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Segnet die Tiere

Segnet die Tiere

Titel: Segnet die Tiere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Haber
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und Kim konnte fast sehen, wie sich die dunklen Wolken an seinem emotionalen Himmel
    auflösten. »Geben Sie mir die Pastete zurück.«
    »Soll ich einen Blick in Ihre Zukunft werfen?« erklang eine kratzige Stimme. »Sie sind Reisende aus der Ferne, ja? Und es liegt noch ein weiter Weg vor Ihnen. Soll ich feststellen, was Sie erwartet?«
    Die Frage stammte von einer langgliedrigen Sardalianerin mit stechend blickenden Augen und einem Gesicht, in dem Falten auf hohes Alter hinwiesen. Das lichte Haar verbarg sich teilweise unter einem abgenutzt wirkenden purpurnen
    Kopftuch.
    Solche Schwindler findet man vermutlich überall, dachte Kim. Und doch… Irgend etwas an der Frau weckte sein
    Interesse. Seine Mutter war immer bereit gewesen,
    Wahrsagerinnen zu glauben – seit sie von einer gehört hatte, daß sie einen Sohn zur Welt bringen würde. Er stieß Paris mit dem Ellenbogen an.
    »Wir wär’s, Tom?«
    »Ja, sicher.« Paris zuckte mit den Schultern. »Warum nicht?«
    Fransenvorhänge schmückten den Stand der Wahrsagerin, und sie zeigten verblaßte Szenen feudalen Ruhms. Im Innern war es ziemlich düster; nur eine Lampe spendete etwas Licht.
    Es roch nach altem Parfüm und Weihrauch. Kim spürte, wie seine Neugier schlagartig nachließ, als er über die Schwelle trat.
    An der Starfleet-Akademie hatte man ihn davor gewarnt, auf fremden Planeten allein oder von nur einem Kollegen begleitet einen unbekannten Raum zu betreten. Fremde fielen leicht Einheimischen zum Opfer, die zunächst den Eindruck
    erwecken mochten, recht freundlich zu sein. Viele Raumfahrer waren während eines Landurlaubs überfallen, ausgeraubt und sogar getötet worden. Wer Glück hatte, endete in irgendeinem Gefängnis.
    Kim zögerte am Eingang. »Ich weiß nicht, Tom. Vielleicht war es doch keine so gute Idee.«
    »Wollen Sie jetzt etwa kneifen, Harry? Hüten Sie vielleicht irgendein dunkles Geheimnis und fürchten, daß es hier gelüftet werden könnte?«
    »Nein. Und Sie?«
    »Oh, meine dunklen Geheimnisse sind schon vor einer
    ganzen Weile bekannt geworden.«
    »Und wenn dies hier eine Falle ist?«
    »Ich beschütze Sie. Und jetzt rein mit Ihnen.«
    Kim bekam einen Stoß und fand sich kurz darauf vor zwei langen, mit Polstern ausgestatteten Balken wieder. Weiter vorn sah er eine Plattform mit einem Stapel aus staubigen Kissen, einer halb mit Kräutern gefüllten Schüssel und einer langen Perlenschnur.
    Die alte Sardalianerin kam herein, setzte sich auf die Kissen und bedeutete den beiden Männern, ebenfalls Platz zu nehmen.
    Paris und Kim kletterten auf einen der beiden Balken und ließen die Beine baumeln.
    »Wieviel?« fragte Paris.
    »Jeweils einen Credit.«
    Er lächelte und legte zwei Münzen auf die Plattform.
    »Was möchten Sie wissen?« fragte die Alte.
    »Wann treffe ich meine wahre Liebe?« erwiderte Paris und grinste breite.
    Die Frau hielt eine kleine Knolle an die Kerzenflamme. Es knisterte, und scharlachroter Rauch stieg auf, füllte das ganze Zelt. Kim nahm ein bitteres Aroma wahr und beobachtete, wie die Sardalianerin in Trance zu geraten schien.
    Er wartete, und eine Zeitlang geschah überhaupt nichts. Als er unruhig zu werden begann, öffnete die Wahrsagerin die Augen und musterte Paris, während ihre Fingerkuppen über die Perlenschnur glitten. »Sind Sie bereits mit der Blonden fertig?«
    Paris’ Lächeln verblaßte. »Mit welcher Blonden?«
    »Eine zarte Frau mit spitzen Ohren.«
    Das Blut schoß Paris ins Gesicht, und er starrte die
    Sardalianerin sprachlos an.
    Kim verzichtete auf einen Kommentar.
    Die Wahrsagerin schmunzelte wissend und wandte sich an ihn. »Und Sie?«
    Harry Kim beschloß, jene Frage zu stellen, die ihn am meisten beschäftigte. »Kehren wir jemals heim?«
    Falten bildeten sich in der Stirn der Alten, und sie blickte ihm tief in die Augen. Erneut tasteten ihre Finger nach der Perlenschnur. »Einige von ihnen«, sagte sie schließlich. »Aber nicht alle.« Kim bekam keine Gelegenheit, sich zu fragen, wie das gemeint war – die Sardalianerin beugte sich vor. »Ich teile Ihnen noch etwas mit, ohne eine Bezahlung dafür zu
    verlangen. Es werden sich Probleme ergeben, und Sie sollten aufpassen. Hüten Sie sich vor dem Wasser!« Sie deutete zum Ausgang.
    Born verstand den Hinweis. »Kommen Sie, Paris.«
    Die beiden Männer kehrten ins Licht des späten Nachmittags zurück.
    »Seltsam, nicht wahr?« Kim sah Paris an und versuchte zu verbergen, wie sehr ihn die Worte der Wahrsagerin
    verunsichert hatten.

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