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Segel aus Stein

Segel aus Stein

Titel: Segel aus Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ake Edwardson
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schien im Nebel davonzumarschieren, oder es floss davon. Es ist wie ein Schlachtschiff, dachte sie. Wie eine bewegte Zeichnung, ein Film.
    Plötzlich dachte sie an Pink Floyd, Another Brich In The Wall. Hier umschlossen die Mauern Menschen, führten sie hinein in den Nebel.
    We don't need no education.
    Aber genau das brauchen alle. Ausbildung. Eine Sprache. Kommunikation, dachte sie.
    Sie parkte in einer der Monatsstraßen, vielleicht im Frühling, vielleicht im Herbst. Sie sah kein Straßenschild. Sie ging auf eine der Mauern zu. Dahinter wohnte Anette Lindsten. Der Name passte irgendwie hierher, in dieses Milieu. Lindsten. Das war ein sehr schwedischer Name, zusammengesetzt aus Naturdingen. So ist es mit den meisten schwedischen Namen, dachte sie. Alle haben mit der Natur zu tun. Etwas Weiches, Leichtes, verbunden mit etwas Hartem, Schwerem. Linde und Stein. Etwas . Zusammengesetztes. Wie die schwebenden Häuser. Steine im Wind.
    Sie dachte an die Augen in der Türöffnung, sie waren auch wie Stein gewesen. Hatte sie mit ihrem Mann gesprochen?
    Wirklich ein Gespräch mit ihm gehabt? War das möglich? Hatte er eine Sprache? Eine Sprache, in der er sprechen konnte? Aneta Djanali wusste eins: Wem die Fähigkeit fehlte sich auszudrücken, der griff oft zu Gewalt. Die Wörter wurden durch Fäuste ersetzt. Auf diese Weise war die Gewalt die äußerste Form von Kommunikation, die extreme, die entsetzlichste.
    Hatte er Anette geschlagen? Hatte er sie überhaupt bedroht? Wer war »er« eigentlich? Und wer war sie?
    Aneta Djanali ging durch die offen stehenden Türen, die festgehakt waren. Draußen parkte ein Pick-up, der gemietet zu sein schien. Unter dem Verdeck der Ladefläche schauten die Ecke von einem Sofa, zwei Korbstühle, eine Kommode hervor. Eine Papiertüte mit Grünpflanzen. Jemand zieht aus oder ein, dachte sie.
    Ein Mann in den Sechzigern kam mit einer Umzugskiste aus dem Fahrstuhl, ging an ihr vorbei und stellte die Kiste auf die Ladefläche. Jemand zieht aus, dachte sie.
    Der Mann ging zurück in den Fahrstuhl, wo sie mit geöffneter Tür wartete.
    »Fünfter Stock für mich bitte«, sagte er.
    »Dahin will ich auch«, sagte sie und drückte auf den Knopf.
    Im fünften Stock gab es drei Wohnungen. Als sie das Treppenhaus betraten, sah sie, dass die Tür zu Anette Lindstens Wohnung weit offen stand.
    Was für ein Unterschied zu vorher.
    Sie begriff, dass die Frau gerade auszog.
    Der Mann ging in die Wohnung. Sie sah Kartons im Flur, Kleidung an Bügeln, mehr Stühle. Einige aufgerollte Teppiche. Sie hörte leise Musik, ein Radio, eingestellt auf einen der lokalen Werbesender. Britney Spears. Immer Britney Spears.
    Aneta Djanali zögerte an der Tür. Sollte sie klingeln oder rufen? Der Mann hatte sich drinnen im Flur umgedreht. Sie sah in die Küche, die schon ganz leer wirkte. Eine andere Person konnte sie nicht entdecken.
    »Ja?«, sagte der Mann. »Kann ich Ihnen helfen?«
    Er war nicht unfreundlich. Er sah müde aus, aber die Müdigkeit schien nicht von der Schlepperei zu kommen. Seine Haare waren ganz weiß, und sie hatte Schweiß auf seinem Hemdrücken gesehen, wie ein schwaches V-Zeichen.
    »Ich wollte zu Anette Lindsten«, sagte sie.
    Ein jüngerer Mann kam aus einem Zimmer mit einem schwarzen Plastiksack, aus dem Bettzeug herausschaute.
    »Was gibt's?«, fragte er, bevor der ältere Mann antworten konnte. Der Jüngere mochte in ihrem Alter sein. Er sah nicht freundlich aus. Er war zusammengezuckt, als er sie bemerkte.
    »Sie sucht Anette«, sagte der ältere. »Anette Lindsten.«
    Aneta Djanali würde sich später daran erinnern, dass sie sich gefragt hatte, wieso er ihren Nachnamen genannt hatte.
    »Wer sind Sie?«, fragte der Jüngere.
    Sie sagte, wer sie war, wies sich aus. Sie fragte, wer die beiden seien.
    »Das ist Anettes Vater und ich bin ihr Bruder. Und um was geht es?«, sagte der Bruder.
    »Darüber möchte ich mit Anette Lindsten reden.«
    »Wir wissen schon, um was es geht, aber jetzt ist es vorbei, Sie brauchen nicht mehr mit ihr zu reden«, sagte der Bruder.
    »Ich hab noch nie mit ihr geredet«, sagte Aneta Djanali. »Und jetzt ist das ja auch nicht mehr nötig«, sagte er.
    »Okay?«
    Der Vater räusperte sich.
    »Was ist?« Der Sohn sah ihn an.
    »Du könntest deinen Ton mäßigen, Peter.«
    Der Vater wandte sich ihr zu.
    »Ich bin Vater Lindsten«, sagte er. »Das ist also mein Sohn, Peter.« Er machte eine Armbewegung. »Und wir sind gerade dabei, Anettes Möbel umzuziehen.« Er

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