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Seelenhüter

Seelenhüter

Titel: Seelenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Whitcomb
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auseinander, das Mark floss Blasen werfend hinaus, und ein Schwarm schwarzer Schatten stürzte sich auf die Todestür, aus dem offene Münder in die Luft schnappten, mit abgrundtief schwarzen und pulsierenden Augen.
    Calder schlug die Tür hinter sich zu, erleichtert, wieder auf der Passage zu sein, doch zugleich voller Furcht, dass er die Welt der Lebenden mit diesen bösen Geistern infiziert hatte. Er musste zurück zur Erde gehen und diese von den Verlorenen befreien, sobald seine Gefährten in Sicherheit waren. Zunächst versicherte er sich, dass es den anderen gutging. Rasputin trug den langen schwarzen Mantel, Alexis eine weiße Tunika und schwarze Hosen mit hohen schwarzen Stiefeln. Er hätte ebenso gut dreizehn oder dreiundzwanzig sein können, groß und hochgewachsen, wie er war. Rasputin umarmte ihn fest und murmelte ihm etwas zu.
    Ana trug zu Calders Überraschung kein feierliches Gewand, sondern das schlichte braune Kleid, das er ihr geschenkt hatte. Selbst ihr Haar war unverändert kurz. Die beiden Geschwister strahlten nun ein natürliches himmlisches Licht aus. Kein Schmerz zehrte an ihren Gesichtern, keine Schwäche. Nur das Leben nach dem Leben.
    Calder wollte Ana fragen, ob sie sich an ihn und das erinnerte, was sie zusammen durchgemacht hatten, doch die Todestür war immer noch unverschlossen. Rasch drehte er den Schlüssel im Schloss. Als er versuchte, ihn zurückzuziehen, ertönte ein brechendes Geräusch, und der Schlüssel baumelte wieder an seiner Kette, leichter als zuvor.

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    Teil  VII
    Der Große Fluss
    37.
    D er Schlüssel war abgebrochen, der Bart steckte noch im Schloss. Angst durchströmte Calder.
    »Wir brauchen ihn nicht mehr«, flüsterte Ana. »Wir sind daheim.«
    Er war sich nicht sicher, ob sie recht hatte, doch als er sie anblickte, vergaß er alles um sich herum.
    Sie erhob sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn auf den Mund. In ihren Haaren, ihrem Atem und auf ihrer Haut lagen noch die Gerüche ihrer gemeinsamen Reise – der frische Wind der Nordsee, die Süße der Orangen, der traurige Dampf eines Zuges. Sie schmeckte wie klares Quellwasser nach einem Jahr in der Wüste. Sie war offen und entspannt, nahm wohl an, dass sie von nun an für immer zusammen sein würden. Bevor sie sich wieder auf den Boden stellen konnte, zog Calder sie in seine Arme, doch sein Kuss war verzweifelt, da er wusste, dass ihre gemeinsame Zeit begrenzt war.
    Die Kraft dieses Kusses überwältigte ihn. Er hörte Anas rauhes, kindliches Lachen, als sie kurz Luft holte, und ihm wurde bewusst, dass sie nicht allein waren. Behutsam berührte Ana ihn an der Wange und zeigte ihm ihren blutigen Finger – unerklärlicherweise hatte die Wut der Verlorenen seine wahre Gestalt verletzt. Als er sich von der Zeit, der Schwerkraft und allem anderen, was die Welt der Lebenden ausmachte, löste, schwindelte ihn. Und als er Ana anblickte, überkam ihn eine überwältigende Zuversicht. Sie ließen jede Verlegenheit, jede Logik hinter sich, klammerten sich aneinander und wussten ohne den Hauch eines Zweifels genau, was der andere fühlte, wie es nur Liebende im Himmel können.
    Alexis und Rasputin lächelten zwar gütig, warteten jedoch offensichtlich auf die beiden.
    * * *
    Die Düsternis der Passage währte nur eine Armlänge und mündete sofort in den strahlend hellen Strand des Großen Flusses.
    »Wundervoll«, flüsterte Rasputin.
    »Ist das der Captain?«, fragte Alexis.
    Im seichten Ufergewässer stand der Captain, und seine blauen Roben blähten sich im Wind. Er lächelte, als ob nie etwas Ungewöhnliches passiert wäre. Calder wusste nicht, wessen Vorstellung eines Schiffes gleich erscheinen würde, doch hinter dem Captain lag die
Comhartha Ó Dia
mit gesetzten Segeln.
    »Ja, das ist er«, antwortete Calder und zwang sich, die anderen so gemessen anzuführen, wie er es am Ende jeder anderen Durchquerung der Passage auch getan hätte.
    Der Captain blickte von Rasputin zu Alexis zu Ana zu Calder, der so sehr zitterte, dass er kein Wort hervorbrachte.
    »Ich übergebe hiermit diese Seelen in deine Obhut.«
    »Von nun an werde ich sie begleiten«, erwiderte der Captain. »Gott sei mit dir.«
    »Und mit dir.«
    Calder fiel auf die Füße, vom Gewicht seiner Schuld niedergedrückt. »Ich habe meine Gebote gebrochen.«
    »Was sind deine Sünden?«, fragte der Captain.
    Calder war sich sicher, dass er ihm leicht ins Herz schauen konnte, dennoch sprach er sie laut aus. »Ich habe meine Pflichten

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