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Sehnsüchtig (German Edition)

Sehnsüchtig (German Edition)

Titel: Sehnsüchtig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeanne Woodtli
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küsst sie. „Das wird super“, sagt er und hält ihr Gesicht in beiden Händen. Super. Nicht das Wort, das sie verwenden würde.
     
    *
     
    Alan hebt eine Augenbraue als sie aus dem Schlafzimmer kommt. „Was?“, macht sie. „Du und dein ewiges Schwarz.“ Er kritisiert nicht, die Bemerkung klingt liebevoll. Und er grinst dazu. „Ich mag Schwarz“, gibt sie zurück. Sie weiss nicht, wie oft sie diesen Satz in den letzten Jahren zu Mascha gesagt hat, wenn diese mal wieder an ihrem mangelnden Mut zu Farbe herumgemäkelt hatte. Heute gibt es für das Schwarz noch einen anderen Grund. Schwarz ist gut . Es lässt sie mit dem Hintergrund verschmelzen, in der Masse untergehen. „Ich mag das Kleid“, sagt Alan. „Es ist schön kurz.“ Sie tut so, als wolle sie ihn schlagen und er weicht ihr aus. Beide lachen. Das lenkt sie einen Augenblick von der Angst ab, die schon den ganzen Abend in ihrem Bauch grummelt. „Andere Männer hassen es, wenn ihre Freundinnen Miniröcke tragen“, hält sie fest. „Aber du ermutigst mich noch dazu.“ Er schmunzelt. „Ja, weil es dir steht. Und weil ich gerne mit dir angebe. Die anderen Kerle sollen ruhig glotzen, heim kommst du ja dann doch mit mir.“ Er lächelt sie an und die Liebe in seinem Blick macht sie glücklich und überfordert sie gleichzeitig. Sie hatte sich daran gewöhnen müssen, dass jemand sie liebt und es so offen zeigt wie er. Zu sehr war sie daran gewohnt, dass es immer anders herum war. Dass sie es war, die mehr oder überhaupt liebte, das Gegenüber unentschlossen oder einfach nur auf horizontalen Spass aus. Es ist keine gute Idee, dass wir heute ins ‚Mon Amour’ gehen, Alan. Du bist doch glücklich und ich irgendwie auch, aber ich weiss nicht, wie das für mich wird, Love, ich weiss es einfach nicht.
    „Alles in Ordnung? Du wirkst so blass.“ Jetzt wäre der ideale Zeitpunkt, die Ausrede zu bringen, sich theatralisch an die Stirn fassen. Nein, Darling, ich habe Kopfschmerzen, vielleicht bleibe ich besser hier. Geh ruhig alleine hin. Sie will ihm die Ausrede servieren, aber ihr Mund bleibt zu. Du bist keine gute Schauspielerin, bestimmt würde er ihr nicht glauben. „Alles OK, die Blässe liegt vielleicht an all dem Schwarz.“ Er grinst. „Bist du bereit?“ Alys nickt. Nein, ich bin nicht bereit, ganz und gar nicht. Sie kramt nach ihrem Lippenstift in ihrem Täschchen, frischt ihn auf. Die Augen der Frau im Spiegel blicken ängstlich.
     
    *
     
    Sie sind früh dran. Alan ist in seiner Überpünktlichkeit geradezu britisch. Den Iren sagt man doch eher eine gewissen Nonchalance nach, komm ich nicht heute, komm ich morgen. Das „Mon Amour“ ist noch ziemlich leer und das Personal hinter der Bar langweilt sich. Alys blickt sich um, befürchtet, irgendwo ein bekanntes Gesicht zu entdecken, Marlen, Irina – oder noch schlimmer – Eliot selbst. Aber er ist sicher hinter der Bühne und bereitet sich vor. Sie bestellt für sich einen Gin Tonic und für Alan ein Bier. Er schaut sich mit der für ihn üblichen Begeisterung im Club um. „Ein tolles Lokal!“
    „Das war mal eine ziemlich zwielichtige Adresse. Als die Aufwertung des Quartiers begann, hat es ein stadtbekannter Investor gekauft. Ihm gehören auch das ‚Spektakulär’ und das ‚Secret’. Er hat ein Händchen für gute Geschäfte.“
    Alan nickt und nimmt einen Schluck Bier. Dann greift er nach ihrer Hand. „Lass uns gehen, dann schaffen wir es noch bis vor die Bühne.“ Sie dreht ihr Glas in den Fingern. „Wollen wir nicht hier bleiben?“ Er zieht eine Augenbraue nach oben. „Du willst doch sonst immer in die erste Reihe.“ Ja, aber nicht heute! „Ich kenne die Band ja schon“, sagt sie unschuldig. „Aber ich nicht.“ Mit diesen Worten zieht er sie mit sich. Alans Dickschädel ist typisch irisch. Vielleicht hat Mascha irische Vorfahren, wer weiss, in dieser Hinsicht ähneln sie sich nämlich. Also lässt sie sich bis vor die Bühne schleifen, irgendwie ist es gut, dass Alan ihre Hand hält, ihre Beine fühlen sich ziemlich wacklig an. Er studiert die Bühnenausstattung, sie tut es ihm gleich und versucht, keine Emotionen zu verspüren, weil ihr alles schmerzhaft vertraut ist. „Stoppt die Musikanten“, steht immer noch auf Eliots Gitarrenständer und die rote Gibson versetzt ihr einen Stich. Sie stehen ein wenig rechts von seinem Mikrofon, wie damals im November vor einem Jahr. Sie blickt auf ihr Handydisplay. In zwanzig Minuten geht es los. In zwanzig Minuten wird er hier

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