Seifenblasen kuesst man nicht
anmutende Fahrzeuge mit riesigen Reifen und einer Kohlefaser-Karosserie, die auf den ersten Blick so dünn wie Pappe war. Sicherheitsleute standen hinter den Seilen und achteten darauf, dass die Schaulustigen den Wagen nicht zu nahe kamen. Ein kurzer Blick auf Allisters und Coralies Badges, und die beiden durften ins Zelt.
Coralie spürte, wie ihr neidvolle Blicke folgten. Sie wusste, wie privilegiert sie war und dass viele sich die Frage stellten, was ein Mädchen wie sie im Fahrerlager zu suchen hatte.
»Das ist Davids Wagen.« Allister blieb vor einem der Monocoques stehen. Coralie erkannte, dass die Karosserie dem Fahrer quasi auf den Leib gegossen war. Eine MaÃanfertigung. Kein Kupplungspedal â Kuppeln war nicht vorgesehen. »Hier, die Anschlüsse für Kopfhörer und Computer. Im Moment werten sie noch die Daten aus. Der gläserne Fahrer, dahin geht die Entwicklung.«
Coralie drehte sich um. In einem Raum, hinter einem nur halb zurückgezogenen Vorhang, beugten sich einige Männer über Monitore und redeten leise miteinander. Sie erkannte David. Und zum ersten Mal sah sie in ihm den Mann, der er sein wollte.
Er trug einen eng anliegenden Ganzkörperoverall aus feuerfestem Gewebe und schmale Stiefel. Gerade beugte er sich vor und deutete auf einen der Ausdrucke. Hochkonzentriert, ernsthaft, auf Augenhöhe mit Mechanikern, Fahrzeugingenieuren, Reifenmännern, Teamchef, Manager und Fitnesstrainer. Ein halbes Dutzend Leute bewertete die Daten des letzten Rennens. Coralie merkte, dass sie jetzt nicht stören konnte.
»Es ist sein zweites Jahr in der Formel 3«, sagte Allister. »Jetzt muss er den Sprung schaffen. Der vierte Platz gestern war gut. Trotzdem â heute muss es besser werden.«
In diesem Moment drehte David sich um und sah sie. Er drückte einem der Männer die Papiere in die Hand und kam zu ihnen. Er lächelte. Anders, als sie das bisher von ihm kannte. Nicht mehr wie ein sorgloser Junge, eher wie jemand, der eine ziemliche Last auf den Schultern trug und sich nichts anmerken lassen wollte.
»Coralie.« Er blieb vor ihr stehen.
Unsicher spielte sie mit der All-Access-Karte herum. »David. Schön, dich zu sehen.«
»Hast du zehn Minuten?«
Zehn Minuten. Das klang ja wirklich nach einem entspannten, stressfreien Date.
»Klar.«
David wandte sich an Allister. »Ist das okay, wenn ich kurz mit ihr rausgehe?«
»Klar, Junge.«
Sie schlenderten an den Trucks und den Ständen der groÃen Automobilmarken vorbei zum Einfahrtstor zum Ring, vor dem sich schon ein riesiger Jahrmarkt versammelt hatte. Zuschauer mit Fahnen und Fan-Käppis, junge Frauen mit tiefen Ausschnitten, die sich sehr weit vorne an der Absperrung drängelten, und dahinter das geschäftige Treiben eines Wanderzirkus auf höchstem technischen Niveau. Rennwagen wurden ein letztes Mal von den Teams auf Herz und Nieren geprüft. Caterer fuhren abgedeckte Tablettwagen von einer VIP -Lounge zur anderen. Wichtige Männer führten im Laufen noch wichtigere Telefonate. Auf den Terrassen saÃen glitzernde Frauen und Männer in teuren Anzügen mit schweren Uhren am Handgelenk. Die Luft war wie elektrisch geladen. Coralie spürte sie bis in die feinsten Nerven.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte sie.
Sie gingen nebeneinanderher und versuchten, sich in dem Gedrängel so wenig wie möglich zu berühren.
»Ganz gut. Um vier ist der zweite Durchlauf. Wie war London?«
Coralie sah sich um. Gerade wurde ein Rennwagen an ihnen vorbeigeleitet. Das laute Bullern des Motors dröhnte durch jede Faser ihres Körpers.
»Ich bin ausgestiegen!«, schrie sie gegen den Lärm an.
»Was? Aber warum denn?«
Der Wagen verschwand hinter einer Biegung und sie konnten sich wieder normal unterhalten.
»Jasmin war besser.«
»Hat sie dich ausgebootet? Ist da irgendein linkes Ding gelaufen?«
»Nein. Gar nicht.« Coralie checkte kurz ihr Handy. Keine Nachricht von Laura, keine von Jasper. Sie wusste nicht, ob das gut oder schlecht war. »Ich gehe noch mal auf Null mit meinen Lebensplänen.«
»Ist das gut oder schlecht?«
»Gut, denke ich mal. Hoffe ich.«
David blieb stehen und sah sich um. Hinter ihnen lag die Arena. Das Tor war weit geöffnet und man konnte die voll besetzten Zuschauerränge auf der anderen Seite der Strecke erkennen. Musik plärrte aus den Lautsprechern, es war ein
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