Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Haber
Vom Netzwerk:
doch, daß ich Captain Janeway und der
    Voyager gegenüber immense Verantwortung trage. Je größer die Vielfalt der Speisen, die ich der Crew anbieten kann, um so mehr wird sie von ihrem traurigen Schicksal abgelenkt.«
    Neelix straffte voller Stolz die Schultern. »Zumindest das bin ich unseren Freunden schuldig. Immerhin verdanken wir ihnen unser Glück, denk daran.«
    Kes seufzte und schlang die Arme um ihn.
    Als sie sich wieder voneinander lösten, zeigte sich so etwas wie Verlegenheit in der Miene des Talaxianers, und die Spitzen seiner Ohren hatten sich blau verfärbt. »Oh. Ein wenig Zeit für uns. Ja.« Er folgte Kes, als sie zur Leiter zurückkehrte.
    4
    Für einen jungen Fähnrich bei seiner ersten Mission – selbst wenn es sich um eine so abenteuerliche Mission handelte wie den langen Flug der Voyager – bot jeder Landurlaub die aufregende Chance, mehr über fremde, einzigartige Orte herauszufinden. Harry Kim strahlte, als er sich auf dem vandorranischen Markt umsah und die würzige Luft in tiefen Zügen atmete.
    Eins steht fest: Hier bin ich weit von der Starfleet-Akademie entfernt.
    Mit großen Augen bestaunte er die vogelartigen Geschöpfe, die in den schmalen Straßen unterwegs waren. Sie vollführten seltsam anmutende Gesten und sprachen so schnell, daß er kaum ein Wort verstand – sie schienen sich gegenseitig Geräuschbrocken zuzuwerfen. Die meisten Töne waren sehr hoch und klangen fast wie Gesang.
    Der Musiker in Kim wünschte sich, die Klänge
    aufzuzeichnen und später mit einem Synthesizer
    wiederzugeben. Doch er hatte die Tricorder an Bord der Voyager zurückgelassen, zusammen mit allen anderen Geräten.
    Er sah zu Tom Paris, der großspurig einige Schritte vor ihm ging.
    Für ihn ist dies alles ein alter Hut, nur eine weitere fremde Welt, mehr nicht.
    Harry Kim fragte sich, ob er jemals so abgebrüht sein würde wie Paris. Vielleicht fehlten ihm dazu die Voraussetzungen, aber er konnte wenigstens hoffen.
    Ein Stand bot bronzefarbene Edelsteine an, die seine
    Aufmerksamkeit weckten. Ihre Facetten waren abwechselnd matt und glänzend, und außerdem fühlten sie sich erstaunlich warm an. Kim kaufte einen fünfeckigen Anhänger für seine Mutter und einen weiteren für Libby, seine Freundin in San Francisco. Als er die beiden Schmuckstücke in kleinen seidenen Beuteln entgegennahm, dachte er:
    Ich sehe euch wieder, meine Liebsten. Und welche
    Geschichten ich dann zu erzählen habe! Vielleicht glaubt ihr mir nicht einmal, wenn ich sage, daß ich tot gewesen bin und ins Leben zurückkehrte, daß ich von Fremden entführt und gerettet wurde. Ich bin durch einen Riß in Raum und Zeit gefallen…
    Ein pikanter und gleichzeitig süßlicher Geruch lenkte Kim ab. Erst jetzt merkte er, wie hungrig er war. Der Duft führte ihn zu einem Stand, in dem ein großer Sardalianer auf Kunden wartete. Er ragte fast bis zum rot gestreiften Zeltdach empor.
    Kim deutete auf zwei köstlich aussehende Spezialitäten. Sie erwiesen sich zunächst als recht scharf, doch dann veränderte sich der Geschmack und wurde süß. Woraus auch immer die Delikatessen bestanden: Sie zergingen dem Fähnrich auf der Zunge. Er kaufte zwei weitere und verschlang sie regelrecht.
    An einer Ecke standen mehrere Straßenmusikanten, stimmten ihre Instrumente und begannen dann zu spielen. Kim fragte sich zunächst, ob er jetzt wirklich sardalianische Musik hörte.
    Vergeblich versuchte er, der Melodie zu folgen. War das ein Zwei-Oktaven-Intervall? Erklangen da harmonische Quinten?
    Kim bemühte sich, in diesen Tönen ein ihm vertrautes
    musikalisches Konzept zu entdecken.
    Kurz darauf verlor er das Interesse an den Musikern, als eine wunderschöne Frau vortrat. Sie hatte langes, rosarotes Haar, und ihr dünnes Gewand wies elfenbein- und malvenfarbene Muster auf.
    Mit ätherischer und auch sinnlicher Stimme sang sie ein Klagelied. Manchmal schwang sie sich zu Höhen empor, die kein terranischer Sopran erreichen konnte – um anschließend in einem vollen Vibrato zu Tiefen vorzustoßen, die dem besten irdischen Baß verwehrt blieben. Zuerst sang die Sardalianerin wie in Ekstase, doch schon bald klang das Lied immer
    trauriger.
    Kim lauschte hingerissen.
    »Hell waren die Jahre, die Gebäude, die Säle,
    Und leicht die Schritte des Tanzes,
    Schmackhaft das Fleisch und die Getränke.
    Gut und erfüllt war das Leben.
    Doch Erdgriff und Meergriff halten alles fest.
    Verloren sind die Lieben,
    Endgültig verloren.
    Verlust von Freunden, vom Tod

Weitere Kostenlose Bücher