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Segel der Zeit

Segel der Zeit

Titel: Segel der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Schroeder
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bestand. Antaeas Verschwiegenheit mochte die übliche Vorgehensweise sein, um das Agentennetzwerk durch Geheimhaltung vor Verrätern oder bei Folterungen zu schützen. Möglicherweise steckte aber auch mehr dahinter.
    Chaison und Ergez plauderten so lange, bis sie sicher sein konnten, dass keine weiteren Wassergeschosse mehr einschlagen würden. Dann kehrte Chaison ins Dienstbotenquartier zurück. Darius und Richard Reiss saßen an einem Tischchen in Richards Zimmer und unterhielten sich leise. Darius winkte ihn herein.
    Â»Unsere Antaea ist offenbar bekannt dafür, dass sie gern Kopf und Kragen riskiert und Befehle verweigert«, berichtete Chaison.

    Â»Aha, also eine Frau nach Ihrem Herzen«, bemerkte Richard.
    Chaison ging darauf nicht ein. Er wiederholte, was er von Ergez gehört hatte, und schilderte Richard, der nie am Rand der Welt gewesen war, in groben Zügen, wie es dort aussah. Dann äußerte er seinen Verdacht, Antaea habe Ergez verschwiegen, welchen Auftrag sie habe.
    Als Chaison zu Ende war, lehnte sich Darius zurück und legte einen Arm über die Stuhllehne (wozu er sich ein wenig strecken musste). Er war nachdenklich geworden. »Das klingt nicht unbedingt vertrauenswürdig. «
    Â»Wenn Ergez mir die Geschichte erzählt hat, weil er hoffte, ich würde mich revanchieren, würde das bedeuten, dass er zwar neugierig ist, aber Antaea nicht selbst fragen kann oder will«, pflichtete ihm Chaison bei. »Wir sollten uns Gedanken darüber machen, welche Absichten sie tatsächlich verfolgen könnte.«
    Richard schaute von einem zum anderen. »Ich kann mit ihr sprechen«, erbot er sich. »In jüngeren Jahren«, er betrachtete angelegentlich seine Fingernägel, »verstand ich es recht gut, anderen Leuten die Würmer aus der Nase zu ziehen.«
    Â»Sie können es gern versuchen«, sagte Chaison, »aber wenn Sie nichts dagegen haben, hätte ich eine wichtigere Aufgabe für Sie.«
    Der Botschafter hob eifrig den Kopf. »Ja?«
    Â»Puppentheater spielen.«
    Chaison genoss die ratlosen Blicke volle fünf Sekunden lang, bevor er fortfuhr: »Bei den Jungs neulich hatten Sie auf Anhieb Erfolg. Und im Grunde genommen
geht es weniger darum, herauszufinden, was Antaea vorhat, als wie wir sie loswerden können. Einverstanden ?« Beide nickten. »Der Heimatschutz bietet uns – laut Antaea – an, uns über sein geheimes Netzwerk nach Hause zu bringen. Das ist sehr freundlich, aber für meinen Geschmack verlangt man dafür einen zu hohen Preis, nämlich Informationen über den Schlüssel zu Candesce und darüber, was wir in der Ersten Sonne getrieben haben. Sie, Richard, sollten nun in Erfahrung bringen, wie wir auf anderen Wegen nach Hause gelangen könnten. Suchen Sie nach kleinen Schmugglern, revolutionären Zellen – nach jedem, der in der Lage sein könnte, uns zu helfen.«
    Richard starrte ins Leere. »Man wird mich für einen Spitzel der Geheimpolizei halten«, überlegte er. »Aber ich weiß schon, wie ich diesen Verdacht entkräften kann …«
    Â»Gut. Du, Darius, wirst zusammen mit mir …« Er verstummte, weil auf dem Flur Schritte zu hören waren. Gleich darauf streckte Antaea den Kopf durch die Tür.
    Â»Ach, hier seid ihr!« Sie schlenderte ins Zimmer. »Wir verkriechen uns doch nicht etwa vor dem Unwetter ?«
    Â»Und wo sind Sie gewesen?«, fragte Darius empört.
    Â»Für den Heimatschutz unterwegs«, antwortete sie. »Und ich habe eine interessante Entdeckung gemacht; möchtet ihr mal sehen?« Ohne eine Antwort abzuwarten, zog sie die Kleidertruhe heran, das einzige Möbelstück außer dem Bett, dem Tisch und den Stühlen, die aber bereits belegt waren. Sie nahm darauf Platz, obwohl sie dazu die Knie hochziehen musste, und legte ein zusammengefaltetes Stück Stoff auf den Tisch. Dann
nahm sie die Hände weg und sah lächelnd in die Runde.
    Richard konnte nicht widerstehen und schlug das Tuch zurück. Etliche Papierscheine kamen zum Vorschein. Sie sahen aus wie gewöhnliche Banknoten, auf einer Seite prangte sogar das Bild einer Frau, die ihm entfernt bekannt vorkam. Er nahm einen der knisternden neuen Scheine in die Hand und untersuchte ihn genauer.
    Ãœber dem Frauenkopf standen die Worte VERSAMM-LUNGSRECHT 30+ PERSONEN. Die Rückseite war mit Textzeilen in winziger Schrift bedeckt. »Hier steht

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