Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
dass er unfähig dazu war. Er hätte einen unwiderlegbaren Beweis gebraucht, den er aber niemals bekommen konnte. Doch wenn er nicht mit ihr ging, würde er sie verlieren, und darum wählte er das kleinere von zwei Übeln. Er würde den Sprung wagen. »Ich möchte mit dir und Ruby zu dir nach Hause zurückkehren.«
»Du wirst mit uns glücklich werden, das verspreche ich dir.«
Während sie begeistert war, war er voller Zweifel. Die Frau, die ihm geschenkt worden war, war zu gut, zu schön. Er würde niemals glauben können, dass sie jemanden wie ihn wahrhaft lieben konnte. Das war wohl der grausamste Scherz, den sich das Schicksal bislang mit ihm erlaubt hatte …
Ein lautes Scheppern ertönte. Die Töpfe schlagen Alarm! Carrows Augen wurden groß. Seine Fänge schärften sich.
»Ruby!«, schrie sie und rannte nach draußen.
45
Während Carrow losrannte, um Ruby zu holen, machte sich Malkom auf den Weg, den Eindringlingen am Anfang der Halbinsel aufzulauern und festzustellen, um wen es sich handelte.
Gerade als Carrow Ruby am Strand erreicht hatte und das Mädchen in die Arme riss, überschwemmten die Kreaturen ihren Zufluchtsort – eine räuberische Flut von Fängen und unstillbarer Gier.
Wendigos, mit ihren dolchartigen Klauen und ausgemergelten Körpern, an denen die Überreste zerfetzter Kleidung hingen. Schon jetzt war ihr fauliger Gestank überwältigend.
Es waren Dutzende. Mehr als in La Doradas Gefolge gewesen waren. Ihre schiere Anzahl überforderte Malkoms Fallen. Wie konnte es nur so viele von ihnen geben? Sie mussten andere infiziert und so ihre Anzahl erhöht haben.
Malkom brüllte und fiel mit atemberaubender Brutalität über sie her. Er trat ihnen im Licht der Sonne entgegen, um die Bestien von Carrow und Ruby fernzuhalten. Ob er wusste, dass sie ansteckend waren?
»Lass nicht zu, dass sie dich verletzen, Malkom!«
Ein einziger Kratzer oder Biss …
»Hilf ihm, Crow!« Rubys Augen glühten, während sie wie von Sinnen an ihrem Halsband zerrte. »Wir müssen ihm doch helfen!«
Auch wenn er die Wendigos gnadenlos attackierte und ihnen reihenweise die Hälse umdrehte, während er gleichzeitig ihren Klauen auswich, forderte die Sonne doch ihren Tribut. Schon bald war er umzingelt.
Ich darf sie nicht hierherlocken und Rubys Leben aufs Spiel setzen. »Bleib hier!«, befahl Carrow, während sie ihr Schwert zog.
Eine der Bestien wandte den Kopf in ihre Richtung. Sie setzte sich in Bewegung, während Geifer von ihren Fängen troff. Noch zehn Meter, fünf …
Als sie sich auf Carrow stürzte, duckte diese sich und wich geschickt aus, während sie mit der Klinge den Nacken der Kreatur attackierte. Es gelang ihr, dem Wendigo den Kopf abzuschlagen, doch schon sahen weitere Biester in ihre Richtung.
»Nein!«, brüllte Malkom. » Nein, hier! « Er provozierte sie, damit sie ausschließlich ihn angriffen, doch die Flut teilte sich, und die eine Hälfte schwenkte in Carrows Richtung ab.
»Du bleibst hinter mir, Ruby! Wenn ich in Schwierigkeiten komme, läufst du zum ruhigen Teil des Strands und gehst ins Wasser. Hast du mich gehört?«
Carrow warf einen Blick zurück, als das Mädchen nicht antwortete. Ruby stand mit offenem Mund da.
Ein Vampir war hinter Carrow aufgetaucht – er hatte rote Augen. Entsetzt wirbelte sie herum und hob das Schwert. Doch gerade als sie zuschlagen wollte, wurde ihr klar, dass er ihr bekannt vorkam. Aber sie war sich nicht sicher, da er sein Gesicht beschattete und vor der intensiven Sonneneinstrahlung zurückzuckte.
»Mariketa hat mich geschickt, um dich zu holen. Ich bin Conrad Wroth«, sagte er hastig, während seine Haut schon Blasen warf. »Ich suche diese Insel nun schon seit Stunden ab.« So sah er auch aus: Er schwitzte und war so schmutzig, als ob er kilometerweit gelaufen wäre. »Ich soll dir sagen: Du hast damals beim Mardi Gras den Umzugswagen entführt.«
»Bei Hekate, du bist ein Freund!«
»Wer ist das, Crow?«
»Mari hat ihn geschickt.«
Die Fänge des Vampirs waren länger geworden, seine Augen zuckten hin und her. Er keuchte vor Schmerz auf, während sich auf seiner Haut immer neue Blasen bildeten. »Ich kann nicht mehr länger hierbleiben, Hexe. Und die Bestien kommen immer näher.«
»Wir können nicht ohne den Dämon gehen!« Carrow zeigte in Malkoms Richtung, doch der war inzwischen von Wendigos umzingelt, sodass sie ihn kaum noch sehen konnten. »Bring ihn einfach zu uns, Vampir! Bitte.« Als er den Kopf auf eine seltsam verdrehte,
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