Seelentausch - Ein dunkles Familiengeheimnis (German Edition)
frühstücken? Von dort kann man den See in seiner vollen Größe sehen.«
Endlich kam Leben in seine Freundin.
»Du redest zu viel«, stellte Maren fest, während sich ihr Körper langsam zu ihm umdrehte. Ihre Stimme klang so heiser, als hätte sie die ganze Nacht über gesungen. Ihre Lider waren geschlossen, als sie ihm schließlich ihr Gesicht zuwandte. Sie legte den Zeigefinger auf die Lippen und zischelte.
»Was?«, fragte er fast flüsternd.
»Genieße es«, flüsterte sie zurück.
»Was denn?«
»Deine letzten Sekunden.«
Maren öffnete die Augen und starrte ihn mit rot glühenden Pupillen an.
Peter wich einen Schritt zurück und japste überrascht auf.
»Was … was«, stotterte er unbeholfen und merkte, wie ihm alle möglichen Gedanken durch den Kopf schwirrten. Aber keiner war greifbar, alle entschwanden sofort wieder. Er bekam überhaupt nicht mit, wie Maren ihren Arm ausstreckte und zur Fensterbank griff. Erst als die Sonne sich in der Edelstahlklinge spiegelte, wurde ihm bewusst, dass sie ein Messer in der Hand hielt.
Peter hatte noch Zeit zu denken, dass das Ding enorme Ähnlichkeit mit Lackners Attentatswerkzeug aufwies, als ein stechender Schmerz in seinem Oberschenkel aufloderte. Ihm wurde schlagartig heiß. Das Schwindelgefühl folgte nur wenige Augenblicke später. Peter riss den Kopf herunter und sah, dass die Klinge ziemlich weit oben im rechten Bein steckte, genau in Höhe seiner empfindlichsten Teile. Hätte Maren ihn eine Handbreit weiter links getroffen, hätte er sich nie wieder Gedanken über eine Erektion machen müssen.
»Daneben«, stellte Maren achselzuckend fest, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »So ein Ärger. Dann probieren wir es eben noch einmal.«
Sie spannte die Armmuskeln an und riss das Messer aus seinem Fleisch. Dieser Schmerz war um ein Vielfaches schlimmer. Peter schrie auf, fiel zurück und landete geradewegs auf dem Bett hinter ihm.
Langsam kam seine Freundin näher.
Seine besessene Freundin.
Maren grinste breit, ihre Augen leuchteten fast so stark wie eine rote Verkehrsampel. Als sie unmittelbar vor dem Bett stand, hob Maren den Arm in die Höhe. Ihre Hände umklammerten den Griff des Messers mit solch einer Kraft, dass er die Muskeln sehen konnte, die an den Oberarmen leicht hervortraten.
Als das Messer diesmal nach unten sauste, reagierte Peter blitzschnell. Er rollte sich vom Bett ab und landete auf dem Boden. Mit einem dumpfen Ratschen bohrte sich die Klinge in die Matratze.
Maren brüllte ärgerlich auf. Dieser Laut hatte kaum mehr etwas Menschliches an sich.
Wie hatte sich der Hauptmann in Marens Bewusstsein schleichen können? Wann war das geschehen?
Während Maren verzweifelt an der Klinge zog, die einfach nicht aus der Matratze kommen wollte, robbte Peter in Richtung Tisch.
Ihm kam eine Idee.
»Maren, bist du da irgendwo?«, fragte er, während sich ein beißender Schmerz durch sein Bein bohrte. Statt einer Antwort schnaufte Maren nur. Er riskierte einen Blick zurück und sah sie noch immer über dem Messer gebeugt stehen. Die Klinge kam nicht heraus. Womöglich hatte die Spitze sich tief in den Lattenrost gebohrt. Maren hatte mit ziemlicher Wucht zugestochen.
Er konzentrierte sich auf seinen kurzen Weg zu dem viereckigen Birkenholztisch. Dort lagen seine Kleider. Erneut fragte Peter sich, wie der Hauptmann in Marens Verstand gekommen war. Das Monster war doch schon tot gewesen, als sie den Hügel verlassen hatten. Oder etwa nicht?
Seine Finger berührten bereits das helle Tischbein, als sich ein Gewicht auf seinen Rücken legte. Maren hatte sich auf ihn gesetzt. Zwei Hände schlossen sich um seinen Hals und drückten zu.
»Dann erdrossele ich dich eben«, knurrte Maren. »Macht ja auch viel mehr Spaß.«
Peter musste würgen, als sein Kehlkopf nach innen gepresst wurde. Er bäumte sich auf und hob den Oberkörper an. Maren mochte kräftig sein, besonders schwer war seine Freundin glücklicherweise nicht.
Sie keuchte überrascht auf, und für wenige Momente lockerte sich der Griff um seinen Hals. Aus den Augenwinkeln heraus bekam er mit, wie sie von seinem Rücken herunterglitt wie von einem unbändigen Pferd. Schnell langte Peter nach seiner Jacke. Die Wunde am Oberschenkel brannte, als wäre die Haut mit ätzendem Öl abgetupft worden. Mit zittrigen Händen fuchtelte Peter an der Brusttasche herum.
Dann war Maren wieder über ihm. Jetzt kniete sie auf seinem Rücken wie auf einem Gebetsteppich. Er konnte sich überhaupt nicht
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