick war er vollkommen ungeschützt. Ich konnte in seinem Gesicht lesen wie in einem offenen Buch.
    Das hatte er nicht erwartet. Aber irgendetwas hatte er erwartet, das war deutlich zu erkennen. Dies war ein Test gewesen. Ein Test, von dem er geglaubt hatte, ihn problemlos auswerten zu können. Ein Test, dessen Ergebnis er im Voraus zu kennen geglaubt hatte. Aber er war überrascht worden.
    Was bedeutete das: bestanden oder durchgefallen?
    Der Schmerz in meiner Brust war keine Überraschung. Ich wusste bereits, dass ein brechendes Herz mehr war als eine Redewendung.
    In einer Situation, in der es darum ging, zu fliehen oder zu kämpfen, hatte ich nie eine Wahl; ich würde mich immer für Flucht entscheiden. Da Jared zwischen mir und dem dunklen Tunnelausgang hockte, wirbelte ich herum und stürzte mich in das mit Kartons vollgestopfte Loch.
    Die Kartons knirschten, knisterten und knackten, als mein Gewicht sie gegen die Wände und den Boden drückte. Ich schlängelte mich in das

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