Seelengesaenge
die sind alle dort eingesperrt, wo sie hingehören. Es sind die anderen Geheimdienste, die herausgefunden haben, wer ich bin und was ich schuf. Fragen Sie mich nicht wie. Irgend jemand hat offensichtlich die Informationen durchsickern lassen. Irgend jemand, der schwach ist, Ikela.«
»Soll das etwa heißen, die Geheimdienste wissen, wo Sie sind?«
»Sie wissen es nicht genau. Sie wissen nur, daß ich von Tranquility entkommen bin. Aber man wird nach mir suchen. Und machen Sie sich besser nichts vor, Ikela, man wird mich irgendwann finden. Darin sind die konföderierten Geheimdienste wahre Meister. Die einzige Frage ist, welcher von ihnen mich zuerst findet.«
»Mutter Maria!«
»Ganz genau. Hätten Sie ein Raumschiff für mich vorbereitet, wie es ausgemacht war, wäre das alles überhaupt kein Problem, Sie dummer, selbstsüchtiger, engstirniger Bastard. Sehen Sie jetzt, was Sie angerichtet haben? Sie haben alles verraten, wofür wir jemals gestanden haben.«
»Sie können das nicht verstehen.«
»Nein, das kann ich wirklich nicht. Und ich denke nicht daran, Ihrer Selbstsucht Vorschub zu leisten, indem ich es versuche. Ich werde ihrem erbärmlichen Gejammer überhaupt nicht mehr zuhören. Sagen Sie mir, wo ich die anderen finde! Existiert unsere Partisanengruppe überhaupt noch?«
»Ja. Ja, wir sind immer noch zusammen. Wir helfen der Sache immer noch, wenn es in unseren Kräften steht.«
»Sind alle Originale hier?«
»Ja. Wir leben alle noch. Aber die anderen vier sind nicht in Ayacucho.«
»Was ist mit anderen Partisanen? Haben Sie eine lokale Führungsgruppe?«
»Ja.«
»Dann rufen Sie die Leute zusammen. Heute. Sie müssen erfahren, was geschieht. Wir brauchen patriotische Rekruten als Besatzung.«
»Ja«, stammelte er. »Ja, in Ordnung.«
»Und in der Zwischenzeit fangen Sie an, nach einem geeigneten Schiff zu suchen. Bestimmt findet sich das eine oder andere im Dock. Eine Schande, daß ich die Samaku habe gehen lassen. Sie wäre für unsere Zwecke wie geschaffen gewesen.«
»Aber die konföderationsweite Quarantäne …?«
»Wo wir hingehen, spielt sie keine Rolle. Außerdem sind Sie Mitglied des Regierungsrates. Sie können unseren Abflug genehmigen.«
»Das kann ich nicht tun!«
»Ikela, sehen Sie mich ganz genau an. Ich spiele nicht. Sie haben sowohl mein Leben in Gefahr gebracht als auch die Mission verraten, die zu erfüllen Sie geschworen haben, als Sie Ihren Diensteid bei der Navy leisteten. Soweit ich das beurteilen kann, erfüllt das den Tatbestand des Hochverrats. Falls mich ein gegnerischer Agent zu fassen bekommt, bevor ich den Alchimisten zurückgeholt habe, werde ich verdammt noch mal sicherstellen, daß alle erfahren, woher das Geld stammt, mit dem Sie die T’Opingtu vor so vielen Jahren gegründet haben. Ich bin sicher, Sie erinnern sich ganz genau, was die Gesetze der Konföderation über Antimaterie sagen, oder?«
Er senkte den Kopf. »Ja.«
»Gut. Dann rufen Sie jetzt die Partisanen zusammen.«
»Verstanden.«
Alkad musterte ihn mit einer Mischung aus Verachtung und Besorgnis. Ihr war nie in den Sinn gekommen, daß die anderen zusammenbrechen könnten. Sie gehörten schließlich alle zur garissanischen Navy. Vor dreißig Jahren war sie überzeugt gewesen, daß es höchstens ein einziges schwaches Glied in der gesamten Kette gab, nämlich sie selbst.
»Ich habe mich ein wenig umgesehen, seit ich angedockt bin«, sagte sie. »Aber ich werde den Rest des Tages in Ihrer Wohnung verbringen. Ich muß mich ein wenig frisch machen, und das ist der einzige Ort, wo ich sicher sein kann, daß Sie niemandem etwas von mir erzählen. Es würde zu viele Fragen nach sich ziehen.«
Ikela gewann etwas von seiner alten Entschlossenheit zurück. »Ich möchte Sie nicht bei mir haben. Meine Tochter lebt bei mir.«
»Und?«
»Ich möchte nicht, daß sie in die Sache hineingezogen wird.«
»Je früher Sie mir mein Raumschiff besorgt haben, desto eher bin ich wieder weg.« Sie warf sich ihren alten Rucksack über die Schulter und marschierte ohne ein weiteres Wort aus dem Büro.
Lomie blickte von ihrem Schreibtisch auf, und Neugier stand auf ihrem hageren Gesicht. Alkad ignorierte die Frau und befahl dem Prozessor des Aufzugs, sie hinunter in die Eingangshalle zu bringen. Die Türen glitten auf und gaben den Blick auf eine junge Frau frei. Sie war Anfang zwanzig und um einiges größer als Mzu, und auf ihrem ringsum kahlgeschorenen Schädel thronte ein Krönchen aus Kraushaar. Alkads
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