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Sei mein Stern

Sei mein Stern

Titel: Sei mein Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Frost
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ihre Arme fühlten sich an, wie am Körper fest zementiert.
    „Was ist das für ein Tier?“ Langsam schob sie sich an Tristan vorbei, der dies mit einem herzzerreißenden Seufzer quittierte.
    „Ein Mondbär. Sehr ausgefallene Tiersorte. Rafael hat ihn vor Jahren aus dem Tierheim gerettet, und wir lieben ihn abgöttisch. Wir haben nur immer Angst, dass man ihn uns verbieten könnte. Denn unser spießiger Postbote hat eine Heidenangst vor Tristan. Dabei ist der Kleine zahm wie ein Lämmchen.“
     
    Als Jana Minuten später in einen kurzen schwarzen Stretchrock gehüllt zurückkehrte, war das Chaos beseitigt. Rafael hielt mit unvergleichlicher Zärtlichkeit seine Tochter im Arm, und Tristan kauerte gemütlich auf Simons Schoß und ließ sich genüsslich hinter den Ohren kraulen. Dabei quietschte er vor Vergnügen wie ein kleines Kind. Immer wieder entfuhren ihm schrille Kicherlaute, während sich seine runden Öhrchen steil aufstellten und er hoheitsvoll an Simons Daumen nuckelte.
    Simons Blick glitt langsam an ihren schlanken Beinen hinauf, als sie sich näherte.
    Richtig, er hatte sie ja noch nie im Rock gesehen. Da ihr Valeries Hosen aber samt und sonders eine Handbreit zu kurz waren, hatte sie gezwungenermaßen den Minirock ausgewählt, der sich nun beim Laufen gnadenlos ihre langen Beine hinaufstahl. Hektisch zerrte sie daran herum, doch der Rock weigerte sich standhaft, ein paar Zentimeter länger zu werden.
    Eine frische, saubere Auflage zierte den Stuhl neben Simon. So glitt sie darauf. „Es tut mir leid. Ich habe vor Schreck das Glas fallen lassen“, verkündete sie in Valeries und Rafaels Richtung gewandt.
    Rafael winkte lässig ab. „Kein Problem. Als Valerie Tristan zum ersten Mal begegnet ist, hat sie ähnlich reagiert. Ich befürchte nur, deine Hose und die Schuhe sind Toast.“
    „Ach, halb so wild. Die waren eh alt“, schwindelte sie und dachte an die Hunderter, die sie vor Kurzem für zwei paar Designer-Schuhe hingeblättert hatte. Das erste Paar hatte sie Tage zuvor im abendlichen Münchner Regen unter Wasser gesetzt, das zweite heute in Rotwein ertränkt. Wenn das so weiterginge, käme Carsten nicht um eine satte Gehaltserhöhung herum.
    „Ich hätte niemals in Betracht gezogen, dass so ein kleiner Kerl eine abgeklärte Journalistin zu Tode erschrecken könnte“, schaltete sich da Simon mit lauerndem Unterton ein.
    Doch noch bevor sie dieser spitzen Bemerkung etwas Passendes entgegensetzen konnte, wurde ihre Aufmerksamkeit von Lilly gefangen genommen. Das Mädchen fingerte mit den winzigen Patschhändchen an einer massiven Kristallschale mit Obst herum, die sich auf dem Tisch breitgemacht hatte. Und obwohl die Schale nur unwesentlich kleiner war als das Kind, hob es diese mühelos an. Fassungslos riss Jana Mund und Augen auf, was wiederum Rafael auffiel. Dieser wechselte einen kurzen Blick mit Valerie, die postwendend auf den Tisch zustürzte und dem Baby die Schale entriss. Wobei Jana nicht entging, dass Valerie all ihre Kräfte benötigte, um das Teil mit einer Hand zu stemmen.
    Janas Kehle wurde staubtrocken. Was war das nur mit dieser Familie? Irgendetwas schien hier definitiv nicht mit rechten Dingen zuzugehen.
    Es gelang ihr nur unzureichend, das Zusammenzucken zu verhindern, als Tristan mit seiner runden Nase ihre Hand anstupste. Mit unverhohlener Neugier schnüffelte er an ihren Fingern. Widerwillig riss sie ihren Blick von dem Kleinkind los und kraulte das anhängliche Bärchen unterm Kinn. Sofort grunzte es glücklich und schmiegte sein Köpfchen in ihre Hand, wobei sein Fell urplötzlich noch rötlicher zu schimmern schien. Prompt zuckten wieder die Bilder des knallroten Pandas durch ihren Kopf, den der Hacker in so vielen Programmen installiert hatte.
    Gott! Sie musste hier weg!
    Sie konnte das alles nicht mehr ertragen!
    So eine glückliche Familie, so ein süßes Tierchen, und sie sollte all diesen Frieden in Schutt und Asche legen? Wie grausam war die Welt eigentlich?
    „Entschuldigt bitte, aber ich fühle mich nicht so gut. Ich würde gerne ins Hotel zurückfahren. Ich denke, ich rufe mir ein Taxi“, förderte sie schließlich ein paar schwache Worte zutage.
    Augenblicklich setzte Simon den kleinen Bären auf dem Boden ab, der zielstrebig auf Rafael zutrottete. „Keine Chance! Ich fahre dich natürlich.“
    Himmel noch mal! Musste dieser Mann ständig die Manieren eines Gentlemans an den Tag legen? Warum konnte er sich nicht ab und an wie ein Arschloch benehmen? Dann

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