Sehnsucht der Dunkelheit (German Edition)
seines Territoriums. Sie waren allesamt Flüchtlinge wie er.
Ein anderer Mann berührt, was mir gehört. Die Vorstellung erfüllte ihn mit Wut, und er rannte noch schneller. Niemals würde ein anderer ihren perfekten Körper anfassen. Denn sie war perfekt. Bei den Göttern, sie war in der Tat gesegnet. Leuchtend grüne Augen. Üppige Kurven. Blasse Haut, so weich wie die kostspielige Seide, die sie trug. Bei der Erinnerung an ihren Geschmack erschauerte er vor Wonne.
Ihr Blut schmeckte wie Wein.
Seine wilde Suche nach ihr hätte ihn beinahe seine Verfehlung dieser Nacht vergessen lassen: Er hatte direkt von einem Lebewesen getrunken. Er war ein Vampir, mit Leib und Seele. Es gab für ihn kein Zurück mehr. Malkom wusste, dass es nur eines gab, was ihm Befriedigung verschaffen konnte: Nacht für Nacht von ihrer süßen Haut zu trinken.
Ein Teil von ihm gab ihr die Schuld an seinem Fall, dafür, dass er die Selbstbeherrschung verloren hatte. Immerhin hatte er vor ihr noch kein anderes Wesen gebissen. Nicht einmal, als der Vizekönig ihn mit allen Mitteln dazu hatte bringen wollen. All die Jahre des Hungers, die Folter. Am Ende war Malkoms Körper nur mehr eine bloße Hülle gewesen.
Erbarmungslos verdrängte er diese Erinnerungen und dachte an sie. Doch damit kamen auch die Bilder an diese grünen Augen zurück, in denen Tränen glitzerten – oder die vor Abscheu zu schmalen Schlitzen verengt waren. Selbst wenn die Frau seine Worte heute Nacht nicht verstanden hatte, so hatte sie sehr wohl seine Absichten erkannt. Doch seine Gefährtin verspürte nicht dasselbe wilde Verlangen nach ihm wie er nach ihr. Vielleicht hatte seine zwiegespaltene Natur ihren Verstand vernebelt, ihr angeborenes Verlangen nach ihm gedämpft.
Sie hatte sich gegen ihn gewehrt . Und er hatte darauf reagiert, indem er ihr die Knochen gebrochen hatte. Jetzt erinnerte er sich langsam daran, dass er nicht nur in ihren Hals gebissen hatte.
Malkom hatte ihre Haut zerkratzt.
Er hatte das wertvollste Geschenk verletzt, das er je erhalten hatte, eine Frau, die ihm zu dem Zweck anvertraut worden war, sie zu beschützen, und nicht, um sie zu schänden.
Er hätte sich nie vorstellen können, dass sich seine dämonische und seine vampirische Seite gleichzeitig erheben könnten. Wenn er nicht die Beherrschung verloren und über sie hergefallen wäre …
Er konnte verstehen, dass sie geflüchtet war. Da sie in ihm nicht ihren Gefährten erkannte, glaubte sie, er unterscheide sich in nichts von den Dämonen, vor denen er sie gerettet hatte. Aber Malkom war nicht wie sie.
Irgendwie würde er sie davon überzeugen müssen, dass sie als seine Gefährtin ihm gehörte, und dass er sich nur nehmen würde, was ihm bereits gehörte.
Doch da er ihre Sprache nicht beherrschte, würde er ihr all das niemals erklären können …
Als sich die Nacht dem Ende zuneigte, drosselte Malkom sein Tempo. Als er auf die von Staubwolken vernebelte Ödnis blickte, akzeptierte er endlich, dass er sie vor der Morgendämmerung sicherlich nicht finden würde. Darum beschloss er, alles zu tun, was in seiner Macht lag, um ihre Sicherheit zu gewährleisten.
Er würde tun, was er am besten konnte: Sobald er die Ghule witterte, attackierte er sie mit aller Brutalität, die in ihm lauerte.
Am nächsten Morgen wurde Carrow von einem Knurren geweckt. Ihr Kopf fuhr hoch – ist der Vämon zurückgekehrt? – , aber das Geräusch war schon wieder verstummt.
Vermutlich war es nur ihr leerer Magen.
Sie rieb sich mit den Handballen den Schlaf aus den Augen, konnte aber nur wenig von der Gegend um sie herum erkennen. Obwohl der Wind abgeflaut war, war der Rauch nach wie vor erstickend.
Bei den Göttern, es ging ihr wirklich gar nicht gut. Sie war sogar noch erschöpfter als zuvor. Die ganze Nacht lang war sie immer wieder eingedöst, doch ihr unruhiger Schlaf war erfüllt gewesen von Träumen von ihr und Ruby und dem Leben, das sie zu Hause erwartete. Sie war einfach nicht zur Ruhe gekommen. Ständig hatten Ghule geheult, und der Lärm hatte ihr das Blut in den Adern gefrieren lassen. Und dann war es kurz vor der Morgendämmerung mit einem Schlag still gewesen.
Carrows Magen knurrte lautstark und erinnerte sie daran, dass ihr heute Morgen niemand Haferschleim in die Zelle bringen würde und dass sie schon über eine Woche nichts Ordentliches mehr gegessen hatte. Der Durst war sogar noch schlimmer. Ihr Mund war so trocken wie der umherwirbelnde Staub.
Als sie sich erhob, verzog sie
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