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Sein letzter Burgunder

Sein letzter Burgunder

Titel: Sein letzter Burgunder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Grote
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schlagen um sich   …«
    »Wer sagt, dass sie sterben? Schau nach Ungarn, nach Italien und Le Pen in Frankreich, die Morde in Deutschland   …«
    Henry stand nicht der Sinn nach einer politischen Debatte. »Und die E-Mail von heute?«, fragte er. »Von wem stammt die?«
    »Xavier Blaspiñar ist der Name, die gesamte E-Mail -Adresse lautet [email protected]. Blas Piñar   – so hieß General Francos Nachfolger bei den Falangisten.«
    »Wie ich vermute, gibt es auch hier keine Rückschlüsse?«
    »Richtig, Henry, ich habe es selbstverständlich gleich ausprobiert. Wie man den Weg dieser E-Mail zurückverfolgen kann, zum Absender oder zum Server, das weiß ich nicht.«
    »Über die sogenannte I P-Adresse .«
    »Da könnten wir einen Spezialisten mit beauftragen, unser I T-Berater   …«
    »Wenn du dich so weit reinhängst, nimmst du die Drohung also ernst!«
    Isabellas Schweigen bestätigte Henrys Vermutung. Es gab nichts dagegen einzuwenden, dass sie als Historikerin neben der Arbeit in der Kellerei ihrer Familie, Bodegas Peñasco, die Toten des Bürgerkriegs ausgrub und mit dem Verband der Angehörigen die Opfer zu identifizieren versuchte. Im Gegenteil. Nur war sie kürzlich einen Schritt weiter gegangen, sie war auf der Suche nach den Verantwortlichen, sie bemühte sich, das Schweigen zu durchbrechen und die Täter zu finden. Damit hatte sie sich Feinde unter den Ultrarechten und dem spanischen Klerus gemacht. Es könnte zum Boykott der Kellerei in La Rioja führen. Und genau das bereitete Henry wie Isabellas Vater Sebastián, dem Firmenchef, Sorgen.
    »Ich gebe diese Arbeit nicht auf!«, sagte Isabella in ihrer trotzigen Art.
    Davon war Henry überzeugt. Von einer Sache, die sie sich einmal in den Kopf gesetzt hatte, war sie nicht abzubringen. Diese Eigenschaft war, als sie sich kennengelernt hatten, wesentlich ausgeprägter gewesen; für ihre Verhältnisse war Isabella inzwischen geradezu entgegenkommend und zugänglich.
    »Ich meine nicht, dass du klein beigeben sollst«, sagte er, ihren Protest vorwegnehmend. »Ich will nur, dass du die nötige Vorsicht walten lässt. Mir drängt sich ein ganz anderer Gedanke auf: Könnte es sein, dass Diego dich drangsalieren will, seine späte Rache auslebt?«
    »Wie soll er aus dem Gefängnis heraus Drohbriefe schreiben?«
    »Das wohl nicht, aber dein Bruder könnte jemanden damit beauftragt haben.«
    »Aus dem Knast heraus?«
    »Was spielt das für eine Rolle? Möglicherweise hat er jemanden draußen damit beauftragt. Geld genug hat er. Du, dein Vater, ihr alle arbeitet für ihn, in gewisser Weise sogar ich. Er wird mit jedem Jahr seiner Haftstrafe reicher. Er ist längst Millionär.«
    »Glücklicherweise hat er kein Stimmrecht, andernfalls sähe es mit seinem Fünfundzwanzig-Prozent-Anteil böse für uns aus.«
    »Setz dich auf jeden Fall mit Salgado in Verbindung. Er wird wissen, was zu tun ist.«
    Henry seufzte, er wusste, dass Isabella es bei ihren Vorbehalten gegen jede Art von Staatsdiener und staatliche Institutionen ungern tun würde. Ach, »Vorbehalte« war das falsche Wort, es war das zutiefst empfundene Misstrauen, das in der Krise auch zigtausende anderer junger Spanier auf die Straßen trugen. Sein eigenes Verhältnis zum Staat war ähnlich. Aber Capitán Salgado war zuverlässig, er hielt Wort, und obwohl er Polizeioffizier war, war er überzeugter Demokrat.
    »Bis wann seid ihr unterwegs?«, fragte Isabella unvermittelt. »Du fehlst mir.«
    Henry erklärte ihr, dass die Reise zu den Weingütern in den Alpujarras und den Bergen um Malaga am Freitag endete, er würde abends wieder in Barcelona sein und sich gleich nach Durchsicht der Post ins Auto schwingen.
    »Die Autobahn kannst du dir sparen,
querido
, ich bin am Wochenende in Madrid und stelle unsere Weine in zwei Restaurants vor.«
    »Wieso macht das nicht dein Vater, wie sonst auch?« Henry wusste, dass sie Weinpräsentationen vor dem Publikum hasste, denn je mehr Sterne ein Restaurant besaß, desto überheblicher war häufig der Besitzer und desto mehr war das Publikum von sich eingenommen, um nicht zu sagen arrogant. Anders als er es aus Deutschland und Frankreich kannte, bedeuteten die Köche in Spanien wenig, die Inhaber der Restaurants dafür umso mehr.
    »Sebastián kränkelt, er arbeitet zu viel, sein Arzt hat ihm eine Pause verordnet, und dann springe ich ein, ich fresse den Frosch.«
    »Du meinst, du schluckst die Kröte.« Henry lachte über ihre Art, wie sie die deutsche

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