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Seelenverkäufer

Seelenverkäufer

Titel: Seelenverkäufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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kleine Viertelstunde vergehen, bevor ich anklopfte und die Klinke herunterdrückte. Aber die Tür war verschlossen, und im gleichen Augenblick kam auch schon von innen ein so wütender Anschnauzer, daß ich gleich einen Schritt zurücksprang.
    »Ich bin’s doch, Herr Johnen!«
    »Wer, zum Teufel, ist da?«
    »Pitt Tümmler!« schrie ich.
    »Wer ist Tümmler?« schrie er zurück.
    »Na, Gottsdonner, wir heißen Tümmler, und ich bin der Sohn davon.«
    »Raus!« brüllte er, obwohl ich doch überhaupt nicht im Zimmer war, aber ich ließ mich nicht einschüchtern, denn Teufel noch einmal, wie kam der Kerl dazu, mich in unserer Wohnung wie einen nassen Sack anzupfeifen!
    »Ich bringe den Meldezettel, Herr Johnen«, rief ich ihm durch die Tür zu, »den müssen Sie ausfüllen. Und außerdem läßt meine Mutter fragen, ob Sie zum Frühstück Kaffee oder Kakao haben wollen.«
    »Ein ruhiges Haus!« schnaubte er wütend. »Wie im Grab! Mein Gott, gibt es denn auf der ganzen Welt keinen Ort, wo man wenigstens für fünf Minuten Ruhe finden kann?« Und dann öffnete er die Tür, aber nur spaltbreit, und streckte mir die Hand entgegen: »Also, her mit dem verdammten Meldezettel!« Doch kaum hatte er das Formular in Empfang genommen, hielt er mir den Zettel auch schon wieder unter die Nase: »Weshalb ist da noch nichts unterschrieben?« bellte er mich an. »Los, laß deinen Vater unterschreiben, dann werde ich den Zettel ausfüllen, aber nicht eher!«
    »Und was ist mit Kaffee oder Kakao?« fragte ich rasch, weil er die Tür schon wieder zudrückte.
    »Also, schick mir deine Mutter«, sagte er in einem Tonfall, als wäre ich sein Henkersknecht, der ihm gerade die Daumenschrauben fester anzog.
    »Wie Sie wünschen, Herr Johnen«, sagte ich wütend und lief in den Laden, um die Mutter zu holen und Vater den Meldezettel unterschreiben zu lassen. Ich sagte ihnen dabei gleich ganz offen meine Meinung, daß wir von diesem Mieter nur Ärger zu erwarten hätten und daß es am gescheitesten wäre, ihn sofort rauszuschmeißen. Mutter, die gerade Kartoffeln sortierte, wischte sich die Hände an der Schürze ab und ging wortlos nach hinten.
    »Wisch sie nur sauber«, brummte ich, »aber bilde dir bloß nicht ein, daß der Kerl dir die Hand geben wird.« Aber schon klopfte Mutter an die Tür zum roten Zimmer und nannte ihren Namen.
    »Ah, Sie sind es, liebe Frau Tümmler«, sagte der C. B. von innen mit ganz sanfter Stimme, so daß Mutter mir einen Blick zuwarf, als wollte sie fragen: Was hast du eigentlich gegen diesen netten Menschen?
    »Entschuldigen Sie, daß ich Sie nicht einlasse«, fuhr er fort, »aber ich bin noch nicht angezogen.« Das war glatt gelogen, denn so viel hatte ich auch durch den Türspalt gesehen, daß er einen braunen Anzug anhatte.
    »Doch da Sie nun schon einmal hier sind, verehrte Frau Tümmler«, fuhr er fort, »möchte ich es nicht versäumen, einige Punkte in unserem Mietverhältnis ein für allemal klarzustellen. Sie müssen nämlich verstehen, daß ich hier mit einer sehr wichtigen Arbeit beschäftigt bin, ja, und daß mich jede Störung für Stunden aus dem Konzept bringt. Dadurch verliere ich nicht nur kostbare Zeit, sondern leider auch meine Nerven. So ist das, genau so! Und deshalb muß ich Sie also herzlich darum bitten, mich nicht zu stören! Jawohl, nichts ist mir so wichtig wie völlige Ruhe, und nur ein Feuer in diesem Hause oder akute Einsturzgefahr könnten mich dazu bringen, meine Arbeit zu unterbrechen. Aber sonst nichts! Sonst gar nichts!! Und Sie brauchen mir auch nichts zu besorgen. Mein Bett mache ich selbst, und mit Waschwasser versorge ich mich auch allein. Somit wären wir uns also hoffentlich einig!«
    Meine Mutter strich mit zitternden Fingern über ihre Schürze. »Aber alle acht oder vierzehn Tage wird man bei Ihnen doch wohl saubermachen müssen, Herr Johnen!« sagte sie ganz verstört.
    »Ich bezahle Ihnen den Dreck, den ich hier mache!« brüllte der C. B. meine Mutter durch die Tür an, »ich wiege Ihnen den Dreck, der sich hier ansammeln sollte, mit Gold auf! Mit Gold und Diamanten! Nur lassen Sie mir meine Ruhe! Zum Teufel, weshalb haben Sie es mir nicht gleich gesagt, daß es auch hier wie in der Hölle zugeht und ich gehetzt werde und nicht zur Arbeit komme!« Und in dieser Tonart ging es noch lange weiter; es war ein richtiger Haßausbruch gegen die Sauberkeit, auf die sich meine Mutter am meisten zugute hielt, daß es nämlich bei ihr immer wie geleckt aussah. Sie stand wie

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