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Seelenschacher

Seelenschacher

Titel: Seelenschacher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Mucha
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weil ich sowohl die Schauberger als auch dich in den Fall reinschleusen konnte.«
    »Ohne dass deine Partner Verdacht schöpfen würden, dass du gegen sie spielen könntest.«
    »Genau. Ich hatte nur ein wenig Angst, dass du selbst auf die Verbindung kommen könntest. Vor allem, nachdem du mir beim Stopfer erzählt hattest, dass es nur zwei Kreditnehmer gibt.«
    »Wieder einmal waren da zu viele Bäume im Wald, für mich auf jeden Fall. Was mich aber noch mehr ärgert, ist, dass ich dich unterschätzt habe.«
    »Du solltest mehr Chandler lesen. Der Auftraggeber ist immer der Böse.«
    »Die Dinge, die direkt vor der eigenen Nase liegen, die übersieht man immer.«
    »Warum aber dein Interesse an der Maschine?«
    »Komm, Arno, das verstehst du nicht? Ich bin doch ein wenig enttäuscht.«
    »Ich bin müde, verrat’s mir einfach. Wirtschaftliches Interesse kann keines dahinterstecken, wenn das Ding funktioniert, ist es eine Art perpetuum mobile, und auf so etwas kann man kein Patent anmelden. Auch nicht, wenn’s funktioniert, jeder Bastler könnte es kopieren.«
    »Richtig. Die Maschine erzeugt Strom. Sehr wenig, aber gleichmäßig. Anscheinend unbegrenzt, was sie zu einer Art perpetuum mobile macht. Das aber widerspricht dem Energieerhaltungssatz, nach dem die Summe der Energie im Universum konstant ist.«
    »Wenn die Maschine funktioniert, bleibt also nur eine Möglichkeit übrig: Das Universum muss unendlich sein.«
    »Genau. Das aber ist unmöglich, da nur Gott unendlich ist, die Schöpfung aber endlich. Sonst wären wir beim Pantheismus und damit bei der Gottlosigkeit.«
    »Wenn also die Maschine funktioniert, dann ist das quasi eine Art Anti-Gottesbeweis.«
    »So kann man es auch sehen. Ich sehe es allerdings so: Die Maschine ist das Böse. Wenn sie für etwas ein Beweis ist, dann für die Existenz des Gegenspielers. Da Gott die erste, unbewegte Ursache ist, auf der alles ruht und durch die alles ins Sein tritt, kann jeder Beweis von der Nichtexistenz Gottes nur eine Täuschung des Verführers sein.«
    »Sozusagen ein zweiter Apfel.«
    »Sehr schön gesehen. Ich dachte immer mehr an ein zweites goldenes Kalb, aber der Apfel trifft es besser. Wir haben nur verhindert, dass die Menschheit, nachdem sie sich selbst des Paradieses verwiesen hat, nun auch noch ihrer zweiten Heimat verlustig geht. Arno, diese Maschine ist das Böse, innerhalb weniger Tage hat sie fünf Opfer gefordert. Ich kenne ihre Geschichte besser als du, diese fünf sind nur Tropfen, verglichen mit denen, die schon gestorben sind und die noch sterben würden.«
    »Aber der Tod von Menschen hat euch doch nie so gekümmert. Ihr seid keine Humanisten. Solange die Seele gerettet ist, ist alles andere zweitrangig.«
    »Wer an diese Maschine, deren reine Existenz schon ein Anathema ist, seine Seele verliert, der verliert sie auch vor Gott in Ewigkeit. Wer mit dieser Maschine in Kontakt kommt, der spielt ein Spiel, bei dem er seine Seele als Pfand einsetzt. Aus kleinlicher, hartnäckiger Gewinnsucht. Meist ohne es auch nur zu ahnen.« Erich bekreuzigte sich.
    »Neumann ist also einer deiner Männer.«
    »Nein, er ist ein einfacher, alter Mann, der von nichts weiß und der deshalb nicht in Gefahr ist. Er wird beobachtet, und da er keine Kinder hat, wird nach seinem Tod alles der Kirche zufallen. Wir haben so viel Zeit zu warten.«
    »Jetzt, was hast du mit mir vor, nachdem ich dir die Akte gegeben habe?«
    »Keine Sorge. Wir behalten dich im Auge, solange du dich ruhig verhältst, wird dir nichts geschehen. Aber vergiss die Maschine.«
    »Wenn Neumann keiner deiner Leute ist, wie bist du dann auf die Sache draufgekommen?«
    »Über die Jahrhunderte sind Menschen immer wieder dem Versucher und seinen Einflüsterern erlegen, wir halten seit jeher unsere Augen offen. Gleich, ob es sich um Alchimisten, Philosophen oder Theosophen handelt, die Kirche sieht alles.«
    »Ich habe nur noch eine Bitte.«
    »Lass hören.«
    »Eine alte Dame, deren Sohn wieder im Gefängnis sitzt, kümmer dich um sie.«
    »In der Holochergasse?«
    »Genau.«
    »Soll sein. Und jetzt sei so gut und gib mir die Papiere, es ist schon spät und ich bin müde.«
    Zwei Minuten später saß ich allein in meinem Büro. Ganz allein. Die Fliege war verschwunden.

V
    Die Nacht schlief ich durch, ohne einmal aufzuwachen. Mit den Millionen war auch die Anspannung vollständig verflogen. Der Verzicht auf das Geld hatte fast einen kathartischen Effekt. Zum ersten Mal hatte ich erlebt, dass auch

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