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Seifenblasen kuesst man nicht

Seifenblasen kuesst man nicht

Titel: Seifenblasen kuesst man nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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besseren Menschen machen würde. »Ich bin auf ausdrückliche Einladung hier. Ich habe mich niemandem aufgedrängt. Und da Sie schon die Sprache auf meinen Vater bringen: Er hat Ihren Fehler damals ausgebügelt. Er hat den Kopf für Sie hingehalten. Er hat …«
    Â»Er hat mich in den Rollstuhl gebracht!« Rumers Gesicht lief rot an. Alle Gespräche verstummten. Jeder im Raum drehte sich nach ihnen um. »Er ist schuld, dass ich ein Krüppel bin!«
    Â»Das stimmt nicht!« Coralie sprang auf.
    Â»Moment!«, rief David verwirrt. »Moment!«
    Â»Mein Vater hat damals die Schuld auf sich genommen, damit Sie nach dem Unfall nicht vor dem Nichts stehen! Dafür haben wir unser Haus verloren! Darunter leiden wir bis heute! Und ist von Ihnen jemals etwas gekommen? Ein Danke? Ein Verzeih-mir?«
    Â»Danke?«, schrie Rumer. Die Halsschlagadern schwollen ihm an. Er sah aus, als würde er gleich platzen. »Danke für ein verpfuschtes Leben?«
    Â»Du wusstest das?«, fragte David und starrte sie fassungslos an. »Du wusstest, was deine Familie meiner angetan hat, und hast es nie gesagt?«
    Â»So sind sie!«, fauchte Rumer. »Was wollen Sie von meinem Sohn?«
    Â»Nichts.« Coralie nahm ihre Tasche. »Nichts.«
    Sie drängte sich an Rumers Rollstuhl vorbei und lief hinaus. Tränen stiegen ihr in die Augen, wie blind tappte sie durch die Boxengasse in Richtung Ausgang. Hunderte, Tausende Menschen strömten ihr entgegen. Sie kam nicht voran, wurde von ausgelassenen Fans zur Seite geschoben und fand sich schließlich hinter einem Fanshop wieder. Keuchte. Ging in die Knie. Heulte. Heulte Rotz und Wasser. Ihr Handy vibrierte. David? Nein. Laura. Mit Herzklopfen und den schlimmsten Befürchtungen öffnete sie die Nachricht.
    Er hat die OP überstanden und liegt im künstlichen Koma. Selbst wenn er aufwacht, er wird nie wieder sehen können.
    Sie ließ das Handy sinken und weinte, weinte, weinte. Das waren die wirklichen Katastrophen. Das waren die Dinge, die eine Welt aus den Angeln hoben und zusammenstürzen ließen. Nicht Leute wie die Rumers, auch wenn die glaubten, sie seien der Mittelpunkt der Erde.
    Sie schickte die SMS weiter an Jasmin. Es dauerte keine Minute und die Antwort kam.
    Ich hab’s geschafft! Und Khaled will mich in seine Company! Heute Abend geht der Flieger nach Paris! Ich werde waaaaahnsinnig!
    Coralie las die Worte mehrmals. Sie wartete, ob noch etwas nachkäme. Ein Wort des Bedauerns oder des Mitgefühls. Irgendetwas, das sie Jasper sagen könnte, wenn er aufwachte. Wenn er jemals wieder die blinden Augen aufschlug. Aber es kam nichts.
    Sie steckte das Handy wieder ein.

24.
    Laura saß vor einem kalten Tee in der Cafeteria des Krankenhauses.
    Â»Seine Familie ist bei ihm. Sie grüßen dich herzlich und bedanken sich immer wieder, dass wir bei ihm waren, als es passiert ist.«
    Laura war blass. Jaspers Schicksal hatte sie sichtlich mitgenommen.
    Â»Ich dachte, du wärst noch am Lausitz-Ring? Oder in London? Was ist eigentlich los, und warum bist du überall, nur nicht da, wo du eigentlich sein solltest?«
    Coralie ließ ihre Tasche fallen und setzte sich Laura gegenüber. »Ich bin genau da, wo ich sein sollte. Bei dir und in Jaspers Nähe. Er braucht jemand, der ihm schonend beibringt, wie Jasmin reagiert hat.« Sie zeigte Laura die SMS .
    Fassungslos schüttelte ihre Freundin den Kopf. »Wie eiskalt kann man eigentlich sein?«
    Â»Keine Ahnung. Dabei habe ich wirklich geglaubt …«
    Â»Was?«
    Coralie gab eine kurze Zusammenfassung dessen, was in London passiert war. Laura holte ihren Teebeutel aus dem Becher und legte ihn auf der Serviette ab.
    Â»Verstehe. Du hast geglaubt, ein kleines Lied, ein hochherziger Verzicht würde einen anderen Menschen aus ihr machen. Wie doof kann man sein?«
    Â»Nein! … Ja. Irgendwie schon.«
    Â»Und David?«
    Â»David ist gestorben.«
    Laura holte ihr Smartphone aus der Tasche und wischte ein paar Mal über das Display. »Komisch. Davon steht hier gar nichts. Er hat den zweiten Platz gemacht und ist vom Team Chestnut in die Formel Masters aufgenommen. So ein Glückspilz.« Sie steckte das Handy wieder weg und musterte Coralie mit strengem Blick. »Was ist passiert?«
    Â»Sein Vater ist uns über den Weg ge-, gerollt, muss man ja wohl sagen. Er hat Gift und Galle gespuckt, als er uns zusammen gesehen

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