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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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Zusammenfassung von Jugend, dachte er. Geträumte Mysterien. Und wieder auch nicht. Jetzt setzte sie sich auf den Stuhl. Seit jenem Sommer habe ich sie nie wiedergesehen. Das ist auch ein Mysterium. Jetzt sagte sie etwas.
    »Du hast dich an meinen Namen erinnert, Erik?«
    »Ja. Als du ihn genannt hast, habe ich mich erinnert.«
    Er sah, dass sie etwas sagen wollte, jedoch verstummte und neu ansetzte: »Erinnerst du dich, dass wir damals über meinen Großvater gesprochen haben?«
    »Ja.«
    Das stimmt. Jetzt erinnere ich mich an ihren Großvater. Sogar an seinen Namen.
    »John«, sagte Winter, »John Osvald.«
    »Du weißt es also noch.«
    »Der Name unterscheidet sich nicht sehr von deinem.«
    Sie lächelte nicht, in diesem Gesicht gab es kein Lächeln, und auch daran erinnerte er sich, an den Ausdruck.
    »Wie ich dir damals erzählte, ist er während des Krieges verschwunden.«
    »Ja. Es war . Dein Großvater hat während des Krieges Schutz in einem englischen Hafen gefunden. Ich erinnere mich, dass du es mir erzählt hast. Und dass er . später auf dem Meer verschwunden ist, vom Fischen nicht zurückgekehrt ist . in England.«
    »Schottland. Er war in Schottland. Sie mussten einige Zeit in Aberdeen verbringen.«
    »Schottland.«
    »Mein Vater war noch kein Jahr alt, als er . abfuhr«, sagte sie. »Das letzte Mal. Das war im Herbst 1939.«
    Winter schwieg. Auch daran erinnerte er sich. Ihre Tränen, die auf seiner Schulter gebrannt hatten. War es so gewesen? Ja. Er hatte es gespürt. Damals hatte sie davon erzählt und hatte immer noch Tränen. Vielleicht waren es vor allem die Tränen ihres Vaters. Er verstand sie, aber er begriff es nicht richtig, damals nicht. Jetzt wäre es anders, wenn sie es ihm jetzt erzählte. Er war jetzt ein anderer.
    »Sein Bruder war noch nicht geboren, als sie die . letzte Reise unternahmen. Er wurde drei Monate später geboren.«
    Ein Bruder. An einen Bruder konnte er sich nicht erinnern. Sie hatten über keinen Bruder gesprochen.
    »Er ist mit vier an der englischen Krankheit gestorben«, sagte Johanna Osvald. »Mein kleiner Onkel.«
    Plötzlich öffnete sie den kleinen Rucksack, den sie auf dem Rücken getragen hatte, und nahm einen Brief hervor.
    Sie hielt ihn hoch, irgendwie abwartend. Auf Abstand. Sie hielt Abstand zu diesem Brief. So etwas hatte Winter schon viele Male gesehen. Briefe, die Menschen wie fremde Vögel zugeflogen waren, schwarze Vögel. Briefe mit Botschaften, die niemand haben wollte. Manchmal kamen die Adressaten zu ihm mit den Botschaften. Wer hatte gesagt, dass sie sie haben wollten?
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Ein Brief«, antwortete sie.
    »Das sehe ich«, sagte er und lächelte. Vielleicht lächelte sie auch, aber vielleicht war es auch nur das Sonnenlicht, das unberechenbar im Zimmer aufflackerte und wieder verschwand. Der Altweibersommer da draußen begann sich Sorgen wegen seiner Zukunft zu machen.
    »Es ist ein Brief gekommen«, sagte sie, »von dort. Dieser Brief.«
    »Aus Schottland?«
    Sie nickte, beugte sich vor und legte den Umschlag vor ihn auf den Schreibtisch.
    »Er ist in Inverness abgestempelt.«
    »Mhm.«
    »Auf der Rückseite steht kein Absender.«
    »Ist er unterschrieben?«
    »Nein. Mach mal auf, dann wirst du es sehen.«
    »Kein weißes Pulver?«, fragte Winter.
    Vielleicht lächelte sie.
    »Kein Pulver.«
    Er zog den Brief aus dem Umschlag. Das Papier war liniert, dünn und billig, es schien aus einem normalen Notizblock gerissen zu sein. Die Wörter waren in Großbuchstaben geschrieben, zwei Zeilen auf Englisch:
    THINGS ARE NOT WHAT THEY LOOK LIKE. JOHN OSWALD IS NOT WHAT HE SEEMS TO BE.
    Winter musterte die Vorderseite des Umschlages. Eine Briefmarke mit der britischen Monarchin. Ein Stempel. Eine Adresse:
    OSWALD FAMILY GOTHENBURG ARCHIPELAGO
    SWEDEN
    »Er ist bei euch angekommen«, sagte er und sah Johanna Osvald an, »bei euch draußen in den Schären.«
    »In der Postsortierstelle gibt es tüchtige Leute.«
    »Der Name ist falsch geschrieben«, sagte Winter.
    »Das ist wohl die englische Variante«, antwortete sie.
    Winter las die Nachricht noch einmal. Die Dinge sind nicht so, wie sie zu sein scheinen. Nein, dessen war er sich bewusst, das war fast eine Zusammenfassung seiner Meinung über die Fahndungsarbeit. John Oswald ist nicht der, der er zu sein scheint. Zu sein scheint. Er wird für tot gehalten. Ist er nicht tot?
    »Er ist nie offiziell für tot erklärt worden«, sagte sie, ohne dass er gefragt hatte. »Jedenfalls

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