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Seelenhüter

Seelenhüter

Titel: Seelenhüter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Whitcomb
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ihrer Seite sein.«
    Calder wollte aufstehen, seine Hand ergreifen, doch er hielt den Jungen in seinen Armen. Da war Nagorny auch schon verschwunden.
    Ana nahm Calders freie Hand und hielt sie fest.
    * * *
    Der Seelenhüter schreckte überrascht auf, als Rasputins große Gestalt erschien, an Stirn und Brust des Jungen gepresst. Weder der Geruch nach verbranntem Haar noch schwarzer Nebel begleitete ihn. »Mein Kleiner«, flüsterte er Alexis zu. »Hör auf meine Stimme.«
    Der Junge bewegte sich nicht.
    Calder war nervös, wusste nicht, ob er der Freundlichkeit des Russen vertrauen konnte. »Ich glaube nicht, dass er dich hört«, sagte er.
    Rasputins Augen waren traurig und klar. »Dann bist du meine Stimme.« Er tätschelte den Kopf des Jungen, konnte ihn jedoch nicht berühren. »Schließ die Augen, mein Lieber.«
    Calder sprach zu Alexis, auch wenn er sich nicht sicher war, wie viel der Junge von seiner Umgebung wahrnahm. »Alexis, Vater Grigori möchte, dass du die Augen schließt.«
    Ana zuckte bei dem Namen zusammen, doch sie schwieg.
    »Atme ein, und Gott wird dich heilen«, sagte Rasputin mit tiefer, beruhigender Stimme.
    »Atme ein, und Gott wird dich heilen«, wiederholte Calder.
    Der Junge atmete langsam ein.
    »Atme aus, und der Schmerz wird sich zurückziehen«, sagte Rasputin.
    »Atme aus …«, begann Calder.
    »… und der Schmerz wird sich zurückziehen«, flüsterte Alexis.
    Rasputin wartete. Der Junge nahm drei lange und vorsichtige Atemzüge, bevor er sich aufsetzte und nach seinem alten Freund suchte.
    Auf einmal lehnte sich Rasputin näher zu Calder. »Sei schnell, bevor sie euch finden«, flüsterte er, als ob in der Nähe lauernde Dämonen ihn hören könnten. »Stiehl mich von diesem Ort zurück.«
    »Bist du allein?« Rasputin verstand die Botschaft dahinter:
Bist du an andere verlorene Seelen gefesselt?
    »Ja, nur ich bin hier. Beeil dich.«
    Calder sagte zu Ana: »Hab bitte keine Angst. Ich muss diesen Körper zurückgeben.«
    Sie war trotzdem fast panisch vor Angst. »Bitte lass uns nicht hier zurück.«
    »Keine Sorge.« Calder wusste, dass er ein Risiko einging – Rasputin hatte ihn schon mal belogen, doch er stand auf, nahm die Kette vom Hals, umfasste den Schlüssel und streckte Rasputin die Hand hin.
    »Was tust du da?«, fragte der Junge.
    Rasputin stand Calder gegenüber und legte seine Hand auf die Faust mit dem Schlüssel. Kälte stieg an Calders Arm empor bis in seine Brust. Er schloss die Augen und ließ sich rückwärts gen Waldboden fallen. Ana schrie laut auf. Mit einem Ruck, der von der Hand übers Rückgrat bis in die Beine ging, fühlte Calder, wie Rasputins Geistergewicht – die Schwere seiner Seele und Energie – eine Verbindung zwischen ihnen herstellte. Er kam federleicht auf dem Boden auf und schien gleich wieder nach oben zu prallen. Nur seine Hand verband ihn noch mit dem Körper, in dem er für so viele Wochen gelebt hatte. Vor ihm lagen die sterblichen Überreste von Rasputin, nun wieder mit seiner Seele vereinigt, und blickten verwundert zu Calder auf. Der nahm zwar nicht länger Raum auf der Erde ein, war aber immer noch präsent. Glücklicherweise hielt er den Schlüssel noch in der Hand.
    Ana starrte mit offenem Mund auf den Körper, denn für ihre Augen war Calder zu Vater Grigori geworden. Der Seelenhüter gab Rasputins Hand frei, und sofort wand der alte Körper sich, als Rasputin um Atem rang. Er war verbraucht, konnte nicht mehr gerettet werden. Calder bot seine Geisterhand daher Rasputins Seele.
    »Versuch nicht, das Fleisch wiederzubeleben. Komm heraus«, sagte Calder.
    Rasputins Seele torkelte aus dem Körper und packte die Hand. Als Calder ihn in die Freiheit zog, erschlaffte der Körper am Boden – die Augen waren nicht mehr dämonisch, sondern endlich tot.
    Zu Calders Erleichterung konnte Ana ihn noch sehen – vielleicht nicht so deutlich wie bisher, aber immerhin so klar wie damals am Sterbebett ihres Bruders. Sie sprang auf, wollte nach seiner Hand greifen, und als ihre Finger durch seine hindurchglitten, schnappte sie erschrocken nach Luft.
    »Ich bin immer noch hier«, erklärte Calder, doch sie trat einen Schritt zurück, setzte sich ins Laub und begann zu weinen. Alexis kroch zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schultern. Auch er konnte Calder offensichtlich sehen.
    »Er ist ja nicht tot«, versuchte der Junge seine Schwester zu beruhigen. »Oder wir sind am Leben. Wir sind alle immer noch hier.«
    Calder fühlte sich

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