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Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse

Titel: Seidel, S: Elfenzeit 16: Bestie von Lyonesse Kostenlos Bücher Online Lesen
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immer nicht fassen, dass dieses Zaubergeschöpf ihn, den drögen Computerfachmann, geheiratet hatte. Klar würde er alles tun, um sie glücklich zu machen.
    Na ja, fast alles.
    Die Hochzeitsreise nach Cornwall war ihre Idee gewesen, und Bastian hatte zugestimmt, obwohl ihn der Gedanke an Rucksackwanderungen auf Schmugglerpfaden, an verschlafene Nester und mystische Ruinen wenig anmachte. Überhaupt: Was war mystisch an Ruinen?
    »Hör mal«, sagte er. »Es ist schon spät, und wir haben noch ein ganzes Stück vor uns bis zum Hotel. Lass uns morgen wieder herkommen! Der See läuft dir garantiert nicht weg.«
    »Garantiert? Ha! Er ist schon mal ausgetrocknet, hast du das gewusst?«
    »Nope.«
    »Wenn ich’s dir sage!« Hannah nickte verträumt. Ihre großen blauen Augen waren auf den See gerichtet, während sie sprach. Bastian konnte beim besten Willen nicht nachempfinden, was seine schöne Frau an diesem
Wasserloch
derart faszinierte.
    Hannah erklärte es ihm. »Düstere Legenden ranken sich um den Dozmary Pool! Es heißt, dass Sir Bedivere, ein Ritter der Tafelrunde, das berühmte Schwert Excalibur hierher brachte, als König Artus nach der Schlacht von Camlann im Sterben lag. Bedivere soll es im Abendrot aufs Wasser hinausgeschleudert haben – einer Hand entgegen, die es auffing und mit in die Tiefe nahm.«
    »Boah, ist das unheimlich!« Bastian grinste. »Und? Hat man es gefunden, als der See austrocknete?«
    »Nö, leider nicht. Das war 1975, nach einer ungewöhnlichen Dürre. Bis dahin hatte man geglaubt, der Dozmary Pool sei abgrundtief. Aber es stellte sich heraus, dass er im Gegenteil ziemlich flach ist.«
    »Süße!« Bastian schlang einen Arm um seine Frau und drückte ihr einen Kuss aufs Haar. Die Enttäuschung in Hannahs Stimme rührte ihn sehr. »Das ganze Gerede von Excalibur ist nur ein Touristenlockmittel! Ich find’s ja gemein, dass sie so was erzählen, aber andererseits musst du doch wissen, dass das Schwert gar nicht hier sein
kann!
«
    »Ach, und warum nicht?«
    »Weil Artus eine Legende ist.« Bastian zog seinen verschobenen Rucksack zurecht. »Und wenn der König nicht existiert, warum sollte es dann sein Schwert?«
    Er wollte losmarschieren, konnte das aber vergessen. Hannah rannte an ihm vorbei, versperrte ihm den Weg. Hastig sagte sie: »Es gibt noch eine andere Geschichte über den Dozmary Pool. Und die hat ihre Wurzeln in der Realität!«
    Bastian seufzte. Kopfschüttelnd nahm er den Rucksack wieder ab. »Ich höre.«
    Er lächelte noch, als Hannah zu berichten begann. Doch sein Lächeln verblasste nach und nach, bis es ganz erlosch. Vielleicht lag es an der Stille im Moor, dem Abendrot oder der uralten Landschaft, dass ihm Hannahs Geschichte so unheimlich erschien. Schweigend hörte er zu, und sein Blick wanderte wie von selbst zu dem dunklen Gewässer mit all seinen Geheimnissen. Was verbarg sich dort unter den Wellen? Bastian erschauerte, als ein kalter Hauch über seine sonnengewärmte Haut strich. Die gruseligen Ereignisse von einst hatten ihn eingeholt.
    »Im frühen siebzehnten Jahrhundert lebte in Cornwall ein Mann namens Jan Tregeagle«, wusste Hannah. »Er war Landverwalter des Herzogs von Lanhydrock, einem prächtigen und auch heute noch sehr gut erhaltenen Anwesen in der Nähe von Bodmin. Tregeagle galt als ein düsterer, harscher Mann, der seinen Arbeitgeber bestahl und von den Pächtern überhöhte Zinsen forderte, um das Geld in die eigenen Taschen zu stopfen. Er war so verhasst, dass man ihm später seinen Grabstein hinterherwarf, um jede Erinnerung an den Kerl zu tilgen. Außerdem war er dumm, denn seine grenzenlose Habgier verleitete ihn zu einem Pakt mit dem Teufel. Geld und Macht, das wollte Jan Tregeagle haben. Der Teufel gab ihm beides – und Jan Tregeagle zahlte einen furchtbaren Preis dafür: Als er starb, holte ihn der Höllenfürst an den Dozmary Pool. Tregeagle wurde dazu verdammt, den See leer zu schöpfen. Mit einer durchlöcherten Muschelschale.«
    Die junge Frau verstummte einen Moment, sah hinaus aufs Wasser. Zu den Viehweiden und dem einsamen Mann am anderen Ufer.
    Nachdenklich fuhr sie fort: »Manche sagen, Tregeagle wäre dem Fluch später entkommen. Doch das ist unwahrscheinlich, denn seit jenem Tag haust der Teufel im Moor, samt seinen Höllenhunden. Sie sind schneller als der Wind, und kein Geist der Welt hat es je geschafft, ihnen davonzulaufen.«
    Herzschläge verpochten, ehe die Wirkung der Spukgeschichte nachließ. Bastian musste sich räuspern,

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