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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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geschehen wird.
    – Ja. Also schön. Ich habe über die Fragen nachgedacht, doch was die Antworten angeht, bin ich keinen Schritt weitergekommen. Was die Fragen irrelevant macht.
    – Sehr gut. Ich könnte mich dieser Feststellung anschließen.
    – Sie könnten?
    – Mit einer Ausnahme. Sie mögen irrelevant sein, doch nur für den Augenblick. In diesem Augenblick tut unsere Gesellschaft genau das, was sie in Zeiten der Krise immer getan hat: Sie sucht Zuflucht bei physischer Gewalt, um sich zu verteidigen. Damit habe ich kein Problem. Aber wenn wir wirkliche Fortschritte auf diesem Gebiet erzielen wollen, dann müssen diese Fragen mit einer Dringlichkeit untersucht werden, die ich bisher vermisse. Denn wir müssen sie beantworten. Dies ist eine Wissenslücke, die unsere Existenz im Kern bedroht. Wir müssen die – ich wage es so zu nennen – göttliche Wahrheit finden.
    – Und das erwarten Sie allen Ernstes aus einer Therapiesitzung?
    – Selbstverständlich nicht, meine liebe Syrinx. Wie kommst du nur auf diese Idee? Allerdings bin ich enttäuscht, daß dir die Lösung unseres drängenderen Problems wieder einmal entgangen ist.
    – Welches Problem meinen Sie?
    – Deines. Er schnippte verdrossen mit den Fingern in ihre Richtung, als wäre sie ein unartiges Kind. – Und jetzt konzentriere dich bitte. Du möchtest wieder fliegen, aber du verspürst immer noch ein vollkommen verständliches Zögern in dir.
    – Ja.
    – Jeder will die Antworten auf die Fragen wissen, die ich gestellt habe, aber niemand weiß, wo er danach suchen muß.
    – Ja.
    – Eine Spezies besitzt diese Antworten bereits.
    – Die Kiint? Ich weiß, aber sie haben gesagt, sie würden uns nicht helfen.
    – Das ist inkorrekt. Ich habe die Sens-O-Vis-Aufzeichnung der Dringlichkeitssitzung der Konföderationsversammlung studiert. Botschafter Roulor hat gesagt, die Kiint würden uns nicht bei der Auseinandersetzung helfen, vor der wir stehen. Der Kontext dieser Äußerung war ein wenig doppelsinnig. Hat der Botschafter den physischen Kampf gemeint oder unser Streben nach Wissen?
    – Wir alle wissen, daß die Kiint uns nicht beim Kampf helfen würden. Ergo hat der Botschafter letzteres angesprochen.
    – Eine vernünftige Annahme. Hoffen wir nur, daß die Zukunft der Menschheit nicht durch einen einzelnen falsch interpretierten Satz entschieden wird.
    – Wenn Sie so sicher sind, warum haben Sie dann nicht den Botschafter der Kiint beim Jupiter um eine Klarstellung gebeten?
    – Ich bezweifle, daß selbst ein Botschafter der Kiint die Autorität besitzt, die Art von Information zu enthüllen, nach der wir gegenwärtig streben – ganz gleich, unter welchen Umständen.
    Syrinx stöhnte auf, als ihr dämmerte, was er von ihr wollte. – Ich soll zur Heimatwelt der Kiint fliegen und sie fragen.
    – Wie nett von dir, das anzubieten. Es wird eine Reise mit ein paar Risiken, und du wirst dich dem Unbekannten gegenübersehen. Leider beschränkt sich dieses Unbekannte auf eine rein intellektuelle Ebene, aber es ist ein ehrenhafter Anfang.
    – Und eine gute Therapie?
    – Eine höchst erfreuliche Kombination, findest du nicht? Wäre ich kein Buddhist, würde ich sagen, wir schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe.
    – Vorausgesetzt, der Jupiter-Konsensus billigt diese Reise.
    In den tiefliegenden Augen blitzte ein amüsiertes Lächeln auf. – Es bringt so seine Vorteile mit sich, Gründer der edenitischen Kultur zu sein. Nicht einmal der Konsensus würde mir eine meiner kleinen Bitten ausschlagen.
    Syrinx schloß die Augen und sah zu dem Cheftherapeuten auf, der ihren Blick unsicher und verwirrt erwiderte. Sie bemerkte, daß ihre Lippen zu einem breiten Grinsen verzogen waren.
    – Ist alles in Ordnung? erkundigte sich der Therapeut höflich.
    – Absolut. Sie atmete vorsichtig durch und schwang die Beine über die Bettkante. Das Krankenzimmer war so behaglich und luxuriös, wie man es nur in ihrer Kultur fand. Doch sie war lange genug hier gewesen. Sie sehnte sich nach Abwechslung.
    – Oenone.
    – Ja?
    – Ich hoffe, du hast die Ruhepause genossen, meine Liebe. Wir haben eine lange Reise vor uns.
    – Endlich!
    Es war keine leichte Woche für Ikela gewesen. Die Dorados litten allmählich unter der verhängten zivilen Raumflugquarantäne. Sämtliche Exporte waren zum Erliegen gekommen, und die Asteroiden besaßen nur eine verschwindende interne Ökonomie, kaum imstande, die Hunderte von Industriestationen zu unterstützen, die mit dem Abbau und

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