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Seelennacht

Seelennacht

Titel: Seelennacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kelley Armstrong
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Antworten liefern konnte. Meine Mom hatte sie mir geschenkt, damals, als ich als Kind Schreckgespenster gesehen hatte – Geister, wie ich inzwischen wusste. Sie hatte gesagt, der Anhänger würde sie fernhalten, und er hatte es getan. Ich war immer davon ausgegangen, dass mein Dad recht hatte und die Wirkung eher psychologischer Natur war – ich hatte daran geglaubt, also hatte es funktioniert. Inzwischen war ich mir nicht mehr so sicher.
    Hatte meine Mom gewusst, dass ich eine Nekromantin war? Wenn das Nekromantenblut aus ihrer Familie stammte, musste sie es gewusst haben. Sollte der Anhänger wirkliche Geister fernhalten? Wenn das der Fall war, dann mussten seine Kräfte nachgelassen haben. Tatsächlich sah er sogar verblasst aus … Ich hätte schwören können, dass das leuchtende Rot des Edelsteins einen Purpurton angenommen hatte. Eins aber tat er nicht, nämlich meine Fragen beantworten. Das würde ich wohl selbst erledigen müssen.
    Ich hängte mir die Kette wieder um den Hals. Was Dr. Davidoff und die anderen auch von mir wollten, es konnte nichts Gutes sein. Denn wenn man Leuten helfen will, sperrt man sie nicht als Erstes einfach mal ein.
    Ich würde ihnen mit Sicherheit nicht sagen, wo sie Simon finden konnten. Wenn Simon Insulin brauchte, würde Derek es ihm besorgen, selbst wenn er zu diesem Zweck in eine Apotheke einbrechen musste.
    Ich musste mich darauf konzentrieren, Rae und mich hier rauszubringen. Aber dies war nicht Lyle House, wo die einzige Barriere zwischen uns und der Freiheit eine Alarmanlage gewesen war. Das Zimmer hier mochte aussehen, als gehörte es in ein gemütliches Hotel – ein Doppelbett, Teppichboden, ein Sessel, ein Schreibtisch, ein eigenes Bad –, aber es gab kein Fenster, und die Tür hatte an der Innenseite keinen Knauf.
    Ich hatte gehofft, Liz würde mir bei der Flucht helfen. In Lyle House hatten wir uns das Zimmer geteilt, aber Liz hatte es nicht lebend ins Freie geschafft. Als ich mich dann hier wiedergefunden hatte, hatte ich in der Hoffnung, sie würde mir einen Weg hier raus zeigen können, versucht, ihren Geist zu beschwören. Dabei hatte es nur ein klitzekleines Problem gegeben: Liz hatte noch nicht gewusst, dass sie tot war. Ich hatte versucht, es ihr so behutsam wie möglich beizubringen, aber sie war ausgerastet, hatte mich beschuldigt, sie anzulügen, und war verschwunden.
    Vielleicht hatte sie inzwischen Zeit gehabt, sich zu beruhigen? Ich bezweifelte es, konnte aber nicht länger warten. Ich musste versuchen, sie erneut zu beschwören.

[home]
3
    I ch bereitete also meine Séance vor. Unter dem Gesichtspunkt einer möglichen Filmszene betrachtet, war sie so lahm, dass ich sie niemals einem Publikum zugemutet hätte. Keine flackernden Kerzen, die unheimliche Schatten über die Wände tanzen ließen, keine verrotteten Schädel, die einen Ritualkreis markierten, keine Kelche, gefüllt mit etwas, von dem der Zuschauer zwar annehmen musste, es sei Rotwein, insgeheim aber hoffte, es wäre Blut.
    Verwendeten erfahrene Nekromanten solches Zeug? Kerzen und Weihrauch? Nach dem wenigen, was ich über die paranormale Welt erfahren hatte, war manches von dem, was man in Filmen zu sehen bekam, wahr. Vielleicht hatten die Leute irgendwann vor langer Zeit über Hexen und Nekromanten und Werwölfe Bescheid gewusst, so dass die Geschichten in ihrem Kern eigentlich auf lang vergessene Wahrheiten zurückgehen.
    Meine Methode – wenn man es überhaupt eine nennen konnte, denn ich hatte sie erst zwei Mal verwendet – basierte auf ein paar Experimenten und einigen widerwillig gegebenen Tipps von Derek. Derek ist ein Typ, der sich mit seinen sechzehn Jahren auf Hochschulniveau selbst bildet und dem es unglaublich wichtig ist, Tatsachen zweifelsfrei zu belegen. Und wenn er sich einer Sache nicht sicher ist, zieht er es vor, den Mund zu halten. Aber nachdem ich immer wieder nachgebohrt hatte, hatte er mir erzählt, dass Nekromanten Geister entweder am Grab selbst beschwören oder indem sie irgendetwas Persönliches von ihnen einsetzen. In meinem Fall war es Liz’ Kapuzenshirt, das ich in den Händen hielt, während ich im Schneidersitz auf dem Teppich saß und mir vorstellte, wie ich Liz aus ihrer Zwischenwelt herauszog. Zunächst versuchte ich es nicht allzu sehr, denn als ich das letzte Mal meine gesamte Energie in den Versuch gelegt hatte, einen Geist zu beschwören, hatte ich zwei geradewegs in ihre verscharrten Leichen zurückgerufen. Im Moment hielt ich mich zwar

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