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Seelengesaenge

Seelengesaenge

Titel: Seelengesaenge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Verhütten des überreichlich vorhandenen Erzes beschäftigt waren. Bald schon würde Ikela die ersten Mitarbeiter in den siebzehn Stationen der T’Opingtu-Gesellschaft entlassen müssen.
    Es war der erste Rückschlag, den die Dorados im Verlauf ihrer dreißigjährigen Geschichte erlebt hatten. Sicher, die Anfänge waren mühsam gewesen, doch sie hatten diejenigen belohnt, die an ihre eigene Zukunft geglaubt und hart dafür gearbeitet hatten. Menschen wie Ikela.
    Er war nach der Vernichtung Garissas hergekommen, genau wie so viele andere, die von dieser Welt vertrieben worden waren. Damals hatte es mehr als genug Geld gegeben, um das Geschäft zu gründen, und es war zusammen mit der florierenden Wirtschaft des Systems bergauf gegangen. Innerhalb von drei Jahrzehnten war er von einem bitterarmen Flüchtling zu einem der führenden Industriellen aufgestiegen, und er hatte eine verantwortliche Position im Regierungsrat der Dorados inne.
    Und jetzt das. Es bedeutete zwar nicht seinen finanziellen Ruin, ganz und gar nicht, doch die Kosten stiegen in alarmierendem Ausmaß an. Die Dorados kannten nichts außer Wachstum und Expansion. Arbeitslosigkeit auf einem der sieben besiedelten Asteroiden war kein Problem gewesen. Menschen, die sich unvermittelt ohne Job und ohne regelmäßige Einkünfte wiederfanden, reagierten nicht gerade ruhig, wenn der Rat tatenlos zusah und die Augen vor dem Problem verschloß.
    Gestern hatte Ikela an einer Sitzung teilgenommen, wo es darum gegangen war, den Beschäftigungslosen Vorschüsse zu zahlen, damit sie die schweren Zeiten überbrücken konnten; eine scheinbar einfache und vernünftige Lösung, bis der Magistrat erklärt hatte, wie schwierig das legal durchzusetzen wäre. Wie immer hatte der Rat sich nicht entschließen können. Nichts war geschehen.
    Heute würde Ikela seine eigenen Entscheidungen treffen müssen, ohne offizielle Absprache. Er wußte, daß er ein Beispiel setzen mußte und seinen Arbeitern einen wenn auch verringerten Lohn zahlen. Es war nicht die Art von Entscheidung, die er jeden Tag traf.
    Er betrat das Vorzimmer der Vorstandsetage ohne rechte Begeisterung für den vor ihm liegenden Tag. Seine persönliche Sekretärin Lomie sprang mit einem gehetzten Ausdruck im Gesicht vom Schreibtisch auf. Ikela war ein wenig überrascht, als er das kleine rote Taschentuch bemerkte, das sie um ihren Knöchel geschlungen hatte. Er hätte nie geglaubt, daß eine besonnene Frau wie Lomie diesem Unsinn Aufmerksamkeit widmen könnte, der in der jüngeren Generation umging.
    »Ich konnte sie nicht abwimmeln, Sir«, sagte Lomie per Datavis. »Es tut mir leid, Sir, aber sie war so energisch, und sie hat behauptet, eine alte Freundin von Ihnen zu sein.«
    Ikela folgte ihrem Blick durch das Empfangszimmer. Eine kleine ältere Frau erhob sich aus einem der Sessel und stellte ihre Kaffeetasse auf einem Beistelltisch ab. Sie hatte einen Rucksack bei sich, der an einem Tragriemen über ihrer Schulter hing. Nur wenige Bewohner der Dorados besaßen eine so schwarze Haut, erst recht eine, die vom Alter so faltig war. Ikela schätzte die Frau auf über sechzig. Ihre Gesichtszüge wirkten irgendwie vertraut; irgend etwas an ihr rührte an seinem Unterbewußtsein. Er startete ein visuelles Such- und Vergleichsprogramm in der persönlichen Datenbank seiner neuralen Nanonik.
    »Hallo Captain«, sagte sie. »Es ist schon eine Weile her.«
    Er wußte nicht, ob das Programm sie zuerst identifizierte, oder ob die Erwähnung seines alten Titels die Erinnerung weckte. »Mzu!« keuchte er. »Dr. Mzu! Heilige Mutter Maria, was tun Sie hier?«
    »Sie wissen ganz genau, was ich hier tue, Captain.«
    »Captain?« fragte Lomie und blickte von einem zum anderen. »Ich wußte gar nicht …«
    Ikela unterbrach sie mit einem herrischen Wink, ohne den Blick auch nur für eine Sekunde von Alkad Mzu abzuwenden, als fürchtete er, sie könnte ihm an die Kehle springen. »Ich bin für niemanden zu sprechen. Sagen Sie alle Termine ab, stellen Sie keine Anrufe durch. Ich möchte unter gar keinen Umständen gestört werden.« Per Datavis sandte er einen Kode an seine Bürotür. »Bitte treten Sie ein, Dr. Mzu.«
    Das Büro besaß nur ein einziges Fenster, ein langes gläsernes Band, das einen Ausblick hinunter in die Biokaverne von Ayacucho gestattete. Alkad betrachtete die Farmen und Parks anerkennend. »Gar nicht schlecht, wenn man bedenkt, daß Sie nur dreißig Jahre Zeit hatten, um all das hier zu bauen. Die Garissaner

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