Sei mein Stern
wäre ihre Mission so viel einfacher.
Nach einer herzlichen Verabschiedung von Rafael und seiner Familie waren sie schlussendlich vor Janas Hotelzimmer angelangt. Wobei das Tempo, in dem Simon mit dem Auto durch München gekrochen war, ihr wie gewöhnlich den letzten Nerv geraubt hatte.
Simon blickte sie wortlos an, verzichtete aber auf jeglichen Versuch, ihr abermals an die Wäsche zu gehen. Die gedämpfte Beleuchtung im Flur erhellte ihn von hinten, ließ seine dunklen Haare verführerisch glänzen und seine kantigen Gesichtszüge weich wirken.
„Wie geht es dir? Wieder etwas besser?“ Seine Stimme klang einfühlsam, während seine blauen Augen sie erwartungsvoll anblitzten.
Sie räusperte sich. „Ja, ich hätte vermutlich nicht futtern sollen wie ein Scheunendrescher. Du weißt ja, ich habe es nicht so mit Fleisch.“ Hilfe suchend hielt sie sich am Türrahmen fest. „Simon, kommst du bitte noch kurz mit hinein? Ich muss dir etwas gestehen, was nicht in falsche Ohren geraten darf“, trat sie schließlich den Anfang vom Ende los.
Simon stutzte einen Moment, doch dann nickte er und folgte ihr auf dem Fuße. Es war höchste Zeit diesen Auftrag zum Abschluss zu bringen, sonst würde sie den Flammentod sterben, verzehrt von der Glut ihres schlechten Gewissens. Sie sank auf die Bettkante und bedeutete Simon, auf einem Sessel Platz zu nehmen, was er gehorsam befolgte.
Nervös verschränkte sie die Finger vor dem Körper. „Simon, ich muss dir etwas gestehen.“ Mit Gewalt schluckte sie den backsteingroßen Kloß in ihrem Hals hinunter. „Ich habe dir nicht die volle Wahrheit gesagt. Ich weiß sehr wohl, von wem mein Verleger die Informationen über deinen Bruder und seine Frau hat. Ich dürfte eigentlich kein Wort darüber verlieren, aber nachdem ich die beiden nun kennengelernt habe …“ Theatralisch schüttelte sie den Kopf. „Gott, die zwei sind so süß! Und Lilly erst, und Tristan. Ich denke, ihr solltet wissen, was Sache ist.“
Sie kickte die rotweingetränkten Pumps von den Füßen, die nur überlebt hatten, weil Valeries winzige Schuhe keine Alternative dargestellt hatten. „Der Mann heißt Carsten Roth, er ist ein Freund meines Verlegers … und mein Ex. Er leitet die deutsche Geheimdienstorganisation BSC. Sagt dir der Name etwas?“ Argwöhnisch beobachtete sie den Mann ihr gegenüber.
Simon zuckte fast unmerklich zusammen und nickte geistesabwesend. „Hab ich schon mal wo gehört.“
Sie registrierte, dass ihre Worte ihm eine leichte Blässe ins Gesicht getrieben hatten. Bei Weitem nicht so lässig wie sonst lehnte er sich ein Stück zurück. Durch die Bewegung spannte sich seine harte Brustmuskulatur an und führte Jana kurz in Versuchung, sich ihm an den Hals zu werfen.
Doch das ging leider nicht. Sie musste jetzt da durch.
„Der Chef des BSC ist dein Ex?“, tat Simon nach einigen nachdenklichen Sekunden seine Befremdung kund.
„Mhm. Als ich ihn kennengelernt habe, hielt ich ihn für einen harmlosen Regierungsbeamten. Erst viel später habe ich Wind davon bekommen, was für eine Position er bekleidet.“
„Wie lange warst du mit ihm zusammen?“
„Fast fünf Jahre, aber wir haben kaum Zeit miteinander verbracht. In seinem Job ist er ständig auf Achse.“ Die Richtung, in die das Gespräch abdriftete, gefiel ihr gar nicht. Sie musste auf der Hut sein, nicht dass Simon noch Lunte roch.
„Und wann habt ihr euch getrennt?“, löcherte Simon sie unablässig weiter.
„Vor etwa einem Jahr, aber …“
„Und du liebst ihn noch immer?“, schnitt er ihr für seine Verhältnisse ungewöhnlich barsch das Wort ab.
Heiliger Strohsack! Was waren das für verquere Gedankengänge? Was es mit seinem Bruder auf sich hatte, schien ihn nicht die Bohne zu interessieren. Sie musste das Gespräch unbedingt wieder an sich reißen. „Ich weiß nicht so genau. Es ist kompliziert, wir sehen uns gelegentlich, und …“ Sie wedelte mit einer Hand unbeholfen in der Luft herum. „Um es auf den Punkt zu bringen: Wir schlafen hin und wieder miteinander, das ist alles.“
Schlagartig verdüsterte sich Simons Gesichtsausdruck um ein Weiteres. „Na, herrlich!“, grummelte er. „Jetzt wird mir so einiges klar. Deswegen hast du mich die ganze Zeit hingehalten. Du wolltest …“
Sie hob eine Hand und schnitt ihm abrupt das Wort ab. „Das spielt doch im Moment überhaupt keine Rolle. Lass mich bitte zu meinem eigentlichen Anliegen zurückkommen. Also, aus mir unerklärlichen Gründen sind
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