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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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Steingebilde, schlank und hoch und mehr als siebentausend Jahre alt. Ihre Erbauer hatten nichts hinterlassen, was den Sinn und Zweck dieser Anlagen erklärt hätte. Aber wenn man richtig hinsah, erkannte man ihn auch so: Die abgerundeten, aufgetürmten Felsbrocken erinnerten an zerfallene Torbögen. Nichts anderes waren sie und sind es bis in die Gegenwart: magische Portale aus einer anderen Zeit.
    Eines von ihnen ragte nun hinter Alebin auf und war doch so weit entfernt, wie die Hand eines Riesen den Elfen hätte schleudern können. Noch wusste er nicht, was mit ihm geschehen war, spürte nichts von den Schmerzen, mit denen sich sein zerschundener Körper für all die Verletzungen bedankte, die er hatte hinnehmen müssen. Er hatte sich im Schwertkampf Mann gegen Mann behauptet, war am Steigbügel eines Pferdes über Asgards Erde gezogen worden und durch die rauen, kochend heißen Lavawände des Vulkans getaucht … Alebin war nichts erspart geblieben, und sein zerschundener Anblick unterstrich dies meisterlich.
    Verbrennungen und Knochenbrüche, Schürf- und Schnittwunden – allein der Blutverlust hätte einen Normalsterblichen schon getötet. Selbst ein Elf wäre ohne Behandlung kaum zu retten gewesen. Nur der Fluch des Getreuen hielt den Schwerverletzten am Leben, ob der wollte oder nicht.
    Gnädige Ohnmacht verdunkelte Alebins Geist. Sie war so tief, dass Alebins Bewusstsein nicht einmal mehr Träume erreichten, geschweige denn Eindrücke seiner Umgebung. Er spürte nicht die wärmende Oktobersonne über dem Hochmoor, roch nicht den Duft des Heidekrauts, auf dem er lag. Das Lied der Heidelerchen zog ungehört an ihm vorbei, während in seinem Körper bereits der Heilungsprozess anlief.
    Alebin merkte auch nicht, dass die Moorzikaden plötzlich verstummten. Sie waren die Wächter dieser Landschaft, immer in Bereitschaft und absolut verlässlich. Wenn ihr Zirpen stoppte, gab es dafür nur einen Grund: Es war jemand aufgetaucht, der nicht in ihre Nähe gehörte.
    Zum Glück bekam Alebin von alldem nichts mit. Hätte er seine Elfenaugen geöffnet – nur einen winzigen Spaltbreit –, wäre er vor Entsetzen vermutlich in noch tiefere Ohnmacht gefallen.
    Über ihm, schweigend und unheimlich, kauerte die Bestie vom Bodmin Moor.
    Es war später Nachmittag, als Alebin erwachte. Etwas hatte sein Gesicht gestreift, fein wie Katzenfell, und er hob reflexartig die Hand, um es wegzuwischen.
    »Aoooh!«, stöhnte er mit noch halb geschlossenen Lidern. Ein stechender Schmerz durchfuhr seinen Arm. Er endete nicht, wurde sogar heftiger, je mehr der rothaarige Elf das Bewusstsein wiedererlangte. Alebin erhob sich ein Stück vom Boden, blinzelte die Benommenheit weg und starrte verärgert auf die Quelle seiner Pein. Sein rechter Arm sah aus, als hätte ihm jemand ein zusätzliches Gelenk verpasst. Zerknittert irgendwie.
    »Gebrochen«, stellte Alebin mürrisch fest. Es regte ihn nicht sonderlich auf – er hatte schon viele Knochenfrakturen erlebt und ausgestanden, da machte diese keinen Unterschied mehr. Außerdem würde es nicht lange dauern, bis die Bruchstellen wieder zusammenwuchsen, das wusste der Elf aus leidiger Erfahrung. Trotzdem quälte ihn dieses Stechen und Reißen.
    Doch es hatte ihn nicht aus der Ohnmacht geholt, da musste noch mehr gewesen sein. Alebin sah sich um. Seine Augen schmerzten von der plötzlichen Helligkeit. Er kniff sie zusammen, wandte den Kopf – langsam, weil jede Bewegung weitere Schmerzen hervorrief. Erst im letzten Moment gewahrte er das ätherische, feinrote Lichtband im Heidekraut, das sich von ihm fortbewegte, als würde es gezogen. Gleich darauf verschwand es zwischen Bodenwellen und Sträuchern. Alebin runzelte die Stirn: Elfen hinterließen ähnliche Spuren! Werwölfe auch, aber die würden nicht am helllichten Tag in Erscheinung treten. Was also hatte sich ihm da genähert? Und vor allem …
    »Wo, bei allen stinkenden Mistwichteln, bin ich hier?« Alebins Stimme brachte die eben wieder einsetzenden Moorzikaden erneut zum Verstummen.
    »Hmpf!«, machte er mürrisch. In der Anderswelt hätten die Insekten nicht reagiert, schließlich war Alebin ein normaler Bewohner. Also musste er sich außerhalb des Elfenreichs befinden. Aber wo? Und warum? Er versuchte sich zu erinnern, kramte in seinem Gedächtnis nach dem letzten Eindruck vor seiner Ohnmacht – und bereute es gleich darauf.
    Innere Schleusen barsten, und eine wahre Bilderflut überschüttete Alebins Bewusstsein. Feuer, Tod,

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