Sehnsucht unter suedlicher Sonne
eifersüchtig auf dich.“
„Weshalb?“
„Ich bitte dich, Genevieve. Die Antwort liegt doch auf der Hand. Sie weiß, dass ich mich sehr zu dir hingezogen fühle. Und damit Schluss jetzt der Diskussion. Wir sind da.“
Genevieve betrachtete die zerklüfteten Felsen, die dicht vor ihnen aufragten. Sie waren nicht besonders hoch, wirkten in der flachen Umgebung aber sehr massiv. Eine Herde von Wildpferden – ein grauer Leithengst, zwei braune Stuten mit weißer Stirnzeichnung und zwei rötlich braune Fohlen – graste in der Nähe und versank bis an die Knie in den Wildblumen.
Genevieve, die Pferde liebte, blieb stehen, um die misstrauisch witternden Tiere zu betrachten, während Bretton ihnen keine Beachtung schenkte. Für ihn waren sie ein alltäglicher Anblick.
„Setz dir was auf den Kopf“, befahl er.
„Das wollte ich gerade tun. Du musst mich nicht wie ein kleines Schulmädchen behandeln.“
„Meldet sich da etwa das Temperament der Rothaarigen?“ Bretton betrachtete ihr trotziges Gesicht. Einzelne Sonnenstrahlen drangen durch den fein geflochtenen Strohhut, den sie jetzt aufgesetzt hatte, und zauberten helle Tupfen auf ihre zarte Haut. „Ich habe dir gesagt, dass ein Akubra das Gesicht besser schützt, aber du hörst ja nicht auf mich. Drück die Krempe wenigstens nach unten und nicht nach oben.“ Er wartete, bis sie die Anweisung befolgt hatte. „Wir fangen mit der größten Höhle an. Dazu müssen wir etwas klettern. Gott sei Dank hast du wenigstens die richtigen Schuhe an.“
Als sie einmal auf dem Geröll auszurutschen drohte, griff Bretton sofort nach ihrer Hand. Seltsam, dass er nicht nur ihre Gedanken, sondern auch ihre physischen Reflexe beherrschte. War das Geheimnis körperlicher Anziehung zwischen zwei Menschen jemals ergründet worden? Es war unheimlich, von einem derartigen Verlangen ergriffen zu sein und zu wissen, dass es keinen Ausweg gab.
Die Sonne hatte noch ziemlich viel Kraft, aber Genevieve meinte schon das nahende Gewitter zu spüren. Kein Zweifel, demnächst würde das Unwetter mit voller Gewalt losbrechen.
Bretton hielt weiter ihre Hand, während sie einen ausgewaschenen Abhang hinaufstiegen. Genevieve trat sehr vorsichtig auf, denn bei jedem Schritt lösten sich kleine Steinchen und rollten in die Tiefe. Plötzlich fegten heftige Windstöße über das Land, sodass Genevieve ihren Strohhut festhalten musste. Doch schon bald nahm sie ihn ab.
Sie kamen immer wieder an Felsspalten vorbei, die vermutlich verschiedenen Wüstentieren als Behausung dienten. Bretton hielt sich unbeirrt an den kaum erkennbaren Pfad, der schließlich vor dem Eingang einer großen Höhle endete.
„Bleib hier stehen“, befahl er. „Ich gehe erst allein hinein.“
Genevieve dachte sofort an Schlangen, insbesondere an den Taipan, der etwa zweieinhalb Meter lang werden konnte und gegen den ein Waran harmlos war.
Wenige Minuten später erschien Bretton wieder und bedeutete ihr, ihm zu folgen. Also bestand keine Gefahr. Sie betrat die Höhle, ohne den Kopf einziehen zu müssen. Anfangs fiel noch helles Sonnenlicht auf den sandigen Boden, aber weiter hinten wurde es schummrig.
Nach der Hitze, die draußen herrschte, war es hier angenehm kühl. Fasziniert betrachtete Genevieve die Felswände. Das Licht reichte gerade noch aus, sodass sie die Zeichnungen erkennen konnte.
„Wie sind sie bloß da hinaufgelangt?“, fragte sie verwundert und zeigte an die etwa drei Meter hohe Decke.
„Sie müssen sich einer Art von Gerüst bedient haben. Übrigens bekommen nur wenige Touristen diese Höhle zu sehen. Deshalb sind die Zeichnungen noch so gut erhalten. An der Decke befinden sich überwiegend Pflanzendarstellungen, während auf der Wand vor dir mythische Gestalten zu finden sind. Die links von dir weist vor allem Jagdszenen auf. Spuren von Magie oder Zauberei sind nirgends zu sehen, obwohl sie in dieser Gegend durchaus üblich waren. Die Totemdarstellungen gelten als besonders gelungen. Vor zwei Jahren hatten wir Besuch von einem Professor der westaustralischen Universität. Er gab uns Ratschläge für die Konservierung der Malereien. Da die Höhle zu Djangala gehört, sind wir verpflichtet, die Bilder zu erhalten.“
Genevieve blieb vor der nächsten Zeichnung stehen. „Könnte das ein Krokodil sein? Und das ein Fisch?“
„Ja, denn vor Urzeiten war hier doch alles überflutet. In den letzten Jahren hat sich Lake Eyre zweimal mit Wasser gefüllt. Das war ein unglaubliches Ereignis. Ich bin
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