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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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länger Chaison darüber nachdachte, desto mehr erfüllte ihn die Aussicht auf diesen Thron mit der gleichen klaustrophobischen Angst, die ihn damals in der Zelle gequält hatte, wenn er im Dunkeln von den Wänden weggetrieben war. Hier gefangen zu sein, auf ewig gefesselt von den Banden der Tradition und der Verantwortung, dazu verdammt, in himmelweiter Entfernung von den ganz normalen Menschen zu leben …
    Venera beobachtete ihn stirnrunzelnd. Sie hatte immer ehrgeizige Pläne für ihn gehabt, und wenn er den Posten
des Piloten übernähme, wäre das aus ihrer Sicht der größte denkbare Karrieresprung. Er wusste um die Wut und den Groll, die seit Jahren an ihr nagten. Wie würde sie wohl reagieren, wenn er das Angebot ausschlug?
    Er holte tief Atem und öffnete den Mund – doch Venera legte ihm die Hand aufs Herz. »Es hört sich großartig an«, wiederholte sie, »aber ich fürchte, die Antwort meines Mannes lautet nein. Er hat nicht den Wunsch, Pilot zu werden.«
    Chaison starrte sie fassungslos an. Venera schloss die Augen und warf ihr Haar zurück. »Ich dagegen …«
    Er musste lachen, und sie stimmte ein. »Nein, bei noch eingehenderer Überlegung vielleicht doch nicht«, sagte sie dann.
    Chaison schaute ihr tief in die Augen. Das war nicht mehr die Frau, die er vor so vielen Monaten vor Candesce zurückgelassen hatte. »Was …?«
    Â»Sir!« Er schaute auf und entdeckte ein vertrautes Gesicht in der Menge. »Travis!«, rief er und ließ Venera für einen Moment los, um dem jungen Offizier auf die Schulter zu klopfen. »Waren Sie etwa an dieser Verschwörung mit beteiligt?«
    Venera trat schmollend – aber im Grunde nicht ungern – zurück, als der Soldat Chaison die Hand schüttelte. »Admiral … Was sehen wir hier?«
    Â»Slipstreams künftige Regierung, nehme ich an.« Als er sah, wie sich die Gesichter von Travis und seinen Mitstreitern veränderten, runzelte er die Stirn. »Nein, nicht ich. Sie alle. « Er deutete auf die versammelten Bürger.
    Â»Sie alle?« Venera betrachtete die Abordnung mit finsterer Miene. »Ich wäre ein besserer Pilot als jeder von diesen Plebejern.« Dann lächelte sie verschmitzt.
»Aber vermutlich nicht besser als alle zusammen .« Sie verneigte sich vor der Menge. »Die Nation gehört euch. Möget ihr lange und in Weisheit regieren.«
    Beifall brandete auf, und Chaison fand, dies sei genau der richtige Moment für einen Kuss – doch bevor er dazu kam, schallte eine laute Stimme durch den Saal. Alle schauten auf. An der hinteren Tür trat ein Männchen mit rotem Gesicht in der Uniform eines Kapitäns von einem Fuß auf den anderen. Es war Airgrove, der Kapitän der Trennung .
    Â»Mein Gott, Fanning, was haben Sie getan !«, brüllte er. »Wir wollten den Mann doch nicht erschießen – wir wollten nur mit ihm reden! Wenn ich gewusst hätte, dass Sie …«
    Eine Hand aus Rauch und Feuer hob ihn auf und schleuderte ihn drei Meter weiter. Durch die Tür quoll dicker Rauch, eine schlanke Gestalt taumelte in die Halle und fiel auf die Knie.
    Antaea hustete und wollte aufstehen, sank aber gleich wieder zurück. Der Wind riss ihr die Worte von den Lippen. Sie versuchte es noch einmal: »Chaison, ich wollte sie draußen halten …«
    Das Wesen, das aussah wie Telen Argyre, schritt an Antaea vorbei, als wäre sie gar nicht da. Chaison gefror das Blut in den Adern, als er sie wiedersah. Die Kleidung der KI in Menschengestalt war zerrissen, ihre Haut von Kugeln durchlöchert, aber sie blutete nicht. Sie sah sich einmal in dem Raum um, ihr Blick blieb an Venera hängen. Sie rannte auf sie zu.
    Â»Chaison, wer ist …?«
    Er packte seine Frau am Arm. »Hast du den Schlüssel bei dir?« Sie starrte ihn an, und er schüttelte sie
ungeduldig. »Den Schlüssel zu Candesce! Hast du ihn dabei?«
    Â»Ich … Ich trage ihn immer bei mir.« Sie blickte auf ihre Jacke hinunter.
    Â» Schießt!« Er deutete auf Telen Argyre und zog Venera zum Fenster. »Erschießt diese Frau!«
    Die Flieger von der Trennung eröffneten das Feuer, und die Bürger schrien entsetzt auf und sprangen in Deckung. Hinter Argyre spritzten Stoffstücke, Haare und Hautfetzen durch die Luft; als die Kugeln ihre Nase und ihre Stirn trafen, verzerrten sich ihre Züge. Doch sie ließ sich

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